Strand oder Thron? Das ist die Frage

BITBURG/WITTLICH/DAUN/TRIER. Klinkenputzen für Karneval: Immer öfter heißt es selbst in Narrenhochburgen der Region: "Dann eben ohne." Wegen des Zeitaufwands und der teilweise horrenden Kosten wird es für die Vereine und Karnevalsgesellschaften immer schwieriger, ein Prinzenpaar zu finden.

Heute, am 11.11., ist es wieder so weit: Prinz Karneval hält Einzug. Aber nicht überall. Um nur einige zu nennen: Prüm ist ohne, Gerolstein erneut, in Pünderich an der Mosel heißt es Fehlanzeige, und in Wittlich wird seit Jahren auf ein Prinzenpaar verzichtet. Die Begründung beschränkt sich meist auf zwei Punkte: der immense Zeitaufwand und die Kosten. Beispiel Gerolstein: Vor zwei Jahren ist die Prinzessin abgesprungen, dieses Jahr hat sich auch niemand gefunden. "Wer keine Firma hinter sich hat, hat's schwer", sagt Werner Thinnes, Sitzungspräsident der Burgnarren. Denn: Bei Preisen von 1500 Euro für das Prinzessinnenkleid komme man rasch auf 7000 bis 8000 Euro. Seine Prognose: "In Zukunft wird man sich öfter an Karneval ohne Tollitäten gewöhnen müssen." Ein (Klage-)Lied von der Regentensuche kann auch John Bockelmann, Sitzungspräsident des Karnevalvereins Traben-Trarbach, singen: "Das ist immer ein Kampf. Diesmal habe ich 60 Paare gefragt, bei einem hat es dann doch noch geklappt." Nicht so war es in der Session 2001/02. Um es den Regenten leichter zu machen, würden ihnen die Kostüme zur Verfügung gestellt, zudem könnten sie Wurfmaterial und Sekt zum Einkaufspreis erwerben. Die Kosten für die Regentschaft wollte er nicht beziffern. Er sagte aber: "Ein Sommerurlaub geht dabei drauf." In Pünderich an der Mosel hat sich alle Anstrengung nicht gelohnt. "Wir haben wie vor zwei Jahren kein Prinzenpaar", sagt Theo Berres, Präsident des Karnevalvereins. Nicht aber wegen des Geldes (Berres: "Bei uns kommt man mit 500 Euro gut rund."), sondern der Zeitaufwand sei maßgeblich gewesen. Das Zeitargument war auch in Prüm laut Berthold Thies, Vorsitzender der Karnevalsgesellschaft, ausschlaggebend. Aber aus einem anderen Grund: der kurzen Session. So ist am 9. Februar alles vorbei - gerade einmal drei Wochen nach dem eigentlichen Start. Thies: "Unser Kandidat hat nach dem Motto ,Wenn, dann richtig' seine Regentschaft auf 2006 verschoben." Denn, sagt Thies, ob kurze oder lange Regentschaft: Die Fixkosten - von den Orden bis zum Prinzenwagen - bleiben gleich. In einem Punkt sind sich alle einig: Schon jetzt stehe und falle die Session mit dem finanziellen Engagement der Sponsoren. Matthias Jegen, Vorsitzender des Bitburger Karnevalvereins "Freunde der Bütt" und Bezirksvorsitzender des Regionalverbands Karnevalistischer Korporation (RKK), bestätigt: "Ohne die gute Unterstützung der Firmen könnte man Karneval in diesem Umfang nicht durchziehen." So seien die Kosten für den Bitburger Umzug von 12 000 bis 14 000 Euro durch das Sponsoring gedeckt. Zudem, sagt Jegen, litten die Vereine darunter, dass die Sitzungen nur noch selten ausverkauft seien. Die Folgen: Einnahmeverluste und so geringere Möglichkeiten, die Regenten zu unterstützen. Jegen: "Schon jetzt sagen daher Vereine: Wir leisten uns nur noch alle zwei oder fünf Jahren ein Prinzenpaar.""Verzichten seit Jahren auf das Brimborium"

In Wittlich wird "seit Jahren auf das Brimborium verzichtet", wie es Günter Eller, Vorsitzender der Narrenzunft Rot-Weiß, nennt: "Wir haben keinen Prinzen und brauchen auch keine Hüte mit langen Federn und sonstigem Gedöhns, sondern legen unser Hauptaugenmerk auf die Sprechbeiträge." Dennoch werden in Wittlich alles andere als kleine Brötchen gebacken. So leistet sich die 900 Mitglieder starke Zunft eine eigene Musikanlage der Extraklasse ("damit alles gut rüber kommt"). Und der Umzug sowie die Sitzungen schlagen mit 50 000 Euro zu Buche. Noch eine Nummer größer ist Karneval in Trier. Zum Vergleich: Allein das Budget der Trierer Tollitäten umfasst nach TV -Informationen rund 25 000 Euro. Dennoch kennt man keine Personalprobleme. "Seit wir unsere Gala in der Europahalle feiern, wo auch schon mal das Fernsehen dabei ist, haben wir keine Schwierigkeiten mehr, Regenten zu finden. Im Gegenteil: Die bewerben sich um das Amt", berichtet Peter Pries, Präsident der 15 Vereine umfassenden Arbeitsgemeinschaft Trierer Karneval (ATK). Neben Prestige und rund 300 Auftritten ist den Tollitäten laut Pries auch breite Unterstützung sicher. Er sagt: "Die finden Sponsoren, denn Karneval hat in Trier einen hohen Stellenwert und wird nicht nur mit Spaß und Unterhaltung, sondern auch mit Jugend- und Kulturarbeit gleichgesetzt." Und dafür fänden sich immer Geldgeber.

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