Naturschutz gefährdet Umgehung

WOLSFELD/IRREL. Rund 9000 Hektar im Kreis Bitburg-Prüm will die Landesregierung als Gebiete mit besonderem Landschafts- und Vogelschutz bei der EU melden. In der Bevölkerung regt sich Widerstand - erst recht wenn wichtige Projekte wie die Wolsfelder Umgehungsstraße gefährdet sind.

 Wo die Wolsfelder Umgehung verlaufen soll, hat das Land Naturschutz-Flächen vorgesehen.Foto: Uwe Hentschel

Wo die Wolsfelder Umgehung verlaufen soll, hat das Land Naturschutz-Flächen vorgesehen.Foto: Uwe Hentschel

"Am besten machen wir einen Zaun um die Eifel und verlangen Eintritt für das Naturmuseum", sagt ein kommunaler Würdenträger über die Pläne der Landesregierung, allein im Kreis Bitburg-Prüm rund 9000 Hektar als schützenswerte Gebiete gemäß der Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie oder als Vogelschutzgebiete auszuweisen (der TV berichtete). Dies entspricht einer Fläche von ungefähr 18 000 Fußballfeldern.Erst seit wenigen Tagen wissen viele Gebietskörperschaften, dass sie von der Ausweisung betroffen sein werden. Die Unsicherheit ist groß. Nicht nur, weil die Einschränkungen, die für die Eigentümer mit der Ausweisung der FFH-Gebiete verbunden sein werden, noch völlig unbekannt sind, sondern auch, weil kaum einer genau weiß, welche Flächen überhaupt betroffen sind. Ungenaue Karten im Internet lassen Raum für Spekulationen. So auch im Fall Wolsfeld, wo allerdings der Sprecher der Kreisverwaltung, Rudolf Müller, die Gerüchte bestätigt, dass die Jahrzehnte lang geplante Umgehungsstraße von FFH-Flächen berührt wird. "Die Sachbearbeiterin, die die Stellungnahme des Kreises zu den FFH-Flächen erarbeitet, hat das festgestellt", sagt Müller. Offenbar eine überraschende Erkenntnis. Auch für den Wolsfelder Ortsbürgermeister Heinz Junk. "Das kann ich mir eigentlich nicht vorstellen. Aber wenn es so ist, werden wir uns natürlich vehement dagegen wehren", hatte er noch gesagt, bevor die Bombe platzte. Schließlich bestehe jetzt endlich Baurecht für die lang ersehnte Straße, und deshalb werde man sich keinen Strich mehr durch die Rechnung machen lassen.Noch schlimmer - zumindest vom Umfang der Flächen gesehen - hat es die Ortsgemeinde Roth an der Our getroffen: Die ganze Ortslage ist als FFH-Gebiet und als Vogelschutzgebiet ausgewiesen. Ortsbürgermeister Hans Leo Hunewald befürchtet, dass die Entwicklung der Gemeinde unmöglich gemacht wird. Ähnliche Probleme haben auch andere Gemeinden im Kreis. Fünf Gebiete sollen ausgewiesen werden. Neben dem Ourtal mit 3660 Hektar sind dies die Schneifel (3549 Hektar), der Kreis-Anteil des Sauertals (1024 Hektar), die Schönecker Schweiz (894 Hektar) und der Kreis-Anteil an den Mooren bei Weißenseifen.Bisher hatten die Gemeinden keine Möglichkeit, Stellung zu den Plänen des Landes zu beziehen. In die Planungen der Gebiete waren weder Orts-, noch Verbandsgemeinden oder Kreis eingebunden. "Das ist keine besonders gute Vorgehensweise", kritisiert der Geschäftsführer des Kreisbauernverbandes, Alfons Kewes.Gelegenheit zur Stellungnahme haben die kommunalen Vertreter erst am heutigen Donnerstag, 12. Juni, 15 Uhr, in der Gemeindehalle Irrel. Dort wollen Vertreter von Ministerium und Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord über die Schutzgebiete informieren. Eingeladen sind betroffene Ortschefs aus dem ehemaligen Regierungsbezirk Trier. Bis zu 400 Teilnehmer werden erwartet.Viel Zeit haben die Bürgermeister nicht, Einsprüche zu formulieren. Das Umweltministerium: "Die betroffenen Planungsträger und Landnutzer sind gebeten, ihre fachlichen Beiträge zu der FFH-Suchkulisse bis zum 16. Juni 2003 abzugeben".

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