Schneegestöber an einem Sommerabend

Täglich fliegen amerikanische Transportmaschinen und Kampfjets über die Eifel. Mit dem Gedanken, ein fliegender Riese könnte abstürzen, möchte sich eigentlich niemand beschäftigen. Doch genau mit diesem Horror-Szenario hat sich die Feuerwehr der Verbandsgemeinde Speicher in einer Planübung befasst.

Speicher. Ein grauer, kalter Wintertag. Schnee liegt in der Luft. Wer nicht unbedingt Auto fahren muss, meidet die glatten Straßen rund um Speicher. Auch die Amerikaner auf der Air-Base Spangdahlem haben ihren Flugverkehr eingestellt. Eine Transportmaschine befindet sich noch im Landeanflug. Die C17 soll noch reingeholt und danach der Flugplatz dicht gemacht werden. Doch es kommt anders. Die Maschine kracht zwischen Speicher und Herforst runter. Die rechte Tragfläche berührt den Boden, bricht ab. Kurz darauf schlägt der Rumpf auf. Die linke Tragfläche und der hintere Teil des Rumpfs knicken ab. Plötzlich stehen die Tragflächen und das Heck in Flammen. Die Frontpartie der Maschine rutscht weiter und bleibt auf der L 39 liegen. Wenige Minuten später wird die Feuerwehr der VG Speicher über die Zentrale in Trier über das Unglück informiert. "Das ist jetzt also unsere Situation. Also legen wir los." Die Worte stammen von Arnold Faber, Wehrleiter der VG Speicher. Sie klingen ruhig, abgeklärt. Der Grund: Bei dem Absturz handelt es sich lediglich um eine angekündigte Planübung im Schulungsraum der Feuerwehr Speicher. Ernst nimmt sie jedoch jeder der anwesenden Feuerwehrmänner. Sogar die Uhr wird von 19.45 Uhr auf 13.30 Uhr umgestellt. Denn das ist die Zeit des imaginären Absturzes. Die Maschinerie beginnt. Jede Abteilung nimmt ihre Arbeit auf. Statt über Funkgeräte können die Feuerwehrmänner direkt miteinander sprechen. Ein babylonisches Stimmengewirr setzt ein. Die zwei Berater vom Flugplatz Spangdahlem beobachten das Geschehen aufmerksam und geben die Informationen, die auch im Ernstfall von ihnen verlangt würden: 25 Menschen waren in der Maschine, fünf Generatoren und palettierte Ladung. Keine Waffen, keine Munition. "Tote bleiben liegen", lautet die Anweisung von Faber: "Ihr zählt die Toten, ihr die Verletzten!" Die Feuerwehrmänner vertiefen sich in ihre Arbeit. Selbst Aussagen wie "Der Schnee wird stärker. Die Sicht ist eingeschränkt" aus der Feuerwehr-Einsatzzentrale kommen an diesem Sommerabend realistisch rüber. Zehn der 25 Passagiere können nur noch tot geborgen werden. Alle Feuerwehren aus der Umgebung helfen an der Absturzstelle mit. Plötzlich erreicht die Feuerwehr-Einsatzzentrale Speicher ein neuer Notruf: "Zimmerbrand in Speicher. Personen in Gefahr!" "Die VG Speicher ist komplett leer. Da müssen wir Wolsfeld hinschicken", heißt es aus der Zentrale. - Ende der Übung. Durchatmen ist an allen Stellen zu hören. "Wir waren wirklich sehr froh, dass wir zu zweit waren", lautet der Kommentar aus der Feuerwehr-Einsatzzentrale bei der anschließenden Manöverkritik. "Das war natürlich nur eine Übung. Im Ernstfall würden wir nicht alle in einem Raum sitzen", erklärt Wehrleiter Faber. Und dennoch sei eine solche Übung wichtig, um eine gewisse Routine in die Abläufe zu bekommen. Im Herbst soll es eine Realübung geben, bei der das Kinderheim in Speicher evakuiert wird.

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