Wider die Mär vom bösen See

BITBURG/BIERSDORF. Zum Bötchenfahren und als Ausflugsziel lieben die Eifeler ihren Biersdorfer Stausee. Doch beim Hochwasser geben viele ihm die Schuld an den Überschwemmungen - zu unrecht, wie Jürgen Backes, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Bitburg-Land, nicht müde wird zu betonen.

"Wenn das Hochwasser an der unteren Prüm über die Ufer steigt, haben die Bitburger mal wieder den Stausee aufgemacht!" Diese Mär hält sich schon seit Jahren in den Köpfen zahlreicher Eifeler. Auch beim jüngsten Hochwasser Anfang des Jahres hat sich diese Kunde wieder wie ein Lauffeuer verbreitet. Dadurch wird sie allerdings nicht wahrer. "Das ist totaler Unsinn", stellt Jürgen Backes, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Bitburg-Land, klar. "Wenn wir bei Hochwasser die Wehrklappen öffnen würden, strömen solche Wassermassen, dass es keine nachgeordneten Dörfer mehr gäbe. Der starke Regen ist nunmal verantwortlich, wenn die Bäche und Flüsse über die Ufer treten." Auch Matthias Christen, technischer Ingenieur der Verbandsgemeindewerke, kommt dieses Gerücht regelmäßig zu Ohren. "Dabei hat der Stausee gerade die Aufgabe, Hochwasserspitzen zu puffern", entgegnet er dem weit verbreiteten Irrtum. "Nur weil es ein technisches Bauwerk gibt, denken viele, dass damit alle Probleme zu lösen sind", ergänzt Reinhold Kotz, Betriebsleiter des Stausees. Und so funktioniert der See: Wenn der Wasserzufluss in den Stausee zunimmt, werden die Wehrklappen zunächst so geregelt, dass nur so viel Wasser an die untere Prüm abgegeben wird, wie diese verkraften kann. Es fließt also weniger Wasser ab, als in den See hinein fließt. Dadurch steigt der Pegel des Stausees an. "So können wir bei kleineren und mittleren Hochwassern die Hochwasserspitzen puffern", erläutert Christen. Die Rückhaltekapazität ist allerdings begrenzt, weil der Stausee für den Hochwasserschutz nicht gerade groß ist. Gerade einmal 1,1 Millionen Kubikmeter Rückhaltevolumen hat der Stausee Bitburg. "Die waren bei dem Hochwasser Anfang des Jahres schnell erschöpft", blickt der technische Ingenieur zurück. "Wenn die maximale Stauhöhe erreicht ist, dann fließt soviel Wasser ab, wie zuläuft. Schlimmstenfalls ist es also, als gäbe es keinen Stausee, dessen Hauptaufgabe ja der Hochwasserschutz ist." Vielleicht haben die Eifeler vor diesem Hintergrund ihren unschuldigen See ja noch ein bisschen lieber?

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