Schnipp-Schnapp: Schlips ab

KYLLBURG/SPEICHER. Widerstandslos haben die Bürgermeister der Verbandsgemeinden Speicher und Kyllburg die Herrschaft für die närrischen Tage an die Möhnen abgetreten.

Donnerstagmorgen, 9.30 Uhr im Speicherer Rathaus. 15 Preister Möhnen dringen ins Büro von Bürgermeister Rudolf Becker ein und verstümmeln seinen Schlips. Dabei hat sich der Arme schon von seinen Mitarbeiterinnen in ein Hawaii-Kostüm als "Dicker Tourist" stecken lassen. Selbst seine Ehefrau Marlies hat volles Verständnis für die Frauen: "Die haben das ganze Jahr zu leiden."Kaum erholt von diesen dreisten Attacken, zwingen Speicherer Möhnen Becker mit dem Schlachtruf "Bürgermeister raus!" vor die von Hausmeister Erwin Hallschmid verrammelte Rathaustür. Präsident Walter Vrzal von der traditionsreichen Karnevalsgesellschaft "Schnipp-Schnapp" 1905 fordert ultimativ den Rathaus-Schlüssel, den seine Frau Bärbel dann triumphierend einsteckt.

Demokraten, Bürokraten oder Tollitäten?

Schließlich feiern doch noch alle friedlich im Foyer, das die Mitarbeiterinnen um Personalratsvorsitzende Annette Becker in eine Bambucha-Bar verwandelt haben. Ortsbürgermeister Erhard Hirschberg mischt als neuer Fünf-Sterne-Chefkoch der Fußball-Nationalmannschaft mit, Büroleiter Herbert Pesch als Spieler.

Unterdessen helfen erstmals in der närrischen Geschichte die Möhnen aus Malberg um Ulla Ommer ihren Kyllburger Schwestern beim Sturm aufs dortige Rathaus. "Wir haben Kyllburg besetzt", tönen die Malbergerinnen. Angesichts der Invasionskräfte kündigt Bürgermeister Bernd Spindler eine radikale Verwaltungsreform an: "Kyllburg wird aufgelöst und in Malberg II umbenannt."

Schockierte Blicke bei der Bürgerschaft. Doch von Kyllburgs Stadtbürgermeister Winfried Müller kommt keine Gegenwehr. Nach TV-Informationen hat sich der "Eifel-Trompeter" klammheimlich aus dem Staub gemacht, statt zur Gegenattacke zu blasen.

Diese Fahnenflucht bleibt nicht ungestraft: Einstimmig wählen die Kyllburger Möhnen um Beate Kraemer VG-Büroleiter Albert Weber zum neuen Stadtbürgermeister.

Ob Weber künftig demokratisch, bürokratisch oder närrisch herrscht?

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