Wasserwerk in fremde Hände?

In der Bitburger Kreisverwaltung wird zur Zeit die Möglichkeit geprüft, die Betriebsführung des Kreiswasserwerks in private Hände zu geben. Ziel: Der Wasserpreis soll so möglichst lange stabil bleiben.

 Wechsel im Labor? Ob das des Kreiswasserwerk Bitburg-Prüm privatisiert wird, steht noch nicht fest. TV-Foto: Archiv, Manfred Reuter

Wechsel im Labor? Ob das des Kreiswasserwerk Bitburg-Prüm privatisiert wird, steht noch nicht fest. TV-Foto: Archiv, Manfred Reuter

Bitburg-Prüm. Ein in Deutschland ansässiges Unternehmen, das sich an die Kreisverwaltung in Bitburg gewandt hat, möchte die Betriebsleitung des Kreiswasserwerks Bitburg-Prüm übernehmen. Dies bestätigte am Montag der Geschäftsbereichsleiter des Eifelkreises, Stephan Schmitz-Wenzel. Nachdem ein Unternehmer, dessen Name nicht genannt wurde, sein Projekt dem Landrat und den Beigeordneten vorgestellt hat, soll nun überprüft werden, inwieweit eine Partnerschaft möglich ist. Nach den Worten Schmitz-Wenzels solle im Falle einer Realisierung allerdings nur die Betriebsführung in private Hände gehen, denn man strebe weiter an, die Gremien des Kreistags über die Höhe der Gebühren befinden zu lassen. Das Einsparpotenzial für den Kreis könne nach ersten Berechnungen im sechsstelligen Bereich liegen. Der Umsatz des Kreiswasserwerks beläuft sich zur Zeit auf rund acht Millionen Euro.Wie Stephan Schmitz-Wenzel mitteilte, sei es keinesfalls vorgesehen, das Werk zu verkaufen. Das weltweit tätige Unternehmen solle lediglich sein Knowhow einbringen. Entlassungen (das in Prüm beheimatete Werk bietet momentan 48 Vollzeit-Arbeitsplätze) seien nicht vorgesehen. Zudem sei eine Bedingung, keine "billigen Materialien" einzusetzen sowie den Standort Prüm zu sichern. Schmitz-Wenzel: "Das, was eingespart würde, könnte dann an die Kunden weitergegeben werden." Inzwischen haben sich weitere Unternehmen bei der Kreisverwaltung gemeldet. Gleichzeitig arbeitet man im Kreishaus nun auch mit einem Expertenbüro zusammen, um für weitere Verhandlungen gewappnet zu sein. Möglich sei auch eine "regionale Kooperation", hieß es am Montag; also eine Zusammenarbeit bis in den Kreis Trier-Saarburg hinein. "Es steht noch nichts fest, und es muss sicher sein, dass die Qualität so bleibt, wie sie ist", betonte Stephan Schmitz-Wenzel. Dazu gehöre auch die Forderung nach einem Bestandsschutz für die Mitarbeiter. Der Personalrat sei informiert.Ins Kalkül wird derweil eine europaweite Ausschreibung gezogen. Ob diese dann das gewünschte Ergebnis bringe, sei abzuwarten, betonte Schmitz-Wenzel. Die Entscheidung, ob es tatsächlich eine Ausschreibung gebe, falle im Herbst. Eine Entscheidung zur Umsetzung frühestens zum 1. Januar 2009.In Prüm ist man unterdessen bestrebt, den Standort zu halten. Verbandsgemeinde-Bürgermeister Aloysius Söhngen: "Das muss natürlich in unserem Interesse liegen." Wie Landrat Roger Graef betont, steht der Standort Prüm absolut nicht zur Disposition. Falls diese Forderung aufkäme, würde das Buch auf der Stelle zugeschlagen.Das Kreiswasserwerk Bitburg-Prüm ist vorwiegend für den nördlichen Teil des Kreisgebiets zuständig und betreut unter anderem die Verbandsgemeinden Prüm, Arzfeld und Neuerburg sowie Teile der Verbandsgemeinden Obere Kyll und Kyllburg. Die Transportleitungen haben eine Länge von 1207 Kilometern. 2005 wurden knapp vier Millionen Kubikmeter Wasser in 171 Ortsgemeinden (53 500 Einwohner) verkauft. Meinung Knifflige Entscheidung Dieser Schritt will gut überlegt sein. Denn die Abgabe der Betriebsführung des Kreiswasserwerks könnte nicht nur zu Einsparpotenzialen führen. Immerhin gilt es, nicht nur die Qualität des Trinkwassers zu sichern, sondern auch die Hoheit über die Gebühren zu behalten. Einmal abgesehen von "Einsparpotenzialen" auf der anderen Seite, die sich bei einem solchen Deal nicht selten in der "Freistellung" von Mitarbeitern dokumentieren, gilt es, ein Vertragswerk aufzusetzen, das, um im Bilde zu bleiben, extrem wasserdicht sein muss. Aus reiner Nächstenliebe allein kommt schließlich kein Unternehmer auf die Idee, dem Kreis und seinen Bewohnern etwas Gutes zu tun. Trotzdem ist es richtig, dass der Kreis diesen Schritt prüft. Ob man die Entscheidung, die kniffliger kaum sein kann, tatsächlich trifft, steht ohnehin noch in den Sternen. m.reuter@volksfreund.de

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