Zu Gast im früheren Zuhause

Der Schock saß tief. Das Bistum drehte Ende 2005 den Geldhahn zu, und bei der katholischen Landvolkhochschule in Kyllburg gingen die Lichter aus. Mittlerweile brennt oben auf dem Stiftsberg wieder Licht. Das ist aber nur zum Teil von den früheren Hausherrn, der katholischen Landvolkbewegung (KLB). Ihr früheres Zuhause ist mittlerweile ein Bildungs- und Freizeitzentrum. Die KLB ist nur noch Mieter.

 Vergebliche Bemühungen: Rudolf Meyer (rechts) und seine Mitarbeiter hatten versucht, vorm Trierer Dom auf eine drohende Schließung der katholischen Landvolkhochschule in Kyllburg aufmerksam zu machen. TV-Foto: Archiv/Rudolf Höser

Vergebliche Bemühungen: Rudolf Meyer (rechts) und seine Mitarbeiter hatten versucht, vorm Trierer Dom auf eine drohende Schließung der katholischen Landvolkhochschule in Kyllburg aufmerksam zu machen. TV-Foto: Archiv/Rudolf Höser

Kyllburg. "Sie fahren den Stiftsberg hoch, an der Landvolkhochschule vorbei und dann ist es das zweite Haus auf der rechten Seite." So beschreiben die Kyllburger Fremden gern den Weg. Auf vielen Schildern in dem Städtchen ist die Landvolkhochschule ebenfalls noch ausgeschildert. Sie gehört einfach dazu. Auch wenn es sie in dieser Form nicht mehr gibt. "Die katholische Landvolkbewegung lebt jedoch weiter, auch wenn die Landvolkhochschule nicht mehr existiert", sagt Rudolf Meyer, früherer Direktor der Landvolkhochschule und jetziger Diözesanvorsitzender der katholischen Landvolkbewegung im Bistum Trier. "Wir wollen etwas beitragen"

 Aus der früheren katholischen Landvolkhochschule in Kyllburg ist das Bildungs- und Freizeitzentrum Stiftsberg geworden. TV-Foto: Denise Juchem

Aus der früheren katholischen Landvolkhochschule in Kyllburg ist das Bildungs- und Freizeitzentrum Stiftsberg geworden. TV-Foto: Denise Juchem

 Das Gebäude haben die Betreiber des Bildungszentrums vom Bistum Trier gepachtet. TV-Foto: Denise Juchem

Das Gebäude haben die Betreiber des Bildungszentrums vom Bistum Trier gepachtet. TV-Foto: Denise Juchem

Geschäftsstellensitz des Verbands ist weiterhin am Kyllburger Stiftsberg. "Das nennt sich hier jetzt allerdings…", Meyer hält kurz inne und schaut auf einer Informationsbroschüre nach: "Bildungs- und Freizeitzentrum Stiftsberg". Die Landvolkbewegung ist dort nur noch Mieter. Dass wieder Leben oben auf dem Berg eingekehrt ist, darüber sind die Kyllburger sehr froh. Denn lange Zeit sah es so aus, als ob der historische Gebäudekomplex nach dem Aus der Landvolkhochschule leer stehen würde. Dann die frohe Botschaft: Christian Becker und Stefan Jungen, beide vom Jugendprojektbüro, eröffneten dort ein Bildungs- und Freizeitzentrum. Gepachtet haben sie die frühere Landvolkhochschule vom Bistum Trier. Für Außenstehende hat sich dort oben auf dem Berg also nichts verändert.Auch Seminare der KLB werden dort angeboten. Verändert hat sich für den Verband seit der Schließung der Landvolkhochschule dennoch einiges. Er ist Gast in seinem früheren Zuhause. Das Bistum, das die Schließung der Kyllburger Institution aus Geldgründen veranlasst hatte, steht jedoch weiter hinter dem Verband. Beispielsweise stellt es der KLB mit Barbara Schartz eine Referentin mit einer vollen Stelle. Landvolkbewegung - das hört sich für viele antiquiert an. Mit der Frage, ob eine solche Organisation heute noch zeitgemäß ist, werden Schartz und Meyer oft konfrontiert. "Wir sind katholische Christen aus dem ländlichen Raum, die sich für die Menschen auf dem Land engagieren. Und die gibt es nach wie vor", erklärt die Diözesanreferentin und KLB-Geschäftsführerin Schartz. Die Themen, die die KLB in ihren Seminaren und Vorträge aufgreift - viele davon finden weiterhin in Kyllburg statt - sind oft sehr aktuell und auch weltlich. Beispielsweise wird über die Risiken der Gentechnik diskutiert. "Wir wollen gesellschafts- und kirchenpolitisch etwas beitragen, unsere Stimme erheben. Gerade bei der Gentechnik wird der ethische Gesichtspunkt oft vernachlässigt", sagt Rudolf Meyer.Der Verband im Bistum Trier hat sich vier verschiedenen Bereichen verschrieben: Es gibt Arbeitskreise für landsoziale und landpastorale Themen sowie für Familien und ältere Menschen. "Wir haben viele Dinge von der früheren Landvolkhochschule übernommen, und wir bemühen uns, die verschiedenen Generationen im ländlichen Raum im Blick zu behalten", erklärt Meyer die Intention der KLB.Die Landvolkhochschule in Kyllburg ist Vergangenheit, vergessen wird sie jedoch noch lange nicht sein.{routv} Nähere Infos zu Veranstaltungen der KLB gibt es unter 06563/962299-26 oder im Internet: klb-bistum-trier.de.

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