Weltweit renommierter Holocaust-Forscher Gideon Greif spricht in Bitburg

Bitburg/Wittlich · Zum internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus am Freitag, 27. Januar, sind Vorträge in Bitburg und Wittlich geplant. Themen sind „Die Todesfabrik Auschwitz-Birkenau“ sowie zwei verfolgte Wittlicher, Kurt Ermann und Georg Basten.

Ein Thema, zwei Vorträge: Dass Zeitzeugen vom Holocaust berichten, wird immer seltener. Doch der Kulturgemeinschaft Bitburg ist es gelungen, anlässlich des Holocaust-Gedenktages am 26. Januar einen Vortrag mit Professor Gideon Greif, einem israelischen Historiker sowie Spezialisten in der Erforschung des Holocaust, zu organisieren.
Zeitzeugenberichte von den letzten Stunden
Greif, 1951 geboren, hat zwar den Holocaust nicht miterlebt, aber durch seine intensiven Forschungen mit zahlreichen Zeitzeugen gesprochen. Ab 10 Uhr (Einlass 9.30 Uhr) spricht er am Donnerstag, 26. Januar, im Haus Beda in Bitburg über "Die Todesfabrik Auschwitz-Birkenau: Die industrielle Massenvernichtung in einem Vernichtungslager". Er berichtet, auch anhand von umfangreichem Bildmaterial, über den Tötungsprozess in den Gaskammern und Krematorien. Dabei greift er auf Zeitzeugenberichte des "Sonderkommandos" zurück. Dieses war ein Arbeitskommando von Häftlingen. Sie wurden gezwungen, die Ermordung der Deportierten vorzubereiten, sie auszuplündern und ihre Leichen in den Krematorien zu verbrennen.
Die Zeitzeugen erzählten Greif unter anderem von den letzten Minuten der Opfer der "Endlösung", der Systematik der Spurenvernichtung seitens der Deutschen sowie vom Alltag der "Arbeit" in den Krematorien und den Gaskammern. Der Eintritt ist frei.
Wittlicher, die verfolgt und ausgegrenzt wurden
Zum Tag des Gedenkens spricht Franz-Josef Schmit am Freitag, 27. Januar, um 19.30 Uhr in der Synagoge Wittlich über zwei Wittlicher, Dr. Kurt Ermann, Jude und Sozialdemokrat, und den früheren Vorsitzenden der Wittlicher KPD, Georg Basten. Das Hauptreferat hält der stellvertretende Vorsitzende von "Mahnmal Koblenz", Joachim Hennig, der über politisch Verfolgte geforscht hat. Zuvor, um 18 Uhr, beginnt in der Kirche St. Paul in Wittlich-Wengerohr ein ökumenischer Gottesdienst zum Holocaust-Gedenktag. Der Eintritt ist frei.

EXTRA Der Gedenktag
Der Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus wurde am 3. Januar 1996 durch Proklamation des Bundespräsidenten Roman Herzog eingeführt und auf den 27. Januar festgelegt. Am 27. Januar 1945 befreiten Soldaten der Roten Armee die Überlebenden des KZ Auschwitz-Birkenau.

Zur Person
Gideon Greif wurde 1951 in Tel Aviv geboren. Er stammt aus einer jüdisch-deutschen Familie und studierte in Israel Jüdische Geschichte. Von 1996 bis 2001 promovierte er an der Uni Wien in Moderner Geschichte. Nach Tätigkeiten als Dozent an der Uni in Tel Aviv sowie als Pressebeauftragter in der Knesset (israelisches Parlament) war Greif im Yad Vashem Holocaust Museum in Jerusalem und Giwatajim als Redakteur, Forschungsleiter, Pädagoge und Dozent tätig. Außerdem war er als Gastprofessor, Berater und bei Forschungen zum Holocaust im In- und Ausland tätig, unter anderem in den USA. Seit 1994 führt er pädagogische Projekte mit Schülern an Hochschulen und Gymnasien in Deutschland, Österreich, Polen und Dänemark durch. Er veröffentlichte viele Bücher und Artikel zum Thema Holocaust, zum Beispiel "Wir weinten tränenlos ... Augenzeugenberichte des jüdischen ,Sonderkommandos' in Auschwitz". Gemeinsam mit Christian Carlsen forscht Greif zum Sonderkommando in Auschwitz, basierend auf Originalquellen. Quelle: Wikipedia

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