Sterben wird teurer

Bitburg (kah) · Wer einen lieben Menschen verliert, muss in Bitburg demnächst deutlich mehr Geld für die Beerdigung bezahlen als zuvor. Der Stadtrat hat gestern Abend entschieden, die Friedhofsgebühren um rund 60 Prozent zu erhöhen.

Normalerweise reicht schon eine Preissteigerung von 10, 20, 30, 40 Prozent aus, um von einem „Preisschock“ zu sprechen. Von was müsste dann erst in Bitburg die Rede sein, wo etwas, das früher oder später jeder braucht, ab sofort mit einem Schlag rund 60 Prozent mehr kostet?

Die Rede ist von Gräbern und Beerdigungen. Auf mehrheitlichen, wenn auch keineswegs einhelligen Beschluss, hat der Bitburger Stadtrat gestern Abend beschlossen, die Friedhofsgebühren anzuheben. Statt 874 kostet die Beerdigung in einem Reihengrab für einen Erwachsenen in Zukunft 1390 Euro. In einem Doppelwahlgrab schlägt sie statt wie bisher mit 1794 Euro mit 2850 Euro zu Buche – in beiden Fällen eine Kostensteigerung von rund 60 Prozent.

Die Ursache: Seit 2004 waren die Gebühren nicht mehr angehoben worden, obwohl die städtischen Friedhöfe nicht kostendeckend betrieben wurden. Genau dies fordert die Kommunalaufsicht aber.

Nach Angaben der Stadt kommen verschiedene Ursachen für das Loch in der Friedhofskasse in Betracht: gestiegene Personal- und Sachkosten, eine starke Zunahme der Urnenbeisetzungen von rund 33 Prozent im Jahr 2005 auf rund 50 Prozent im Jahr 2007, der Trend, Gräber früher aufzulösen und auch die Tatsache, dass weniger Menschen beerdigt werden mussten als gedacht.

Der städtische Hauptausschuss hatte den Beschlussvorschlag mit sechs Ja-, sechs Nein-Stimmen und einer Enthaltung abgelehnt. Nicht so der Stadtrat. 15 Ratsmitglieder stimmten für die neue Regelung, neun dagegen und zwei enthielten sich.

Die CDU stellte sich mit zwei Enthaltungen mehrheitlich gegen die neue Gebührenordnung. „Diese Größenordnung können wir den Leuten nicht zumuten. Das hätte man linear steigern müssen “, sagte Hermann Schlösser (CDU). Auch die SPD sagte Nein: „Vier Jahre lang ist nichts geschehen, das ist ein Versäumnis der Verwaltung“, sagte Stephan Garcon. Eine Wortmeldung, auf die hin Bürgermeister Joachim Streit verärgert den Kopf schüttelte. „Diese Aussage ist unfair“, konterte er: „Der Rat wollte – und das war ganz die Linie der SPD – nie eine vollständige Kostenumlegung haben. Jetzt zu sagen, das hätte alles zu lange gedauert, das geht nicht.“ Die Liste Streit stimmte dem Beschluss denn auch einstimmig zu, ebenso wie die Grünen. „Wir sind der Meinung, dass die Gebühren eigentlich noch höher sein müssten“, sagte Johannes Roß-Klein vor dem Hintergrund, dass die Stadt auch für immer mehr Beerdigungen bedürftiger Menschen aufkommen müsse. Auch Marie-Louise Niewodniczanska (FDP) und die Freie Bürgerliste Bitburg (FBL) stimmten dem Beschluss zu.

Noch gestern Abend zog der Stadtrat eine Lehre aus der sowohl für die Bitburger Bürger als auch für die verantwortlichen Politiker unangenehmen Situation: In Zukunft soll in kürzeren Abständen überprüft werden, ob eine Erhöhung der Friedhofsgebühren nötig ist. Die nächste Kalkulation soll daher schon im Jahr 2010 erfolgen.

Meinung

Gut gemeint, schlecht gemacht

Von Katharina Hammermann

Der Stadtrat hat es jahrelang gut gemeint mit der Bitburger Bevölkerung. Zu gut. Die Friedhofsgebühren sind einfach so geblieben wie sie waren, während sich die Rahmenbedingungen Jahr für Jahr stärker veränderten. So sehr, bis die von der Stadt erhobenen Gebühren mit der Realität nicht mehr viel zu tun hatten. Und diese Realität sieht in Deutschland nun mal so aus, dass auch Friedhöfe ihre Kosten decken müssen.

Selbst, wenn es nicht schön ist, Kosten zu erhöhen, hätte der Stadtrat dies längst tun müssen. Für die Bitburger Bürger ist die abrupte Preissteigerung um rund 60 Prozent nun eine bittere Pille. Denn es macht in der Tat einen großen Unterschied, ob man 1174 oder 1840 für die Beerdigung in einem Wahlgrab bezahlen muss.

Immerhin haben die Politiker ihren Fehler erkannt: Künftig werden derartige „Preisschocks“ hoffentlich ausbleiben.-pf.

k.hammermann@volksfreund.de

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