Türenwerk dreht an der Lohnschraube

WEINSHEIM. In der Belegschaft bei Prüm Türenwerk brodelte die Gerüchteküche - und das schon seit längerem. Nun ist die Katze aus dem Sack: Die Geschäftsführung von Prüm Türenwerk hat den Betriebsrat sowie die IG Metall aufgefordert, über eine Lohnkostensenkung von 30 Prozent zu verhandeln.

 Im vergangenen Jahr noch das angeblich erfolgreichste Werk der Branche: Das Prüm Türenwerk in Weinsheim.Foto: Stefanie Glandien

Im vergangenen Jahr noch das angeblich erfolgreichste Werk der Branche: Das Prüm Türenwerk in Weinsheim.Foto: Stefanie Glandien

Zuerst die gute Nachricht: Bei Prüm Türenwerk sind keine Arbeitsplätze in Gefahr. Die schlechte ist: Die Geschäftsleitung plant, die Lohnkosten um 30 Prozent zu senken. Gestern Mittag fand eine Betriebsversammlung statt, so wie jedes Jahr vor Weihnachten üblich. Doch diesmal ging es um mehr als die routinemäßig vorgelesenen Geschäftszahlen des abgelaufenen Jahres.Betriebsrat fordert Sachverständigen

"Obwohl bei Prüm Türenwerk in den letzten Jahren gute Gewinne gemacht wurden, hat die Geschäftsführung den Betriebsrat sowie die IG Metall aufgefordert, über eine Lohnkostensenkung von 30 Prozent zu verhandeln", heißt es in einem Flugblatt von der IG Metall. "Wir sind verhandlungsbereit, aber erst, wenn wir auf gleicher Augenhöhe verhandeln können", sagt Stefan Sachs, Gewerkschaftssekretär von der IG Metall in Trier. Das bedeute aus seiner Sicht, dass die Geschäftsführung einen Sachverständigen in die Bücher schauen lässt. Dies werde aber von der Geschäftsführung seit Monaten kategorisch verweigert. Bei zwei Treffen in den vergangenen Tagen habe die Geschäftsleitung folgendes gefordert: Statt der 35-Stunden-Woche sollen 40 Stunden ohne Lohnausgleich gearbeitet werden. Die Prämienregelung im gewerblichen Bereich soll abgeschafft beziehungsweise deutlich reduziert werden. Die Prämienregelung betrifft 359 von den insgesamt 474 Beschäftigten. Im Schnitt liegen die Prämienzahlungen bei 350 Euro im Monat. Bei Kürzung der Prämie würde das Unternehmen einen Millionenbetrag einsparen, rechnet Sachs vor. Die Prämienregelung sei bereits gekündigt, gelte aber noch so lange, bis es eine neue Regelung gebe. Ein Vorschlag der Geschäftsführung soll in den kommenden Tagen unterbreitet werden. Sollte es zwischen Betriebsrat und Geschäftsleitung nicht zu einem Abschluss kommen, müsste in einer so genannten Einigungsstelle eine neue Regelung gefunden werden. "So weit sind wir aber noch lange nicht", beruhigt Stefan Sachs, der auf eine vernünftige Unterredung mit den Verantwortlichen hofft.Prüm Türenwerk will wettbewerbsfähig bleiben

Rainer Pries, Geschäftsführer von Prüm Türenwerk, zeigt sich überrascht von unserem Anruf. "Es handelt sich hier um eine ganz normale Betriebsversammlung, wie wir sie jedes Jahr durchführen", sagt er. Mit der IG Metall werde schon seit eineinhalb Jahren verhandelt, es gebe keinen besonderen Anlass zur Sorge. Pries: "Wir wollen auch zukünftig wettbewerbsfähig bleiben." Dass die Lohnkosten gesenkt werden sollen, stehe auch nicht im Zusammenhang mit der Übernahme durch den Finanzinvestor Halder im September dieses Jahres (der TV berichtete). Damals hatte die Hochtief AG ihre Beteiligungsgesellschaft Prüm Türenwerk GmbH an die niederländische Halder-Gruppe verkauft. Halder beteiligt sich seit 1983 an deutschen Unternehmen. 13.45 Uhr, die Betriebsversammlung beginnt. Vor der Tür sagt ein Arbeitsnehmer: "Es stimmt, wir haben immer gutes Geld verdient, aber dem Unternehmen geht es doch gut. Was soll erst passieren, wenn es wirklich schlechter wird. Sollen wir dann noch Geld mitbringen?" Noch ist nichts entschieden. Die Forderungen sind bekannt. Auf welche Beträge sich Geschäftsführung, Betriebsrat und IG Metall einigen, wird Thema der nächsten Wochen sein.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort