TV-Städteduell: Die Fußgängerzonen in Bitburg und Wittlich aus Sicht einer Raumplanerin

Bitburg/Wittlich · Um als Stadt mit der zunehmenden Konkurrenz durch den Online-Handel mithalten zu können, ist eine attraktive Innenstadt heute wichtiger den je. Der TV hat für sein Städteduell gemeinsam mit einer Geografin der Uni Trier die Fußgängerzonen in Wittlich und Bitburg miteinander verglichen.

TV-Städteduell: Die Fußgängerzonen in Bitburg und Wittlich aus Sicht einer Raumplanerin
Foto: Uwe Hentschel
TV-Städteduell: Die Fußgängerzonen in Bitburg und Wittlich aus Sicht einer Raumplanerin
Foto: Uwe Hentschel

Die Reise startet in Trier. Auf dem Gelände des ehemaligen französischen Militärkrankenhauses. Seit den 90er Jahren ist in dem einstigen Hospital der Fachbereich Geografie der Uni Trier untergebracht. Und zu den Menschen, die dort forschen und lehren, zählt auch Jennifer Gerend.
Die wissenschaftliche Mitarbeiterin für räumliche Planung und Entwicklung bei Professor Antje Bruns hat sich dankenswerter Weise dazu bereit erklärt, die beiden Fußgängerzonen in Bitburg und Wittlich anhand bestimmter Kriterien zu vergleichen wie beispielsweise die Mischung von Nutzungen, die Gestaltung des öffentliches Raumes, Beleuchtung, Sauberkeit oder aber die Belebung der Innenstadt.
Es ist kein wissenschaftlicher Vergleich, sondern lediglich ein erster Eindruck aus Sicht einer Stadtplanerin. Von Trier geht es also zunächst nach Bitburg. Und von dort schließlich nach Wittlich. Am Ende des Tages hat Gerend zwei Fußgängerzonen kennengelernt.

Bitburg: Das erste, was der Geografin in der Bitburger Fußgängerzone ins Auge fällt, ist die Beleuchtung. Im oberen Abschnitt stehen die alten, zum Teil auch kaputten Lampen, im unteren Abschnitt die neuen. Die Fußgängerzone wird seit diesem Jahr Abschnitt für Abschnitt erneuert. Die Notwendigkeit dafür kann Gerend aber nicht wirklich erkennen.
Zwar wirke die Fußgängerzone dadurch moderner, aber mit Blick auf die neuen Lampen fragt sie, ob auch ein Bodenbeleuchtungskonzept auch in Frage gekommen sei. Was die Geschäfte im Schein dieser Lampen betrifft, so ist die wissenschaftliche Mitarbeiterin der Uni mit der Mischung aus Filialen und inhabergeführten Geschäften in der Bitburger Hauptstraße zufrieden. Den Laden mit regionalen Produkten findet sie sehr sympathisch und das Geschäft, in dem auch Mode in Übergröße angeboten wird, ist für Gerend "ein Zeichen für Urbanität".
Werbung in der Fußgängerzone gibt es nach Auffassung der Raumplanerin stellenweise etwas zu viel. Gleichzeitig aber fällt ihr auf, dass die an den Geschäften angebrachte Werbung in den meisten Fällen aus recht hochwertigen Materialen besteht, was durchaus auch zur Aufwertung der Fußgängerzone beiträgt. Für Minuspunkte sorgen hingegen einige Leerstände in den Seitenstraßen. Zwar sei die Leerstandsquote keineswegs kritisch, so Gerend, doch die Leerstände mit Milchglas oder Vorhängen zu kaschieren - wie beispielsweise in der Petersstraße -, ist für sie der falsche Ansatz: "Es ist immer schlecht, wenn man nicht durch ein Schaufenster schauen kann."

Wittlich: Schaufenster, durch die man sehen kann, hinter denen aber nicht viel zu sehen ist, gibt es in der Wittlicher Fußgängerzone deutlich mehr. Dabei fängt der Besuch in Wittlich so vielversprechend an.
Auf dem Platz an der Lieser ist Wochenmarkt. Händler und Selbstvermarkter bieten dort ihre regionalen Produkte an. Durch die Feldstraße geht es dann zum eigentlichen Marktplatz, wo ebenfalls Markttag ist. Dort allerdings ist das angebotene Sortiment deutlich minderwertiger. "Ich finde es schade, dass auf einem so schönen und wichtigen Platz Discountware verkauft wird", sagt Gerend.
Der Monatsmarkt erstreckt sich über weite Teile der Fußgängerzone, was nicht unbedingt zur optischen Attraktivitätssteigerung beiträgt, dafür aber den Vorteil hat, dass die Innenstadt belebt ist und die vielen Leerstände durch die Marktstände verdeckt werden.
Das Tätowierstudio und die benachbarte Spielhalle werden aber trotzdem wahrgenommen. "Das hat in der Fußgängerzone eigentlich nichts verloren", sagt Gerend. Zwar stößt die Raumplanerin auch in Wittlich auf durchaus ansprechende Geschäfte, doch ist die Mischung für sie insgesamt auf einem niedrigeren Niveau angesiedelt als in Bitburg. Zudem stört sich die Raumplanerin an der umfangreichen Werbung in allen Ecken: "Das müssen sie echt in den Griff bekommen", sagt sie.

Fazit: Von der Bausubstanz her habe die Wittlicher Altstadt deutlich mehr Charme als die Bitburger Innenstadt, so Gerend. Was aber die Mischung der Geschäfte und die Nutzung der Ladenlokale betreffe, so habe Bitburg die Nase vorn.
Interessant fände die Raumplanerin in diesem Zusammenhang eine Untersuchung, inwieweit in Wittlich der Bau des Einkaufszentrums Schlossgalerie am oberen Ende der Fußgängerzone die Leerstandsentwicklung in der Innenstadt beeinflusst hat. Nicht zuletzt deshalb, weil in Bitburg am unteren Ende der Fußgängerzone der Bau der Einkaufspassage Bit-Galerie geplant ist: "Sollte es in Wittlich zwischen der Schlossgalerie und den Leerständen tatsächlich einen Zusammenhang geben, so sollten die Bitburger von den Wittlichern lernen."

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