Schlittschuhe für Bleifüße

BITBURG. Spikes statt Kufen: Zweimal pro Woche ist die Eissporthalle Bitburg für Schlittschuhläufer gesperrt. Dann fahren Go-Karts auf einem Parcours übers Eis.

 Eismeister Stephan Müller demonstriert, wie eine spiegelglatte Fläche auch ohne Schlittschuhe recht zügig befahren werden kann.Foto: Uwe Hentschel

Eismeister Stephan Müller demonstriert, wie eine spiegelglatte Fläche auch ohne Schlittschuhe recht zügig befahren werden kann.Foto: Uwe Hentschel

"Erst eine lange Gerade, dann geht‘s in die Kurve, zwei scharfe S-Kurven, durch die sie dann so richtig durchdriften." Wenn Stephan Müller von dem erzählt, was sich mittwochs und freitags auf den 1800 frostigen Quadratmetern der Bitburger Eissporthalle abspielt, leuchten seine Augen. Seit November werden dort abends Go-Kart-Touren auf dem Eis angeboten. Für elf Euro können Besucher zehn Minuten mit Karts zwischen orange-weißen Pylonen übers Eis schlittern - "mit Asphalt ist das nicht zu vergleichen", sagt Müller. Er und sein Kollege Jörg Becker sind die Eismeister der Bitburger Sporteinrichtung, und bis vor wenigen Wochen gab es für die beiden die Kombination von Eis und Motorsport nur in eher gediegener Form - nämlich dann, wenn sie mit der Eismaschine die Schlittschuhfläche glätten mussten. Doch die drei Fahrzeuge, die in der Garage hinter der Eismaschine geparkt werden, geben der "Bit-Kurve" eine neue Bedeutung.In Wintersportgebieten bereits verbreitet

Ein 6,5-PS-Honda-Motor hinter dem Sitz und mit Spikes bestückte Reifen an allen Ecken sorgen dafür, dass es zügig und dennoch halbwegs kontrollierbar voran geht. "In Wintersportgebieten in der Schweiz, in Österreich und Finnland gibt es so etwas schon länger", sagt Martha Degens, Geschäftsführerin der Eissporthalle. "Doch bei uns in der Region ist so etwas noch neu." Zumindest auf deutscher Seite, denn im luxemburgischen Befort wird der Eis-Kart-Sport ebenfalls angeboten. "Ich hatte die Idee dem Wirtschaftsbeirat und Vorstand des Eissportvereins mitgeteilt", sagt Degens. Diese hätten auch ohne Weiteres zugestimmt. Allerdings habe es dann immer noch ein nicht ganz unwesentliches Problem gegeben: "Wie kommen wir an Karts?" Eine Nachfrage beim Betreiber der Motorpark-Outdoorbahn auf dem Flugplatzgelände beendete die Suche. "Im Winter ist die Außenkartbahn ohnehin geschlossen, und deshalb war es möglich, die Fahrzeuge auszuleihen", sagt die Chefin. "Der Besitzer der Karts war sehr behilflich und hat uns auch Tipps gegeben. Wir hatten ja überhaupt keine Erfahrung mit den Dingern." Mittlerweile gehört das Heulen der kleinen Motoren ebenso zum Programm der Eishalle wie die Lieblingshits, die der DJ jedes Wochenende für verliebte Schlittschuh-Teeniepärchen spielt. "Eine Gruppe kommt regelmäßig von irgendwo hinter Wittlich. Die sind ganz begeistert", sagt Stephan Müller. Auch aus dem Prümer Raum kämen oft Besucher, nur in Bitburg und der näheren Umgebung sei die Resonanz bisher eher schwach. Woran es liegt, wissen der Eismeister und die Geschäftsführerin auch nicht. Möglicherweise haben Bewohner des höher gelegenen Bitburg-Prümer Nordkreises weniger Angst, auf Glatteis auch mal Gas zu geben. Sollte dem so sein, dann dürfte es vorsichtige Südkreisler beruhigen, dass der Kopf durch einen Helm und die kleinen Flitzer rundrum durch einen Rohrrahmen geschützt sind. "Wir haben es ausprobiert, mit Vollgas gegen die Bande", sagt Müller. "Da passiert nichts." Der Go-Kart-Parcours der Eissporthalle ist mittwochs und freitags jeweils von 21 bis 22 Uhr geöffnet, bei Anmeldung auch bis 23 Uhr.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort