Priester, Publizist, Pronsfelder

PRONSFELD/BUTZWEILER. (js) Vor 100 Jahren geboren: Nikolaus Kyll, katholischer Priester und weithin bekannter Historiker, hat sich in der Eifel einen Namen gemacht. Er wird heute noch oft zitiert, wenn es um die wissenschaftliche Erkundung der Heimat geht.

Ungezählte Veröffentlichungen zur Landes- und Volkskunde, zum Eifeler Brauchtum, zur Besiedlungs- und Pfarrgeschichte, zur Archäologie und zur Geschichte der Abtei Prüm stammen aus seiner Feder. Die Bibliografie von Nikolaus Kyll ist umfassend. Er veröffentlichte unter anderem in Zeitschriften wie "Pastor bonus", "Landeskundliche Vierteljahrsblätter", diversen Heimatkalendern und dem TV . Nikolaus Kyll wurde 1904 in Algringen/Lothringen geboren, wo sein Vater in der Eisenindustrie arbeitete. Nach der Rückkehr in die Eifel und dem Besuch des Gymnasiums in Trier trat Kyll 1926 ins Priesterseminar Trier ein. Nach einigen Jahren in der Seelsorge begann er ein Studium in Berlin. 1941 wurde er als Sanitäter eingezogen und kehrte erst 1948 aus russischer Gefangenschaft zurück. Die Jahre des Kriegs und des Gefangenseins prägten den jungen Seelsorger so stark, dass er nur noch priesterlich wirken wollte. Einem Ruf der bischöflichen Behörde nach Trier als Professor für Kirchengeschichte folgte er nicht. Ihn zog es zu den Menschen. 1949 trat Kyll eine Pfarrstelle in der Prümtal-Pfarrei Pronsfeld an, wo er fast zehn Jahre lang wirkte. Neben der Seelsorge widmete sich Kyll besonders dem zu 80 Prozent zerstörten Ort. Reparaturen an den Kirchen und die Neuanlage des Friedhofes ging er an. Daneben begann er umfangreiche Forschungsarbeiten - vor allem zu Römerzeit und fränkischer Epoche. Die ersten wissenschaftlichen Schriften entstanden, unter anderem "Das Kind im Volksglauben des Trierer Landes" (1957) und viele weitere Publikationen über Pronsfeld, die Abteistadt Prüm, seinen Heimatkreis Bitburg und einige Moselorte. In Vorträgen und Rundfunkgesprächen war Kyll ein gern gehörter Gast. Im Jahr 1957 kam Nikolaus Kyll nach Butzweiler, wo er seine wissenschaftlichen Arbeiten noch intensivierte. Kylls Veröffentlichungen reichen nun von der Siedlungsgeschichte der Eifel über kirchenhistorische Arbeiten bis zur historischen Volkskunde. Ein Schwerpunkt seines Forschens war das Brauchtum. Aus der Vielzahl der etwa 200 veröffentlichten Beiträge ragen "Prümer Bauernleben im 9. Jahrhundert", "Die Glocken im Wetterglauben", "Das Visitationshandbuch Reginos von Prüm" und "Der Kreis Prüm im Wandel der Zeiten" heraus. Mehr als nur Pflicht war dem Dorfpastor die Nähe zu den Menschen. Weite Reisen mochte er nicht, eben so wenig Ehrungen. Dennoch erhielt er im Jahre 1967 eine überregional bedeutende Auszeichnung: das vom Landschaftsverband Rheinland verliehene Albert-Steeger-Stipendium. Am 23. Mai 1973 starb Nikolaus Kyll. Er wurde in Wiersdorf beigesetzt.

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