Steffeln über alles, Ratzi und "datt Edith"

STEFFELN. Von Bonn nach Steffeln der Liebe wegen: Vor 25 Jahren verschlug es die 64-jährige Vera Juchems in die Eifel. Schnell lernte sie auch ihre neue Heimat lieben, die sie gegen nichts tauschen möchte.

Längst ist der Landstrich um Steffeln ihre "zweite große Liebe" geworden. Im Haus ihres Ehemanns Otto fühlt sich Vera Juchems "pudelwohl", wie sie sagt. "Ich male, dichte und sammle alte Sachen", sagt die vitale 64-Jährige, der so schnell nichts entgeht. "Kommen Sie mit, schauen Sie aus der Küche", lädt sie den TV-Reporter ein. Vor dem Fenster erhebt sich die Pfarrkirche, deren Blick die Rheinländerin nie mehr missen möchte. Daneben die Kunstakademie, sie schon öfters besucht hat - mit Erfolg. 1995 beteiligte sich die Hobbymalerin beispielsweise an einer Ausstellung zugunsten russischer Künstler. Eine Fülle kostbarer Kleinode zieren das Haus: Wanduhr, Schränke, Vasen, Teppiche - "ein Reich, in dem ich mich wohlfühle", sagt Vera Juchems. Wie geschaffen zum Malen, ihrem "Lebenselexier". Zehn Jahre arbeitete sie in Stadtkyll im Laden ihrer Freundin Rosi. "Der Verkauf von Landhaus-Mode machte mit großen Spaß", sagt sie. Zu Veras Lebensart passen denn auch die ihre Bildmotive: Tiere in lustigen Posen, Katzen mit Brillen auf der Nase ("Die jon jerade zur Beach-Party") oder lustige Menschenporträts. Nicht nur in Zeichnungen bringt sie ihre Sicht des Lebens zum Ausdruck, auch mit Worten. So dichtet sie Texte, die sich auf die Landschaft, auf besondere Anlässe oder eben das Alltägliche beziehen. Einfache Lebensweisheiten transportiert sie in kleinen Reimen wie etwa "Kinder macht es euch recht schön, bevor wir vor die Hunde gehn". "Meine Großmutter Maria wurde 99, datt will ech och schaffen", nennt sie eines ihrer Ziele. Man glaubts ihr blindlings. Denn in Vera hat viele Pläne: "Ich möt och unbedingt no Kölle zum Ratzi", sagt sie und meint den Besuch des Papsts beim Weltjugendtag. "Den Beni mag ich, außerdem bin ich eine Marienverehrerin", bekennt sie. In der Eifel ist sie richtig heimisch geworden. Dazu hat natürlich auch das gute Verhältnis zu den Steffelnern, von denen sie geradezu schwärmt, beigetragen. Ihre Nachbarn schätzt sie ebenso wie "datt Edith". Edith wird demnächst 80 Jahre und betreibt einen Tante-Emma-Laden. Veras "Loblied auf Edith" liegt längst zum Vortrag bereit. In Steffeln ist die Zugezogene längst ein liebenswertes "Dorf-Original" geworden. "Hier will ich auch beerdigt sein, am liebsten neben meinem Hund", sagt Vera. Denn der Kirchhof gefalle ihr auch gut, zumal die Kirche gleich daneben liegt. Doch bis Vera dort neben ihrem Hund ihre letzte Ruhe findet, hat sie noch viel zu tun: malen, dichten, erzählen, sammeln - und natürlich gut leben in, keine Frage, Steffeln. Wo sonst.

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