Pest im Griff, Häuschen dicht

DAUN/WITTLICH/BITBURG. Jäger und Bauern freuen sich auf März 2005. Dann sollen die 14 Wildannahmestellen aufgelöst werden. Seit Herbst 1999 wurden in den drei Landkreisen 42 000 Wildschweine erlegt und untersucht. Das allein kostete jährlich rund 150 000 Euro, die Baukosten für die Annahmestellen weitere 350 000 Euro.

Erwartet worden war, dass bereits zum Jahresende die Wildannahmestellen (je fünf in den Kreisen Bernkastel-Wittlich und Daun sowie vier im Kreis Bitburg-Prüm) nicht mehr genutzt werden müssen. Doch daraus wird nichts. "Der Antrag auf Aufhebung läuft. Allerdings unter dem Vorbehalt, dass kein neuer Fall eintritt", erklärt Wolfgang Raber, Pressesprecher im Mainzer Umwelt- und Forstministerium. Letztlich liege die Entscheidung bei der EU, die die Maßregelung auch verhängt hat. Nach den EU-Vorschriften könne der Antrag nur dann bejaht werden, wenn der letzte positive Fall von europäischer Schweinepest (ESP) länger als zwei Jahre zurückliegt. Für die Maßregelung wurde Rheinland-Pfalz in zwei Areale aufgeteilt, die getrennt voneinander bewertet werden. Im nördlichen Teil wurde im März 2003 (im Kreis Bernkastel-Wittlich) der letzte positive Fall registriert. Der Landkreis Daun könnte seit Mai 2002 schon "befreit" sein. Doch das Gebiet zählt als Einheit, daher ist der März-Termin maßgeblich. Im benachbarten Nordrhein-Westfalen ist die Verordnung schon seit November aufgehoben. Die Jäger waren in allen drei Landkreisen sehr aktiv bei der Sauenjagd seit dem Ausbruch der ESP im Herbst 1999. Seither haben sie 42 000 Wildschweine erlegt (im Kreis Bernkastel-Wittlich 18 200, im Kreis Bitburg-Prüm 13 300, im Kreis Daun 10 500). Außerdem haben sie bei 24 Einsätzen Hunderttausende Impfköder ausgebracht. Kurt Alexander Michael, Präsident des Landesjagdverbands, der im Kreis Bitburg-Prüm wohnt, meint: "Landesweit waren es mehr als fünf Millionen Impfköder. Mit der Ausbringung haben wir einen Part unserer Pflicht erfüllt und mit dem Abschuss von 66 600 Wildscheinen landesweit im vorigen Jagdjahr, einen weiteren Part. Übrigens war das die längsten Strecke überhaupt."Landwirte hoffen, dass noch mehr geschossen wird

Auch die Landwirte, die in Angst um ihre Schweinezuchtbetriebe einst größte Kritiker der Jäger waren, freuen sich auf die Abschaffung der Wildannahmestellen. Leo Blum, Präsident des Bauernverbands Rheinland-Nassau, sagt: "Wir sind froh, wenn für die Jäger der große Aufwand aufhört. Wir hoffen, dass dann die Jäger noch mehr schießen, weil sie nicht mehr so viel Bürokratie für jede Wildsau erledigen müssen." In der Tat: Einige Formulare gilt es in den Annahmestellen auszufüllen, Blut- und Gewebeproben sind zu entnehmen. Zudem sind die Anfahrtswege zu den Annahmestellen, in denen jede geschossene Sau zunächst gebracht werden muss, oftmals sehr weit. Michael verspricht den Landwirten: "Wir werden kräftig an den hohen Abschusszahlen dranbleiben, denn wir wissen, dass das Thema noch nicht erledigt ist." Zwar sei für kommendes Jahr keine Impfung vorgesehen, aber Probeuntersuchungen seien wahrscheinlich. Die Immunisierungsraten liegen in den Kreisen Daun und Bitburg-Prüm bei durchschnittlich 60 Prozent (bei Frischlingen bei 50 Prozent, bei älteren Tieren bei bis zu 90 Prozent). Im Kreis Bernkastel-Wittlich waren die Impfaktionen nicht so erfolgreich. Da sind nur 40 Prozent der Jungtiere gegen den Erreger immun, bei den Alttieren sind es um die 75 Prozent. Mit der Auflösung der Annahmestellen löst sich auch ein erheblicher Kostenfaktor auf. Im Kreis Bernkastel-Wittlich kostet der Unterhalt jährlich 95 000 Euro, in Bitburg-Prüm 22 000 Euro und in Daun 35 000 Euro. Auch der Bau der Stellen, den das Land bezuschusst hat, schlug gravierend zu Buche: In Bernkastel-Wittlich waren es 180 000 Euro, in Bitburg-Prüm pro Stelle zwischen 10 000 Euro und 50 000 Euro und im Kreis Daun jeweils zwischen 10 000 Euro und 25 000 Euro.

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