"Schicker Bulle, tolle Genetik!"

BITBURG. (ako) 120 Bullen, Kälber, Kühe und Rinder laufen bei der Januarversteigerung in der Rinderauktionshalle in Bitburg aus. Der TV begleitete Landwirt Matthias Schwalen und ließ sich staunend in die "Geheimnisse" des Tierverkaufs in Bitburg einführen.

Shampoonieren, rasieren, bürsten. Dabei geht es nicht um einen x-beliebigen Frisörsalon. Die Klientel ist vierbeinig, schaut aus riesengroßen feuchten Augen in eine schlichte Halle und muht bisweilen still vor sich hin. Es riecht eindeutig nach Kuhstall. Die Vorbereitungen für die erste Rinderauktion im neuen Jahr laufen auf Hochtouren. Immer mehr Tiere werden auf Hängern herbeigefahren und im Innern der Bitburger Auktionshalle hübsch gemacht für das Publikum. Schließlich sollen sie sich von der schönsten Seite zeigen und möglichst hohe Preise erzielen. "Das ist hier kein catwalk", vergleicht Landwirtin Brigitte Schwalen scherzhaft die Präsentation der Tiere mit den Laufstegen dieser Welt, "sondern ein cowwalk." Sie und ihr Ehemann, die der TV ein Jahr lang in der Landwirtschaft begleitet, sind hergefahren, um eine Kuh zu kaufen. Auf das Äußere kommt es jedoch auch hier an: Ist das Euter gleichmäßig? Ist das so genannte Fundament gesund und stabil? Ist die Beckenlagerung ideal? Eine elegante Körperhaltung und gefügiges Verhalten sind ebenfalls ein Plus. Bockiges oder sehr ängstliches Gebaren der Bullen oder Kälber lässt spätere Probleme erahnen. Alle Tiere werden vor der Auktion tierärztlich untersucht. "Das Ziel ist eine funktionale Kuh", lautet die nüchterne Erklärung der Kriterien, zu denen wesentlich auch die Milchleistung und die Gene gehören. Preisgekrönte Tiermütter und -väter machen den Verkauf leichter. Dank eines Katalogs mit Detailinformationen zu jedem Tier, das versteigert werden soll, können sich die Interessenten schon vorab ein Bild machen. "Schicker Bulle, tolle Genetik! So was kriegt man nicht alle Tage!" preist der Auktionator die lebendige Ware an, die sich bisweilen mit leichtem Widerwillen am Nasenring vor den dicht besetzten Rängen entlang führen lässt. Am Werk sind dabei Profis. Es gibt sogar Wettbewerbe in der Kunst, die Tiere vorzuführen. Manchen Vierbeinern merkt man an, dass sie ihren Auftritt ebenfalls geprobt haben. Mit einer irrwitzigen Geschwindigkeit registriert der von zwei Helfern assistierte Auktionator die Meldungen der willigen Käufer und zählt die Preise hoch. Das Ersteigern ist bei allen so eingespielt, dass ein simples Augenzwinkern genügt, um den Preis um jeweils 50 Euro in die Höhe zu treiben. Dieses Mal liegen die höchsten Werte bei 2000 Euro pro Tier. Die durchschnittlich erzielbaren Erlöse variieren von Auktion zu Auktion und lagen im November bei 1450 Euro, im Dezember bei 1100 Euro. "Manchmal hängt es sogar vom Wetter ab, ob man hier seine Tiere gut oder schlecht verkauft", erläutert Hermann Schwalen den Grund, warum zum Beispiel in der Erntezeit der Markt schwächer ist. "Die Auktion ist das wesentliche Preisbarometer für den Abhofverkauf." Ein Italiener, der üblicherweise ein rundes Dutzend Tiere kauft, fehlt heute. "Das könnte die Preise drücken". Nirgendwo sonst seien Angebot und Nachfrage so direkt aufeinander abgestimmt wie bei der Auktion. Vor allem im Frühjahr und im Herbst sei die Nachfrage an Bullen besonders hoch. Wer jedoch als Erster sein Tier in die mit Sägemehl ausgestreute Halle führt, hat es schwer: "Da warten die meisten Käufer ab, was sie noch geboten bekommen." Manche Tiere, die nicht so perfekt sind, finden auf Anhieb keinen Abnehmer, aber das sei relativ selten, berichtet Schwalen aus Erfahrung. Sie werden gegen Ende der Auktion noch einmal angeboten, und wenn auch das scheitert, versucht es der Landwirt in der Regel mit dem Abhofverkauf oder lässt das Tier schlachten.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort