Zurückgeblättert und nach vorne geschaut

PRÜM. Hauptschulleiter, Chef des Geschichtsvereins und vor allem Familienvater: Der frühe Tod von Werner Blindert (der TV berichtete) hat in der Abteistadt tiefe Lücken gerissen. Der Verein aber, dessen Vorsitzender er seit der Gründung 1982 war, soll in seinem Sinne fortgeführt werden - als Nachfolger im Gespräch ist sein Sohn Volker Blindert.

Als Werner Blindert vor 22 Jahren zusammen mit einigen Gleichgesinnten den Geschichtsverein Prümer Land gründete, ließen sich zunächst 42 Personen als Mitglieder eintragen. Als er vor wenigen Wochen, am 4. Oktober, im Alter von nur 56 Jahren starb, zählte der Verein mehr als 2200. Nur eine Zahl, aber dennoch ein deutliches Indiz für Blinderts erfolgreiche Arbeit. Der Gründungs-Initiator wurde damals auch zum Vorsitzenden gewählt - und es gab für die Mitglieder nie einen Grund, daran etwas zu ändern: "Er ist einfach alle vier Jahre im Amt bestätigt worden", sagt Stellvertreter Kaspar Thürwächter. Kein Wunder: In diese Zeit fallen viele Höhepunkte, wie Thürwächter berichtet. "Vor allem das Urbar-Jahr 1993, aber auch die Auszeichnung des Landboten als beste deutsche Vereinszeitschrift 1995. Das waren zwei herausragende Ereignisse, die zum großen Teil dem Vorsitzenden zu verdanken sind." Jetzt lebt dieser Vorsitzende nicht mehr - und fehlt an allen Ecken und Enden. "Das merken wir so richtig erst jetzt, wo er nicht mehr da ist", sagt Kaspar Thürwächter.Geschichtsverein war immer Familiensache

Aber die Arbeit soll fortgesetzt werden: "Auf jeden Fall", sagt Blinderts Frau Hildegard. Und äußert, trotz aller Trauer, ihre Freude darüber, dass und vor allem wie der Vorstand unter der Leitung von Thürwächter weitermacht. Keine Veranstaltung ließ man nach Blinderts Tod ausfallen - es wäre nicht in seinem Sinn gewesen. Und auch die noch ausstehenden Termine bleiben selbstverständlich im Programm. Der Geschichtsverein war bei den Blinderts immer mehr als "nur" ein Hobby des Ehemanns und Vaters - er war Familiensache. Und deshalb wundert es wahrscheinlich auch nur Außenstehende, wenn Blinderts Sohn Volker - er steht kurz vor dem Abschluss seines zweiten juristischen Staatsexamens - dem Vorstand bereits angeboten hat, den Verein weiter zu führen. "Ich hänge am Geschichtsverein. Ich bin ja damit aufgewachsen", sagt er im TV -Gespräch. "Und es wäre mir natürlich eine Ehre, die Arbeit meines Vaters fortzusetzen. Aber bis zur Wahl ist es ja noch ein weiter Weg." Wohlgemerkt: Er versteht dies als Angebot. Wenn sich eine andere gute Lösung finden ließe, "dann könnte ich damit auch leben. Es geht hier ja nicht darum, mich persönlich zu profilieren. Es geht um das Wohl des Vereins." Und für den habe er bereits in der Vergangenheit viel planerische und organisatorische Arbeit geleistet - abends, zusammen mit Vater Werner. Allein 2004 waren mehr als 50 Veranstaltungen vorzubereiten - Konzerte, Vorträge, Ausstellungen und vieles mehr. "Das ist mir alles bekannt", sagt Volker, "deshalb müsste ich da auch nicht erst großartig eingearbeitet werden." Sollte er den Vorsitz übernehmen, dann müsse allerdings das Mammut-Programm ein wenig verkleinert werden.Bald fällt die Entscheidung

Die Entscheidung über den Posten wird bald fallen: "Wir haben bald eine Vorstandssitzung", sagt Thürwächter. "Dabei wird es um die Einberufung einer außerordentlichen Mitgliederversammlung gehen, zur Wahl des neuen Vorsitzenden. Und wir gehen eigentlich davon aus, dass Volker auch gewählt wird. Der Vorstand hat jedenfalls seine volle Unterstützung zugesagt." Falls der neue Vorsitzende tatsächlich wieder Blindert heißen sollte - gibt es etwas, was der Sohn unbedingt von der Arbeit seines Vaters erhalten will? Ja: "Meinem Vater war es immer wichtig, den Leuten vor Ort etwas zu bieten, in Prüm und in den Dörfern der Westeifel. Und das wäre es auch für mich."

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