Schulen vor der Reifeprüfung

Im Eifelkreis Bitburg-Prüm fällt kommende Woche eine richtungsweisende Entscheidung, und zwar eine, die es in sich hat: Im Zuge der Schul-Perspektivplanung stehen einige Einrichtungen in der Fläche vor dem Aus.

Bitburg-Prüm. Die Schullandschaft wird neu geordnet. Nachdem der Eifelkreis bereits vor rund einem Jahr eine Studie zur Perspektivplanung in Auftrag gegeben hat, gilt es nun, gleichzeitig das Konzept der Landesregierung umzusetzen, die Integrierte Gesamtschulen (IGS) und "Realschulen Plus" installieren möchte. Vor dem Hintergrund, dass eine IGS vierzügig und die "Realschule Plus" dreizügig sein müssen, gleichzeitig eine dramatisch rückläufige Schülerzahl zu erwarten ist, legt man ob der daraus resultierenden Standortfragen im Kreishaus an der Trierer Straße zurzeit die Stirn in Falten. Weil Landrat Roger Graef möglichst viele Standorte in der Fläche erhalten möchte, baut er vor: "Wenn wir nicht aufpassen, dann bleiben am Ende nur noch drei Standorte übrig", stellt er fest und denkt da in Richtung Bitburg, Prüm und vielleicht noch Neuerburg. Deshalb stemmt sich der Kreischef mit aller Macht gegen diese Entwicklung: "Das kann nicht sein. Wir müssen da mit allen Mitteln entgegenwirken." Kein Kreis sei allein wegen der Größe in einer so schwierigen Lage wie der Eifelkreis. Wenn man Standorte behalten wolle, dann sei nun schnelles Handeln und die Solidarität aller Voraussetzung. Graef: "Wenn jeder Standort für sich selbst kämpft, bleiben viele auf der Strecke." Und noch etwas liegt Graef in den letzten anderthalb Jahren seiner Dienstzeit im Magen: "Ich will die Sache aus dem Wahlkampf heraushalten." Während hinter den Kulissen schon längst darüber diskutiert wird, dass die Hauptschulen in Kyllburg, Daleiden und Waxweiler die ersten sein werden, die es treffen könnte, fordert Landrat Graef mehr Kompetenz ein. Dabei geht es um die noch offene Frage, wer denn künftig Träger der Realschule Plus sein soll. Für ihn ist klar: "Ich bin für den Kreis als Träger. Denn wie bitteschön soll denn ein Bürgermeister in der Lage sein, seinen eigenen Standort aufzugeben?", fragt er und legt nach: "Das Land muss dann auch die Finanzen regeln." In der kommenden Woche geht es Schlag auf Schlag

Fest steht, dass es in der kommenden Woche Schlag auf Schlag geht. Bereits am Montag, 10. März, ist ein Gespräch im Bildungsministerium in Mainz. Am Dienstag, 11. März, startet dann die dritte Sitzung des Arbeitskreises, dem die Verbandsgemeinde-Bürgermeister und die Fraktionschefs angehören, bevor die Schulleiter informiert werden und der Schulträger-Ausschuss nichtöffentlich zusammentritt. Am Abend soll dann eine Pressekonferenz sein, bei dem die Experten des Bonner Planungsbüros ihre Handlungsvorschläge vorstellen und begründen werden. Meinung Abschied auf Raten Man muss nicht unbedingt mit prophetischen Fähigkeiten gesegnet sein, um vorauszusagen, dass die Debatte um die künftigen Schulstandorte im Eifelkreis reich an Emotionen sein wird. Ob sich der Wunsch des Landrats, das Thema aus dem Wahlkampf herauszuhalten, erfüllen wird, scheint deshalb eher fraglich. Selbst wenn es gelänge, noch vor den Ferien eine Entscheidung zu treffen, bliebe die Diskussion angesichts ihrer beachtlichen Dimension präsent. Das nachhaltige Bestreben Roger Graefs, mit Haupt- und Regionalschulen, also mit IGS und "Realschule Plus", möglichst in der Fläche zu bleiben, zeigt nämlich sehr genau, welch hohes Maß an politischer Brisanz in der Entscheidungsfindung steckt. Gleichwohl muss man sich nichts vormachen: Das Sterben der Schulstandorte hat begonnen und wird sich fortsetzen. Gefragt sein werden, und zwar für das eine oder andere Übergangsjahr, Dependancen. So bedauerlich dies auch sein mag: Aber auf Dauer wird es trotzdem nicht gelingen, eine gut bestückte Karte der Schulstandorte zu erhalten. Von dieser Form der Bildungs-Romantik muss man sich - wenn auch nur auf Raten - verabscheiden. m.reuter@volksfreund.de

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