Seriös, lukrativ, garantiert!

Naiv wirkt sie nicht. Es könnte wohl vielen passieren. Denn so unseriös klang das Angebot gar nicht, das eine junge Frau aus dem Eifelkreis Bitburg-Prüm dazu veranlasst hat, 80 Euro an eine vermeintliche Firma in Zürich zu überweisen. Geld, das sie nie wiedersehen wird.

Bitburg. Isabelle März (Name von der Redaktion geändert), 23-jährige Erzieherin aus dem Eifelkreis Bitburg-Prüm, wollte sich ein wenig Geld dazu verdienen. Mit Heimarbeit. Über eine Anzeige hatte sie von der Möglichkeit erfahren, mit der Herstellung von Modeschmuck zwischen 375 und 1500 Euro im Monat zu verdienen. "Das klang nicht so utopisch", sagt März. Da sie handwerklich begabt ist und sich die Arbeit zutraute, forderte sie weitere Informationen an. In einem Brief, den sie daraufhin erhielt, stellte sich die Firma als "eingetragenes Familienunternehmen" vor, das aufgrund hoher Lohnnebenkosten und schwankender Auftragslagen Mitarbeiter aus dem deutschsprachigen Raum suche, die von zu Hause aus tätig sein wollen.Das Ganze sollte so funktionieren: Die Firma schickt den Mitarbeitern per Post das Material für die Herstellung von Ketten aus "halbechten Zuchtperlen". Eine Kette bestehe aus 60 Perlen, und für die Montage benötige man 15 Minuten. Eine Arbeitsanleitung liege bei. Zwischen drei Arbeitspaketen sollen die Mitarbeiter wählen können. Das kleinste Paket: 150 Ketten, Arbeitszeit rund 37,5 Stunden, Verdienst 375 Euro. Das interessierte März. Sie arbeitet im Schichtdienst. "Ich dachte, da habe ich immer mal noch Zeit, so etwas zu machen."Um in das Geschäft einzusteigen, sollte sie als Kaution für die Zusendung eines Probeauftrags 80 Euro überweisen. Diese würden dann mit dem ersten Verdienst "sofort zurückerstattet".Sie überwies. Und dann passierte nichts. Denn Perlen bekam sie keine. Sie rief bei der Firma an. Doch dort erklärte ihr nur immer wieder die gleiche dunkelrauchige Tonband-Stimme eines Mannes, dass sie außerhalb der Sprechzeiten anrufe. Egal, um welche Uhrzeit sie es auch versuchte. Eine Nachfrage bei der Bank ergab, dass man das überwiesene Geld nicht wieder zurückbuchen kann. Die endgültige Gewissheit, dass sie auf Betrüger hereingefallen war, erlangte März im Internet. Gleich in mehreren Foren berichten Menschen von ähnlichen Erfahrungen mit der Firma. Eine Frau hatte für ihre 80 Euro tatsächlich ein Probepaket erhalten: "mit Plastikperlen und Fischergarn." Fazit und Moral sind immer gleich: Das Geld ist weg, also "Leute, lasst die Finger von solchen Angeboten!". März erstattete Anzeige - und reiht sich damit in eine lange Kette von Menschen ein, die solchen Betrügern zum Opfer gefallen sind. Allein für das erste Halbjahr 2007 verzeichnet die Polizei Bitburg 80 ähnlich gelagerte Fälle. In Wirklichkeit dürften es noch viel mehr sein: "Die Leute schämen sich", sagt Hauptkommissar Klaus Schnarrbach. Deshalb kämen viele erst gar nicht zur Polizei. Das Traurige daran: "Dadurch werden die Betrüger noch unterstützt." Insgesamt zählt die Polizei Bitburg jährlich 600 Betrugsdelikte in einer "sagenhaften Vielfalt" - Tendenz: rasant steigend. Von vermeintlichen Enkeln, die Oma anrufen, weil sie dringend Geld brauchen über die klassische Kaffeefahrt bis hin zu den schwarzen Schafen bei "eBay" ist alles dabei.Geschädigte melden sich selten bei Polizei

Schnarrbach warnt eindringlich davor, bei solchen Angeboten im Voraus zu zahlen. "Da riecht es schon faul." Bei seriösen Unternehmen könne man auch anschließend zahlen. Und wer dennoch in Vorkasse treten möchte, solle sich von der Bank beraten lassen, damit das Geld im Fall der Fälle wieder zurückzubuchen ist. Auch bei Adressen im Ausland rät Schnarrbach zur Vorsicht. Denn an Betrüger im Ausland ist nur schwer ranzukommen. Das gilt auch für den Fall von Isabelle März."Vielleicht war es meine Unerfahrenheit", sagt sie. Ihre Lust auf derartige "seriöse, lukrative Nebenverdienste", wie diese in der Anzeige beworben wurden, ist ihr jedenfalls vergangen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort