Unwetter in der Eifel: Retter kämpfen die ganze Nacht gegen die Fluten

Bitburg/Prüm · Riesen-Einsatz im Eifelkreis: Das Hochwasser infolge des Starkregens am Sonntag hat mehr als 2000 Retter die komplette Nacht hindurch in Atem gehalten – und ist am Montag noch lange nicht vorbei. Abermals gibt es Unwetter-Warnungen.

 Überschwemmung in Rittersdorf.

Überschwemmung in Rittersdorf.

Foto: Helena Schares

Geflutet: Das Wort galt vor allem am Sonntag für viele Dörfer im Eifelkreis - allen voran Lasel an der Nims. Kniehoch stand dort das Wasser, die Wehrleute rechneten im unteren Flussverlauf schon mit dem Schlimmsten und füllten Sandsack um Sandsack: von Seffern aus abwärts, in Rittersdorf und bis hinunter nach Alsdorf und Niederweis wurden sie verteilt (der TV berichtete), bis Mitternacht und darüber hinaus.

Ein Glück. Denn diese Sandsäcke - Kreisfeuerwehrinspekteur Jürgen Larisch schätzt, dass es weit mehr als 1000 waren - verhinderten letztendlich, dass das Hochwasser auch die übrigen Nimsgemeinden so schlimm traf wie Lasel.
Dort gibt am Montagnachmittag Ortsbürgermeister Helmut Thielen durch, dass man nun die Lage unter Kontrolle habe - nach den schweren Schäden, die der Sonntag brachte: Der Dürrbach, normalerweise ein unscheinbares Gewässerchen, war über die Ufer hinausgeschossen. Der Bach, sagt Peter Hillen von der Verbandsgemeinde Prüm, unterquert dort die Straße. "Und an dieser Engstelle kamen die Fluten nicht durch." Zwei Häuser in der Nähe seien besonders stark in Mitleidenschaft gezogen worden, die Straßen standen unter Wasser, zahlreiche Keller wurden geflutet, Heizöltanks beschädigt.

Die Einsatzkräfte pumpten die Keller aus, bauten Ölsperren auf, füllten Sandsäcke und bauten Dämme. Allein in Lasel waren 170 Retter im Einsatz - nicht nur aus der Verbandsgemeinde Prüm, sondern auch aus der VG Arzfeld, Bitburger Land und der Stadt Bitburg.

Während in Lasel, in Nimsreuland und Schönecken bereits "Land unter" herrschte, galt es im Südkreis, sich auf die Unwetter-Warnung für die Nacht vorzubereiten: Die Nims drohte bei weiterem Starkregen auch Seffern, Bickendorf, Rittersdorf und Stahl zu fluten. "Wir haben ständig die Pegelstände beobachtet", sagt Jürgen Larisch. Mehr als 2000 Rettungskräfte waren kreisweit im Einsatz, um bis hinab nach Bollendorf und Echternacherbrück Sandsäcke zu verteilen und die Uferbefestigung zu erhöhen. Parallel pumpten die Helfer im Eifelkreis in dieser einzigen Nacht rund 50 Keller aus. Die Schnelle Einsatzgruppe (SEG) des Roten Kreuzes versorgte die Rettungskräfte mit warmer Gulasch- und Erbsensuppe.

"Es gab in den Orten viele Menschen, die spontan mit angepackt haben, geholfen haben, Sandsäcke zu verteilen, Türen zu verbarrikadieren oder Mülltonnen und Ähnliches zur Seite zu schaffen", sagt Larisch. Sein Fazit am Montagmittag: "Allein dank dieser Vorbereitungen war es möglich zu verhindern, dass die Orte bis Stahl nicht ebenfalls geflutet worden sind." Denn das Wasser stand dort auch bereits bis an den Rand.

Der Regen kam dann am späten Abend - zwischen 10 Uhr und Mitternacht. In Rittersdorf und weiteren Orten hagelte es. Als die Wehrleute mit ihren Vorbereitungen anfingen, schien noch die Sonne. "Die Leute saßen am späten Abend draußen, haben gegrillt, sich auf Bänken unterhalten, da sind wir von Haustür zu Haustür und haben sie gewarnt und gebeten, mitzuhelfen", sagt Manfred Burbach, Wehrführer der Stadt Bitburg. Es wurden Rampen gebaut, Sandsäcke verteilt, Häuser verbarrikadiert. Die Nims stieg in Stahl von 1,35 Metern am frühen Abend auf 2,40 Meter in der Nacht. Burbach: "Im Sommer hatten wir noch nie Hochwasser. Und das hier kam extrem schnell."

Glimpflich ist die Lage bisher in der Verbandsgemeinde Südeifel, wie der stellvertretende Wehrleiter Frank Weis bestätigt: "Da, wo wir sonst normalerweise mit Hochwasser zu tun haben, an Prüm und Sauer, ist bisher nichts. Das hängt alles allein davon ab, wo dieser Starkregen runterkommt."

Noch am Montag waren THW-Mitarbeiter damit beschäftigt, in Lasel Keller auszupumpen, während in Schönecken, wie Ortsbürgermeister Matthias Antony mitteilte, "schon fast nichts mehr zu sehen" sei. Auch, weil dort, wie in allen betroffenen Orten, die Bürger in großer Zahl mit angepackt hatten.

"Im Moment ist das Wetter für uns", sagt am Montagmittag der Wehrleiter der Verbandsgemeinde Prüm, Alexander Thiel. Sprich: Sonne. Die Wasserpegel seien deutlich gesunken, wenn auch noch immer über Normalstand.

Wie hoch insgesamt der Sachschaden ist, kann am Montag angesichts der vielen Einsätze noch niemand einschätzen. Die Gefahr ist außerdem noch nicht vorüber: Mit weiteren Gewittern, so sagten die Wetterdienstevorher, müsse noch bis Mitte der Woche gerechnet werden.
Unwetter-Wochenende


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