Tellerminen in ländlichem Idyll

HECKHALENFELD. Die Ardennen-Offensive lässt grüßen: Ein Junge hat beim Spielen auf einer Wiese in Heckhalenfeld Munitionsreste gefunden. Inzwischen musste der Kampfmittelräumdienst (KMR) anrücken, um die in überraschend großer Zahl verbuddelten Tellerminen und Infanteriegeschosse zu bergen.

Kurt Mazzucco und seine Kollegen vom Kampfmittelräumdienst haben in diesen Tagen alle Hände voll zu tun. Seit ein Junge beim Spielen auf einer Wiese im Winterspelter Ortsteil Heckhalenfeld Munitionsreste gefunden hat, ist das ländliche Idyll empfindlich gestört. "Die Amis haben bei der damaligen Gegenoffensive der Wehrmacht offenbar hier alles fluchtartig verlassen", vermutet Ortsbürgermeister Hubert Tautges. Gleichzeitig seien es wohl Einheimische gewesen, die das Kriegsgerät der amerikanischen Soldaten nach dem Krieg zusammentrugen und in einem Bombentrichter verscharrten. Dieser bis zum Rand gefüllte Bombentrichter hat seine zweifelhafte Heimat auf einer Feuchtwiese gefunden, dicht am Heckhalenfelder Bach, der sich vorsichtig durchs grüne Tal schlängelt. Gestört wird die Landschaftsromantik derzeit gleichwohl durch Baggerlärm und das ständige Fiepsen der KMR-Suchgeräte. Denn: Jede Menge nach wie vor scharfer Tellerminen und Handgranaten sind bisher aus dem rund drei Meter tiefen Loch geschaufelt worden, außerdem Gewehrgranaten, Maschinengewehr-Munition, ABC-Schutzmasken, Kabeltrommeln und Kanister. Auch auf Stahlhelme und Gewehrteile stießen die Experten, die seit Anfang der Woche von der Freiwilligen Feuerwehr Winterspelt unterstützt werden. Weil nämlich die Grube immer wieder mit Grundwasser voll läuft, muss ein Trupp um den stellvertretenden Wehrführer Matthias Schmitz ständig zum Abpumpen bereit stehen. Laut Kurt Mazzucco hat derweil der lehmige Boden dafür gesorgt, dass sich die Fundmunition nach wie vor in explosivem Zustand befindet. "Die Tellerminen sind wie neu", erklärt der Fachmann, der die Kriegsrelikte zur Entsorgung und Zerstörung abtransportieren lässt. Sicher sind sowohl Experten als auch Einheimische, dass der Gefechtsstand nicht auf dieser leicht einsehbaren Wiese gewesen ist. Deshalb geht man davon aus, dass sich ganz in der Nähe ein weiterer Fundort befindet. "Schon vor ein paar Jahren wurden hier aus der Gegend lastwagenweise Munitionsteile abgefahren", weiß Hubert Tautges. Deshalb wundert er sich über den neuerlichen Fund nicht besonders. Dass es sich hier nicht um eine Eintagsfliege handelt, weiß der zufällig passierende Briefträger Christian Ganser auch. Erst im vergangenen Jahr habe man auch in der Nähe seines Heimatorts Olzheim Munition im Wald gefunden. "Da liegt noch immer viel herum." Mit Genugtuung nehmen die Kampfmittelräumer unterdessen zur Kenntnis, dass sie bislang keine Erkennungsmarken gefunden haben. "Gott sei Dank", sagt Kurt Mazzucco. Denn wenn dem so wäre, hätte man womöglich auch auf Knochenreste gefallener Soldaten stoßen können. Die für die Sucharbeiten zuständige Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) Trier ist mit der Bewertung des Fundes derweil noch zurückhaltend. Ein Behördensprecher teilte auf TV -Anfrage mit, dass man über die Dauer und die Kosten der Arbeiten derzeit noch keine Angaben machen könne.

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