Zwischen Eifel und Euskadi

NIEDERKYLL. Badenser, Basken und Eifeler: Beim vierten Treffen der Familie Knörr in Niederkyll kamen rund 90 Mitglieder der internationalen Sippe in die Eifel.

 Und das sind längst nicht alle: Die Knörrs in Niederkyll. Foto: Fritz-Peter Linden

Und das sind längst nicht alle: Die Knörrs in Niederkyll. Foto: Fritz-Peter Linden

Normalerweise hat Niederkyll ganze 18 Einwohner. Am Pfingstwochenende sah das anders aus: Rund 90 Mitglieder der Knörr-Sippe bevölkerten den kleinen Ort im Oberen Kylltal. Der Ursprung der Großfamilie liegt in Baden: Von dort zogen im 19. Jahrhundert fünf der sieben Ulmer Knörr-Geschwister aus, um der Welt ihren Stempel aufzudrücken. Franz Aloys landete in der Eifel, Wilhelm und Xaver in Nordamerika, Maria Anna im Elsass und Roman im Baskenland. Die Ableger des Eifeler und des baskischen Zweigs stellten das Gros der Beteiligten am Treffen in Niederkyll. Aus "Euskadi" dabei: Henrike Knörr, Sprachwissenschaftler, Professor an der Universität von Vitoria und Vizepräsident der baskischen Sprach-Akademie. "Ich habe einige Titel", sagt der freundliche Herr in schönem Deutsch. "Aber überall bin ich nur der Cousin von den beiden da", ergänzt er mit einem Lachen und zeigt auf seine Eifeler Vettern Matthias und Peter. "Mein Urgroßvater ging nach Vitoria im Baskenland", berichtet der Professor. "Der war Bierbrauer. Und traf dort einen Mann, der ebenfalls Bier brauen wollte. Der hat zu ihm gesagt: Wenn sie mir helfen, dann gebe ich Ihnen eine meiner Töchter zur Frau." Selbstverständlich half Roman Knörr seinem baskischen Kollegen, und der hielt sich genau so selbstverständlich an sein Versprechen: Eines Tages stand er vor dem Deutschen und präsentierte seine beiden Töchter. Roman zeigte auf das Mädchen, das er gerne heiraten wollte. Die junge Frau aber spielte nicht mit: "Lieber gehe ich ins Kloster", soll sie gesagt haben. "Sie ist tatsächlich ins Kloster gegangen", weiß Henrike Knörr. "Und mein Urgroßvater hat die Schwester geheiratet."Bierbrauer und Medizin-Pioniere

Offenbar keine schlechte Wahl: "Die hatten 13 Kinder", berichtet Arnold Knörr, der in Köln lebt und in Niederkyll die Wochenenden verbringt. Und er erzählt von den Erfolgen der iberischen Familienmitglieder: Die "KAS"-Limonade, zeitweilig Sponsor eines Tour-de-France-Teams, trägt nicht umsonst ein "K" im Namen. Inzwischen sei das Unternehmen an Pepsi Cola verkauft. Ein weiterer Basken-Knörr, Gorka (=Georg), kandidiert aktuell fürs Europa-Parlament. "Das ist da unten ein bekannter Barde", erzählt Matthias Knörr. "Der singt baskische Freiheitslieder." Womit auch klar sein dürfte, welcher baskischen Organisation der EU-Kandidat nahe steht... Aber auch in Deutschland haben die Knörrs Spuren hinterlassen: In den fünfziger Jahren wurden die Ärzte Karl Knörr und Henriette Knörr-Gärtner zu Pionieren der Pränatal-Diagnostik. Nach ihnen ist die "Knörr'sche Nadel" zur Fruchtwasser-Untersuchung benannt. Nicht ganz so stark vertreten an diesem Pfingst-Wochenende ist der Ulmer Zweig der Großfamilie. Nur eine gute Handvoll ist zum Treffen in die Eifel gekommen. "Die hann sich net ärresch vermehrt", scherzt Matthias Knörr. "Die hatten ze vill zo schaffe." Noch viel mehr gäbe es von dieser Familie zu erzählen. Aber da kommt auch schon ein singender Carlos Knörr (Beruf, ganz in der Ahnen-Tradition: Bierverleger) durch die Scheune getanzt und bringt Getränke-Nachschub.

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