Zünftige Labung und Kämpfe im Kettenhemd

GRANSDORF. Bogenschützen und Ritter erinnerten an das finstere Mittelalter: In einem Zeltlager lebten die Bewohner wie anno dazumal. Mit Vorführungen im Bogenschießen und mit Schwertkämpfen wurden Schönheit und Brutalität der Vergangenheit deutlich.

 Bogenschießen und Schauwettkämpfe: Das mittelalterlichen Zeltlager in Gransdorf entführte in die Vergangenheit.Foto: Rudolf Höser

Bogenschießen und Schauwettkämpfe: Das mittelalterlichen Zeltlager in Gransdorf entführte in die Vergangenheit.Foto: Rudolf Höser

Rudi Pauls spannt seinen Bogen. Gemeinsam mit anderen Freunden von Kultur und Geschichte des Mittelalters richtet er sein Auge auf die entfernt stehende Zielscheibe. Mit einem spürbaren Zischen machen sich sein Pfeil und die Geschosse der anderen Bogenschützen blitzschnell auf den Weg in Richtung Zielscheibe. Mit einem dumpfen Geräusch bohren sich die Spitzen ins Ziel. Zufrieden mit dem Schuss oder angespornt, das Ergebnis beim nächsten Mal noch zu verbessern, ziehen die Bogenschützen einen weiteren Pfeil aus dem Köcher. Das Ganze spielt sich auf einer Wiese im Grünen nahe Gransdorf ab. Dort haben sich die Menschen der Interessengemeinschaft "Formatio Memorabilis" versammelt. "Wir stellen hier in unserem Lager das hochmittelalterliches Lagerleben dar. Szenen wie im Heer-, Reise- oder Kampflager sind hier zu sehen", beschreibt Rudi Pauls die Kulisse. Freunde aus Köln, Hannover und Siegen haben ihre Zelte aufgebaut und nehmen teil am mittelalterlichen Spektakel der einheimischen Ritter, deren Hausburg in Schönecken steht. Ein sportliches Bogenturnier, der gegenseitige Austausch von Erfahrungen und einfach ein wenig Spaß miteinander zu haben, das bewegte die Menschen dazu, sich in Gransdorf zu treffen. Besonders attraktiv für die Zuschauer wurde es immer dann, wenn die Ritter ihre selbst gemachten Kettenhemden anzogen und mit Schwert und Schild bewaffnet die Schwerkampftechniken vorführten. Nicht nur wegen der mächtigen Hitze am Wochenende kamen sie dabei gewaltig ins Schwitzen. Erholung und Labung fanden sie danach im Küchenzelt. Auf dem Speiseplan standen da etwa Wildschwein mit Mehlknödeln und verschiedene Gemüsesorten. Ein zünftiges Essen also mit Bezug zur Vergangenheit. Und so vergnügten sie sich und kämpften mit- und gegeneinander, zeigten das Lagerleben des Mittelalters und frönten damit ihrem außergewöhnlichen Hobby. Am Ende war auch Heinrich von Morungen todmüde. Der Thüringer Minnesänger lebte von 1150 bis 1222 und wurde von Rudi Pauls dargestellt. "Ein Bezug zur tatsächlichen Geschichte also, der hier gezeigt wird", sagt Pauls. Die Ritter, Knappen und Knechte jedenfalls hatten eine Menge Spaß an diesem nicht alltäglichen Zeltlager.

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