Vom Bahnknotenpunkt zum Radler-Mekka

PRONSFELD. Der Kreis schließt sich. Was vor etwa 130 Jahren mit dem Eisenbahnbau begann, findet nun ein abruptes Ende: Die Gleise werden rückgebaut, es eröffnen sich neue Perspektiven für den Fremdenverkehr.

Viele Einwohner verfolgen den Fortgang der Arbeiten in der Bahnhofsstraße in Pronsfeld mit großem Interesse. Angefangen hat alles in den 70-er Jahren des 19. Jahrhunderts, als ein "Eisenbahn-Komitee" und der Einsatz des damaligen Landrates den Bau der "Westeifel-Bahnen" möglich machte. Enthusiastisch feierte der "Eifelführer" im Jahre 1910 die Bahn: "Die Westeifel-Bahnen schließen die Region an den großen Verkehr an". Pronsfeld wurde so zum Eisenbahn-Knotenpunkt für die gesamte Region: Stichbahnen führten von hier nach Prüm/Gerolstein, Bleialf/St. Vith, Waxweiler und Neuerburg. Eine echte Drehscheibe - viele hundert Menschen fanden Arbeit bei der Bahn und siedelten sich im Dorf an, der Personen- und Güterverkehr boomte fast 90 Jahre lang. Jäh endete im letzten Jahrhundert die bewegte Geschichte der Westeifel-Bahnen. Das Jahr 1987 brachte das endgültige Aus für die Strecke Pronsfeld - Bleialf. Mit Ablauf des Winterfahrplans wurde die Strecke für gesperrt. Offiziell wurde der Personenverkehr bereits am 1. Januar 1966 eingestellt, der Güterverkehr endete definitiv am 31. Januar 1975. Nur noch eine Nostalgiefahrt durch das idyllische Alfbachtal folgte. Einiges erinnert bis heute an diese glanzvollen Zeiten: Die Bahnhofstraße mit ihren 130-jährigen Linden (44 an der Zahl), die Sandstein-Brücken und Mauer-Einfassungen im Prümtal, einige Eisenbahner-Häuser und Relikte auf der alten Trasse. Für die strukturschwache Westeifel war die Eisenbahn fast ein Jahrhundert lang von großer wirtschaftlicher Bedeutung - auch wenn militär-strategische Gründe lange Zeit von großer Bedeutung waren (Bleifuhren von Bleialf, Westwallbau). Nunmehr endet für alle Zeiten die Pronsfelder Eisenbahn-Historie. Sichtbar für jeden bewegt sich zurzeit viel auf dem Bahnhofsgelände, wo die Firma "CC-Holzhandel" aus der Nähe von Hannover für den Rückbau sorgt. "Seit dem 20. März sind wir am Werk, vermutlich bis Anfang Mai sind wir noch hier", sagt Baggerführer Dirk Lutter. Der 37-jährige Spezialist bewegt den Zweiwege-Bagger geschickt auf den Gleisen, löst die 15 Meter langen Joche und befördert sie per Rollwagen auf der letzten verbliebenen Schiene in das Bahnhofsgelände. Hier steht der LKW zum Abtransport bereit. Im Bahnhofsterrain selbst sind 14 Weichen zu lösen. In der Erinnerung bleibt die Eisenbahn-Geschichte in Pronsfeld haften: Neben den Radwegen, die sich nun in Pronsfeld kreuzen, wird eine Dokumentation an die Eisenbahngeschichte erinnern. Eine Ausstellung mit Bildern, Texten und alten Fahrplänen soll in die neue Freizeitanlage am Bahnhof integriert werden. Damit auch Radler künftig wissen, auf welchem Territorium sie heute ihren Drahtesel bewegen.

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