Vier Städte, ein Ziel: Land beschließt, wo sich 2022 die Tore für die Landesgartenschau öffnen

Bitburg · In Bitburg und dem Eifelkreis fiebert man der Entscheidung gespannt entgegen. Es geht um viel, die Bewerbung war alles andere als ein Spiel. Rückblick auf bewegte Monate und bewegende Momente.

Kann es gelingen? Ist es möglich, dass eine kleine Stadt wie Bitburg eine Landesgartenschau bekommt? Wird die Eifel Ziel von mehr als 400?000 Gästen, die das Großereignis besuchen? Vor Jahren haben wohl selbst die lokalpatriotischen Eifeler die Idee, sich in Mainz um eine Landesgartenschau (LGS) zu bewerben für eine Nummer zu groß gehalten. Damals, als das Stichwort Gartenschau sporadisch immer mal wieder mit Blick auf die früher oder später anstehende Umnutzung der Housing fiel, wirkte der Blumen-Traum eher wie eine Beruhigungspille: Die Aufgabe ist gewaltig, aber mit einer Gartenschau und dem Land an der Seite könnte es zu schaffen sein.

Bitburg und die Gartenschau: Das war lange Zeit nicht viel mehr als war eine hoffnungsvolle Idee - durchaus eine gute, wenn auch noch wenig konkrete. Anfang 2012 hat der Stadtrat förmlich beschlossen, dass der Bürgermeister Gespräche mit dem Land aufnehmen soll, um alles rund um eine mögliche Bewerbung auszuloten. Damals hat Joachim Kandels bei der Projektgesellschaft in Mainz "grundsätzliches Interesse" an einer LGS signalisiert. Der Wunsch: Aus dem riesigen Housinggelände, das mit seinen rund 65 Hektar fast sieben Mal so groß ist wie die Innenstadt, soll ein gutes, neues Stück Bitburg werden.

Das Ziel: ein Nutzungs-Mix mit Platz für Wohnen und Büros, Gewerbe und Freizeit sowie Bildung und Betreuung. Der Weg dorthin? Auftakt mit einer Landesgartenschau als Initialzündung für die weitere Entwicklung des Areals.
Politisch war die Idee unumstritten. Eines der wenigen Projekte, bei dem sich alle Bitburger Ratsfraktionen von Beginn an einig waren. Aber in der Bevölkerung war das Ganze - von ein paar spöttischen Bemerkungen aus der Reihe "Jetzt wollen die doch tatsächlich eine Landesgartenschau" - kein großes Thema. Das sollte sich allerdings grundlegend ändern.

Kaum etwas hat die Menschen in der Eifel in den vergangenen Monaten so bewegt wie der Wunsch, die Landesgartenschau nach Bitburg zu bringen. Ab dem Moment, als Stadtrat und Kreistag im Herbst 2015 tatsächlich beschlossen hatten, sich Seite an Seite um das Ereignis zu bewerben, wurde die Idee Schritt für Schritt konkreter. Und mit jedem Stück, dass die Idee an Kontur gewann, wuchs auch in der Bevölkerung nicht nur die Überzeugung, dass das der ideale Weg ist, in das Konversionsprojekt Housing zu starten, sondern es wuchs auch der Glaube daran, dass es machbar ist.

Von da an ging es Schlag auf Schlag. Schnell war der Auftrag, die Bewerbungsunterlagen zu erstellen, an ein Planungsbüro vergeben: Das Bonner Büro RMP erhielt Ende Oktober 2015 den Zuschlag. Wenig später folgten die ersten Skizzen, wie das ganze Areal aufgeteilt werden könnte in Bereiche für Wohnen, Büros, Gewerbe und Freizeit - samt der Möglichkeit, den Stadtteil Mötsch um ein Neubaugebiet zu erweitern. Die Pläne wurden diskutiert, der "grüne Keil", der das komplette Gelände durchzieht und für eine völlig neue Aufteilung sorgt, war überraschend und kam gut an.
Die Bürger-Werkstatt im Dezember war - ähnlich wie die, die im Januar dieses Jahres folgen sollte - toll besucht. Nicht nur Bitburger, sondern Menschen aus der ganzen Eifel beteiligten sich mit Ideen, Vorschlägen und Anregungen. Es gab lebhafte Diskussionen mit den Projektentwicklern, denen deutlich gemacht wurde, dass Eifel eben mehr bedeutet als Streuobstwiesen, grüne Hügel und malerische Fluss- und Bachtäler. Von Schlössern war dabei ebenso die Rede wie von Schnaps. Genuss und Kultur und im Zentrum die alles bewegende Frage: Was könnte von der Gartenschau bleiben, was später allen Bürgern und Besuchern der Stadt nutzt?

Wander- und Radwege, die neu geschaffen werden, wären ein Beispiel für etwas, das mit der LGS kommt und bleibt. Ebenso ein öffentlicher Park, der "grüne Keil", der auch nach der Umnutzung des Housinggeländes das neue Stadtviertel prägt - und mit weiteren Grünflächen in der Stadt verbindet. Hinzu kommt: Natürlich versprechen sich Stadt und Kreis auch von den mehr 400?000 Besuchern - das ist die Zahl, die die Planer mindestens in Bitburg erwarten würden -, die die Eifel dank der Gartenschau kennengelernt haben, dass der ein oder andere auch mal wieder kommt. Also Aufschwung für den Tourismus.

Die Begeisterung für diese Idee ist auf eine Weise gewachsen, die vor einem Jahr so kaum jemand für möglich gehalten hätte. Höhepunkt: Im März kamen auf Initiative des Bitburger Werbefachmanns Stefan Bohl mehr als 2000 Musiker und Sänger aus dem ganzen Eifelkreis auf dem Bitburger Spittel zusammen und sangen das eigens für diesen Zweck von Komponist Rainer Serwe umgetextete Lied "Wir wollen die Gartenschau".

Der Funke ist übergesprungen, die Eifel hat Feuer gefangen für diese Idee und fiebert nach dem langen Warten während der Sommerpause morgen gespannt der Entscheidung entgegen. Wir fiebern mit!

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