Wenn die großen Unbekannten wieder zuschlagen...

BITBURG. Immer wieder gelingt es dubiosen Firmen, Kunden mit angeblichen Geld- und Sachgewinnen zu ködern. So endete ein "traumhaft schönen Erlebnistag" (Eigenwerbung der Firma) in Bitburg bei Teilnehmern mit Enttäuschung und Ärger.

Xenia Müller (Name geändert) ist sauer. Die Veranstaltung in einem Bitburger Gasthaus, die sie gerade besucht hat, passt der Bitburger Rentnerin überhaupt nicht. "So etwas muss bekannt gemacht werden, damit die Leute gewarnt sind", wünscht sich Müller. Rückblende: Vor einigen Wochen bekam Xenia Müllers Sohn Hendrik eine Einladung vom "Besten Haushalts-Center in Deutschland". Adresse des Absenders: Fehlanzeige. Dafür enthält der Brief aber eine freudige Nachricht: "Ich bin bevollmächtigt, extra ausgewählte Stammkunden verschiedener deutscher und europäischer Verbrauchermärkte sowie Versandhäuser auszuwählen, um diese Kamera zu überreichen. Sechs Einwohner aus Bitburg und Umgebung habe ich heute für das Exklusiv-Geschenk ausgewählt." Im Fachhandel koste die Digital-Kamera später 198 Euro. Jeder Gast erhalte außerdem einen fünf Kilo schweren "EU-Delikatess-Schlemmerkorb" und ein "leckeres warmes Essen". Worum es an diesem Tag eigentlich geht, deutet das Schreiben nur vage an: "Im Informationszentrum werden wir von den Partnern mit vielen wissenswerten Informationen versorgt." Aha. Digitalkameras wurden verlost, nicht verschenkt

Vor Ort angekommen, sah Xenia Müller zunächst ihre Hoffnungen erfüllt. "Sie bekommen alles, was auf dem Zettel steht. Wir halten, was wir versprechen", soll der Moderator gesagt haben. Zuerst pries der Mann aber stundenlang die Vorzüge von Magnetfeld-Decken – zum Setpreis von 698 Euro. Verweise auf Fachliteratur und prominente Fürsprecher dienten als verkaufsfördernde Argumente. Rechte Kauflust machte sich derweil nicht breit. Bei der Verteilung der Digital-Kameras gingen die meisten der knapp 20 Teilnehmer leer aus. "Wir sollten unsere Einladungen abgeben, damit sechs Kameras unter allen Teilnehmern verlost werden konnten", berichtet Müller, die ihren Brief aber bewusst nicht heraus rückte. Beim Vergleich mit dem tatsächlichen Inhalt des "Schlemmerkorbs" stellte sie fest: "Da war nichts davon drin, was in der Einladung stand." Weder der versprochene "Ungarn-Weißwein" oder "Frankreich-Tafelrotwein", noch böhmische Knödel oder litauischer Honig. Statt "Portugal-Sherry" oder "Polen-Vodka" gab es unter anderem Eistee und Rotkohl. Beschweren konnten sich die Teilnehmer aber nicht: Denn nach der Aushändigung der Waren hatte sich der Moderator längst aus dem Staub gemacht. Immerhin bekam jeder Teilnehmer das versprochene warme Essen. Eine Agentur hatte den Raum reservieren lassen und das Essen bestellt. Die Verkaufsfirma selbst hinterließ beim Gasthaus keine Adresse und zahlte bar. Angesprochen auf die nicht eingehaltenen Versprechen der Verkaufsfirma, reagiert der Bitburger Gastwirt ratlos: "Natürlich möchte ich solche unseriösen Dinge nicht in meinem Haus. Aber wir kannten den Brief nicht und haben mit der Veranstaltung weiter nichts zu tun." Gleichwohl fielen ihm bei Verkaufsveranstaltungen vielfach dieselben Kunden auf. Norbert Garcon aus Bitburg war zwei, drei Mal dabei, ohne es wirklich ernst zu nehmen. "Diesmal war ich sogar angenehm überrascht. Der Verkäufer war nicht so aufdringlich wie die Kollegen sonst." Garcon gewann eine der Kameras: "200 Euro würde ich aber nie im Leben dafür geben." Die enttäuschte Xenia Müller verlangt nur eines: "Die Firmen sollen einfach das einhalten, was sie versprechen." Wie in Trier Menschen mit einem Gewinnspiel abgezockt wurden lesen Sie heute auf SEITE 4Was brennt Ihnen auf den Nägeln? Mailen Sie uns Ihr Thema an thema@volksfreund.de. Wir bringen es voran.

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