Neue Anschuldigungen gegen Klinik

Bitburg · Die Bitburger Klinik steht weiter im Fokus der Öffentlichkeit: Nachdem der Trierische Volksfreund im April über den Fall eines 72-Jährigen berichtet hat, der unter rätselhaften Umständen im Marienkrankenhaus gestorben ist, hat sich nun eine Familie an den TV gewandt, die von "unmenschlichen" Erlebnissen in dem Hospital berichtet.

Bitburg. Christa H. (alle Namen der Familie von der Redaktion geändert) steht der Schock ins Gesicht geschrieben. Wenn sie ihre Geschichte erzählt, dann treibt es ihr die Tränen in die Augen. Sie sitzt am Esstisch in ihrem Haus irgendwo im Eifelkreis Bitburg-Prüm und sagt: "Es geht mir nicht um irgendeine Diagnose, sondern es geht mir darum, wie unmenschlich sich die Ärzte und Pfleger im Bitburger Krankenhaus gegenüber meinem Mann verhalten haben."Zustand verschlechtert sich


Ihr Ehemann, nennen wir ihn Michael, leidet seit Längerem an einer chronischen Erkrankung der Lunge. Nach Angaben seiner Angehörigen leidet Michael H. an einer leichten Form der Krankheit. H. ist deswegen schon seit geraumer Zeit in medizinischer Behandlung. Er lebt gut damit. Am 1. April allerdings geht es ihm plötzlich sehr schlecht. H. hat sich eine Erkältung eingefangen und bekommt auf einmal kaum noch Luft - er ringt um Sauerstoff. Seine Frau ruft den Notarzt. Mit dem Rettungswagen kommt der 61-Jährige ins Marienkrankenhaus nach Bitburg. Nach Aufnahme in der Notaufnahme landet H. auf einer Station des Krankenhauses.
Was dann passiert, schildern Christa H. und ihre Tochter wie folgt: "Man teilte uns mit, dass sich seine chronische Lungenerkrankung im Endstadium befinden würde und man daher nichts mehr für ihn tun könnte." Beide erklären, Michael H. sei wie "ein Sterbender" behandelt worden. Bis zum 3. April habe sich sein Zustand erheblich verschlechtert. Auf Nachfrage der Angehörigen, wie es mit H. weitergehe und welche Behandlung vorgesehen sei, habe ein Assistenzarzt erläutert, H. werde bestmöglich auf eine chronische Bronchitis behandelt.
"Ein Oberarzt erklärte uns später", so erinnert sich die Tochter, "mein Vater habe eine schwere Krankheit, und wir müssten jederzeit damit rechnen, dass er an seiner Atemnot sterben werde." Man könne nichts anderes tun, als zu hoffen, dass er es irgendwie schaffe. Auf die Frage der Angehörigen, wie die Mediziner gerade auf die Diagnose Endstadium kommen, erhalten sie nach eigenen Angaben keine Antwort. Von einer intensivmedizinischen Betreuung habe das Krankenhaus abgeraten, da der Patient dann intubiert (dabei wird ein Schlauch durch Mund oder Nase geführt, um den Patient künstlich zu beatmen, Anm. d. Red.) werden müsse. "Ausdrücklich hat uns der behandelnde Arzt darauf hingewiesen, dass dies die Verlängerung des Leidensweges für meinen Vater bedeuten würde", sagt H.\'s Tochter. "Wir haben dann argumentiert, dass meinem Vater auch ohne eine Intubation geholfen werden könne, beispielsweise durch das Anlegen einer Sauerstoffmaske."
Als es H. immer schlechter geht, bricht Christa H. in Tränen aus. Sie und ihre Tochter flehen darum, H. auf die Intensivstation zu verlegen und mit einer Sauerstoffmaske beatmen zu lassen. Erst nach "langem, intensivem Drängen", so schildern es die Angehörigen, wird H. schließlich auf die Intensivstation verlegt und über eine Sauerstoffmaske beatmet. "Dort ist es meinem Vater schnell besser gegangen, er hat sogar wenige Tage später schon wieder gefrühstückt", sagt die junge Frau. Am 8. April wird der Eifeler dann auf eigenen Wunsch ins Krankenhaus Wittlich verlegt. "Dies passierte erst, nachdem wir vehement darauf gedrängt haben", erklärt die Ehefrau. "Denn das Bitburger Krankenhaus hatte zuerst erklärt, dass es für eine Verlegung keine medizinische Notwendigkeit gebe. Am Ende hat es aber dann sogar die Transportkosten übernommen." Mittlerweile liegt Michael H. in Wittlich. Es geht ihm nach Angaben seiner Angehörigen erheblich besser. "Er wird im Laufe der Woche entlassen", berichtet seine Tochter.
Was sagt das Bitburger Krankenhaus zu den Schilderungen? Pressesprecher Heribert Frieling erklärt: "In einem solchen Fall wie bei Herrn H. gibt es immer unterschiedliche Therapieoptionen. Sie sind von der Vorgeschichte und vom Eindruck abhängig, den die Ärzte vom Patienten gewinnen." Bei Michael H. habe sich das Ärzteteam für eine konservative Therapie entschieden. "Das allerdings entsprach nicht der Erwartungshaltung der Angehörigen, sie forderten eine künstliche Beatmung auf der Intensivstation." Diesem Wunsch, so Frieling, sei dann auch Folge geleistet worden.
Zum Vorwurf, Ärzte hätten den Angehörigen mitgeteilt, man könne nichts mehr für H. tun, da sich die Krankheit im Endstadium befinde, sagt der Pressesprecher: Das können wir absolut nicht nachvollziehen." Weil Mitpatienten allerdings aus H.‘s Zimmer geschoben wurden, könne eventuell der Eindruck bei den Angehörigen entstanden sein, H. sei wie ein Sterbender behandelt worden. "Das war jedoch keineswegs so", betont Frieling. "Auf einer Erstaufnahmestation sind solche Situationen ganz normal, da herrscht ein Kommen und Gehen."Ermittlungen dauern an


Zur Frage, warum das Krankenhaus die Transportkosten des Patienten nach Wittlich aus eigener Tasche bezahlt hat, obwohl für eine Verlegung aus medizinischer Sicht nach Meinung der Bitburger Mediziner keine Notwendigkeit bestanden hat, erklärt Frieling, dies habe das Haus in diesem Einzelfall so entschieden, weil die Angehörigen auf eine Verlegung des Patienten gedrängt hätten.
Auch zum Ermittlungsstand im Fall des Patienten des Bitburger Hospitals, der trotz akuter Atemnot erst nach mehreren Stunden ärztliche Hilfe erhalten haben soll (der TV berichtete am 1. April) und wenige Tage später gestorben ist, geben Haus und Träger mit Hinweis auf das laufende Ermittlungsverfahren weiterhin keine Stellungnahme ab. Der Leitende Oberstaatsanwalt Peter Fritzen erklärt dazu: "Die Ermittlungen in diesem Fall laufen nach wie vor. Sie werden auch noch geraume Zeit andauern." Es seien bereits mehrere Zeugen verhört worden, "zudem müssen noch medizinische Fragen geklärt werden", sagt Fritzen.

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