Zwei Briefe und viel Ärger

BITBURG/PRÜM. Gemeinsam gegen den Müll, gemeinsam für eine saubere Landschaft. Dieses Motto haben wieder etliche Gemeinden aus dem Kreis Bitburg-Prüm beim "Dreck-weg-Tag" umgesetzt. Doch diesmal gab es im Vorfeld Unstimmigkeiten, da die Kreisverwaltung eine neue Müll-Verordnung erlassen hat (der TV berichtete).

Der Unmut vieler Ortsbürgermeister war groß. Voller Enthusiasmus wollten sie mit freiwilligen Helfern in ihren Gemeinden den Müll einsammeln. Doch ihr Enthusiasmus erhielt einen Dämpfer: Von der Kreisverwaltung Bitburg-Prüm, die jeder Gemeinde kostenlos einen Container zur Verfügung stellt, kamen zwei Schreiben. Im ersten wurde darauf hingewiesen, dass die Gemeinden künftig eine neue Mülltrennung beim Sammeln zu beachten haben. "Erhobener Zeigefinger war der Hammer"

Anfang März ging vom Regiebetrieb Abfallwirtschaft ein zweites Schreiben an alle VG-Verwaltungen, in dem "nochmals unmissverständlich" auf die "neuen Pflichten" hingewiesen wurde. Der Ton wurde schärfer. Wer sich nicht an die neuen Vorschriften halte - alle verwertbaren Abfälle sollen getrennt von anderem Müll gesammelt werden - dem wurde mit einem kostenpflichtigen Nachsortieren gedroht. "Die Art und Weise, wie man uns diese neue Regelung mitgeteilt hat, war nicht in Ordnung. Durch das Schreiben konnte man den Eindruck bekommen, wir würden etwas Verbotenes tun", sagte Josef Junk, Ortsbürgermeister von Idenheim. Genau das Gegenteil ist seiner Meinung der Fall. Denn beim "Dreck-weg-Tag" übernehmen Bürger die Aufgabe der Kreisverwaltung, indem sie den Müll in der Landschaft, um deren Beseitigung sich die Kreisverwaltung kümmern müsste, selbst wegräumen. "Dieser erhobene Zeigefinger war der Hammer", sagt Junk. Dennoch nahm der Idenheimer Ortsbürgermeister mit freiwilligen Helfern am "Dreck-weg-Tag" teil. Und sie hielten sich an die neuen Vorschriften. "Die neue Mülltrennung war für uns kein größeres Problem, da ich die Leute vorher genau instruiert habe", sagt Junk. Der Müll habe sich jedoch auch in Grenzen gehalten. In den Vorjahren habe bedeutend mehr Schrott in der Gegend gelegen. "Etwas problematisch und bedeutend aufwändiger" lautet das Fazit von Walter Schönhofen, Ortsbürgermeister von Orenhofen. Das Füllen des Containers müssen stärker kontrolliert werden, damit nichts Falsches hineingelangt. Junk und Schönhofen sind sich mit ihrer Ortsbürgermeister-Kollegen einig: Über diese neue Müll-Bestimmung müsse man gemeinsam mit der Kreisverwaltung sprechen. Josef Junk schluckte seinen Ärger über das Schreiben der Kreisverwaltung runter und zog die Sache durch. Weil er sie für zu wichtig hält. Einige Gemeinden im Kreis zogen ihre Konsequenzen und entschieden sich gegen eine Teilnahme. Beispielsweise Josef Junks Bruder, Johannes Junk, Ortsbürgermeister von Meckel. Er hatte sich so sehr über die neuen Vorschriften geärgert, dass er die Aktion kurzfristig abgeblasen hat. Und auch Nattenheim setzte in diesem Jahr aus. Die Gefahr, dass auf seine Gemeinde Kosten zukommen, da nicht alles ordnungsgemäß getrennt werde, hielt Ortsbürgermeister Peter Billen für zu groß. Er wollte abwarten, welche Erfahrungen seine Kollegen mit den neuen Vorschriften machen. Dennoch hat Billen auch Verständnis für die Kreisverwaltung: "Für mich ist es ein Rätsel, wie sie es angesichts leerer Kassen hinbekommt, jeder Gemeinde kostenlos einen Container zur Verfügung zu stellen." Wie viel Geld steht der Kreisverwaltung eigentlich für solche Aufräum-Aktionen zur Verfügung? "Für die Entsorgung illegaler Abfälle stehen im Wirtschaftsplan des Regiebetriebs Abfallwirtschaft insgesamt 20 000 Euro. Ob diese Mittel ausreichen oder aufgestockt werden müssen, kann erst im Herbst dieses Jahres gesagt werden", schreibt die Kreisverwaltung auf TV-Anfrage. Denn die Müllentsorgung wird immer teurer. Aufgrund der gesetzlich vorgeschriebenen Vorbehandlung der Restabfälle seit Juni vergangenen Jahres musste die Hausmülldeponie in Plütscheid geschlossen werden. "Hierdurch bedingt haben sich auch die Entsorgungswege geändert und sind vor allem wesentlich teurer geworden", erklärt die Kreisverwaltung in einem Schreiben. Alles wird teurer, und alles wird kompliziert. Dennoch hat die Kreisverwaltung eine gute Nachricht - auch wenn sie die in ihrem Antwortschreiben an den TV etwas versteckt präsentiert: "Trotz des enormen Kostenanstiegs unterstützt der Landkreis weiterhin die Säuberung der Landschaft." Ob es aber zu dem Gespräch zwischen Kreisverwaltung und Ortsbürgermeistern kommen wird, dazu wollte man sich nicht äußern.

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