"Wir haben keinen Krieg"

IRREL. Mit harter Kritik an Gemeinde und Behörden haben Gegner des geplanten Steinbruchs Irrel ihrem Unmut Luft gemacht. Die Suche nach einer Rechtsgrundlage, mit der die Genehmigung der Anlage verhindert werden könnte, geht weiter.

Die geplante Reaktivierung des Steinbruchs "Auf Rockelshostert" mobilisiert weiter die Massen. Zwei Wochen nach der reinen Information in einer öffentlichen Gemeinderatssitzung (der TV berichtete) strömten mehr als 220 Interessierte zu einer Einwohnerversammlung in die Irreler Bürgerhalle. "Wir wollen einen fairen und friedlichen Dialog. Wir haben doch keinen Kriegszustand", mahnte Ortsbürgermeister Ernst Ziwes vorab. Er sei dankbar, wenn der neue "Förderverein Fauna-Flora-Habitat Rockelshostert" seine Satzung übermittele und seinen Standpunkt sachlich darlege. Sieben Stellungnahmen der Träger öffentlicher Belange stünden noch aus, darunter auch Verbands- und Ortsgemeinde. Bürgermeister Hans-Michael Bröhl erklärte, durch die öffentliche Diskussion seien Dinge wie das faktische Vogelschutzgebiet erst bekannt geworden. Dazu seinen zusätzliche Prüfaufträge erteilt worden, etwa zur Auswirkung von Sprengungen. Mehrere Bürger warfen Bröhl vor, völlig emotionslos mit dem hochbrisanten Thema umzugehen. Er habe auch nicht auf ein förmliches und damit öffentliches Verfahren gedrängt. "Dazu hatten wir keine Möglichkeit", erwiderte Bröhl. "Die Kreisverwaltung entscheidet objektiv nach Recht und Gesetz."Verkehrsverein lehnt Steinbruch-Betrieb ab

Einwohner Peter Wagner konfrontierte Ziwes und Bröhl mit dem Protokoll eines Vorgesprächs am 26. März 2003 in der Kreisverwaltung. Darin heißt es: "Die VG Irrel begrüßt und unterstützt - ebenso wie die Ortsgemeinde Irrel - das Vorhaben der Firma Kohl. Seitens der Gemeindevertretung der Ortsgemeinde Niederweis wird das Projekt ebenfalls akzeptiert." Bröhl zückte daraufhin einen Vermerk der VG-Verwaltung zu diesem Gespräch. Der Vermerk verweist auf Vorbehalte der VG wegen Auswirkungen eines Steinbruch-Betriebs auf Wasserquellen. Von einer Stellungnahme der Gemeinde Niederweis sei der VG nichts bekannt. Ziwes war bei dem März-Gespräch nicht dabei. Der TV fragte nach der Versammlung nach, auf welcher Basis die damalige Unterstützung durch die Ortsgemeinde zustande gekommen sei. Ziwes erklärte, im Rat sei zuvor kurz über den Steinbruch gesprochen worden. Es sei klar gewesen, dass ein langwieriges Prüfverfahren anstehe. Nach TV -Informationen gab es jedoch keinen Ratsbeschluss. Verkehrsvereins-Vorsitzender und Campingplatz-Betreiber Peter Eichers teilte mit, der Vorstand habe sich wegen der Auswirkungen von Staub- und Lärmbelastungen auf den Tourismus mehrheitlich gegen den Steinbruch ausgesprochen: "Es muss zwar Steinbrüche geben. Aber muss das so nah an einem Luftkurort sein?" Mit steigenden Temperaturen in der Bürgerhalle kochten auch die Emotionen hoch. Gegen 22 Uhr bat Burkhard Zang darum, einen Nicht-Einwohner sprechen zu lassen. Versammlungsleiter Ziwes hätte diese Ausnahme nach der Gemeindeordnung erlauben können, lehnte aber kategorisch ab. Eduard Pelzer stellte die Antrag kurzerhand zur Abstimmung - überwältigende Zustimmung im Plenum. Ziwes bestand jedoch darauf, zunächst Irreler Einwohner zu hören. Als es kurz vor 23 Uhr keine Wortmeldungen mehr gab, hatte der redewillige Gast bereits entnervt den Saal verlassen.

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