Ohne Unfall von der Theke ins Bett

SPANGDAHLEM. Um Zwischenfälle mit betrunkenen Amerikanern auf Eifel-Straßen und in Diskotheken zu vermeiden, hat die Airbase Spangdahlem ein neues Projekt gestartet, das "Eifel Patrol Program".

Eine Schlägerei in einer Discothek, ein Bierglas, das an einem Kopf zerschellt oder ein Autofahrer, der die Kontrolle über sein Fahrzeug verliert, auf die Gegenfahrbahn gerät und einen Unfall verursacht - das ist spektakulär, fast filmreif, produziert in deutsch-amerikanischer Zusammenarbeit. Der deutsche Produktionspartner stellt die Kulisse, die Eifellandschaft, mit all ihren herrlichen, kurvenreichen Straßen, an deren Rand verrauchte Kneipen stehen, in denen man so richtig schön versacken kann. Der amerikanische "Executive Producer" stellt die Darsteller, die in dieser Wildnis überleben müssen. Ein Film, der sich auf Eifelstraßen und Discotheken dann abspielt, wenn es bei den Hauptdarstellern womöglich schon längst zum Filmriss gekommen ist. Die amerikanische Flugstaffel in Spangdahlem wünscht sich für diesen Mehrteiler ein "Happy End" und hat deshalb vor kurzem umgeschaltet: auf das "Eifel Patrol Program".Abschreckende Auftritte und Überholverbote

Dabei statten Angehörige des Militärstützpunktes den Kneipen, Discos und Nachtclubs, die überwiegend von Amerikanern aufgesucht werden, an den Wochenenden regelmäßig Besuche ab, unterhalten sich mit den Betreibern über eventuelle Zwischenfälle, trinken eine "Coke" und schrecken ab. "Es ist eine Maßnahme, um Vorfälle, Unfälle und was auch immer zu verhindern", erklärt Iris Reiff, Pressesprecherin der Airbase Spangdahlem die wesentlichen Ziele des Programms. Der Commodore der 52. Fliegerstaffel, Stephen Mueller, sei "sehr bemüht um die Sicherheit seiner Truppe", sagt sie. Es gehe nicht darum, Soldaten vom Trinken abzuhalten, erklärt Reiff, sondern in erster Linie darum, so genannte "DUIs" zu verhindern. "DUI" steht für "Driving under the influence" (Fahren unter Alkoholeinfluss) und ist neben der Eifeler Mittelgebirgslandschaft und deutscher Verkehrsordnung das größte Hindernis, mit dem die jungen amerikanischen Soldaten zu kämpfen haben, wenn sie im Umfeld von Spangdahlem unterwegs sind. Die Militärführung auf dem Stützpunkt ist sich dieser Problematik seit langem bewusst und hat durch pädagogisch-disziplinarischen Aktionen die Zahl der Unfälle mit amerikanischer Beteiligung deutlich reduzieren können, sei es durch ein Überholverbot für Amerikaner oder durch Fahrdienste. Es sei in der Tat besser geworden, sagt Klaus Schnarrbach von der Bitburger Polizeiinspektion, und führt das vor allem auf das Überholverbot zurück. Dennoch sei die Beteiligung der amerikanischen Mitbürger an der gesamten Unfallquote im Zuständigkeitsbereich der Bitburger Polizei auffallend hoch. An rund 30 Prozent der Unfälle im vergangenen Jahr seien Amerikaner beteiligt gewesen, sagt Schnarrbach. Auch bei Auseinandersetzungen in Kneipen oder Discotheken seien unter den Akteuren nicht selten Amerikaner. Zwischenfälle gebe es des öfteren, vor allem in Speicher. Von Schlägereien sind Marika Weiler und ihr Freund Detlef Faber bisher verschont geblieben. Seit vergangenem Jahr betreiben sie das Tanzlokal "Kajüte" in Binsfeld, einst Hochburg eifel-amerikanischer Vergnügungssucht.Wenn mäßig trinkfeste Amerikaner viel bechern

Mehr als die Hälfte der Besucher seien Amerikaner, sagt Weiler, die am Wochenende an der Theke arbeitet. Probleme habe sie noch nicht gehabt. Besuch von der "Eifel Patrol" hat auch sie schon gehabt, zwei Mal bisher und auch nur kurz. Die Reaktion der amerikanischen Lokalbesucher darauf sei positiv gewesen, oder zumindest nicht negativ. Die Amerikaner würden schon viel trinken, sagt Weiler. "Die sind nicht so gesättigt wie wir Deutschen", meint sie, und nicht so trinkfest. "Wir haben das schon mit 16, 17 Jahren durchgemacht."

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