Die Muse küsst und kaut Knochen

BOLLENDORF. Am Sauerstaden entsteht am 25. Januar im Rahmen von "Luxplus" eine Land-Art-Installation. Dort realisieren Harry Fröhlich und sechs weitere Künstler einen Beitrag des Landes Rheinland-Pfalz zur Europäischen Kulturhauptstadt Luxemburg.

Harry Fröhlich ist ein Künstler wie aus dem Bilderbuch: Die Haare lässig verstrubbelt, Drei-Tage-Bart, Kippe im Mund, mit Farben verkleckerter Pullover und bei der Jeans würde Clementine die Hände über den Kopf zusammenschlagen - das schafft selbst "Ariel" nicht mehr. Das Künstler-Klischee ist erfüllt. Selbst der Name ist schon wieder so schön, da musste kein besserer erdacht werden. Nur die Muse ist etwas außergewöhnlich. Nicht langmähnig und von Rubens'scher Schwere, sondern eher winzig, weißhaarig und mit spitzen Zähnen ausgestattet. Sie hört auf den Namen "Chica" (spanisch für Mädchen) und ist eine reinrassige Malteserin. "Chica ist immer bei mir. Sie ist meine kleine Muse", sagt Fröhlich und blickt liebevoll zu der kleinen Hündin. Der Vergleich mit dem verstorbenen Moshammer und seiner Daisy zwingt sich förmlich auf. "Habe ich nicht zum ersten Mal gehört", sagt der Künstler und lacht. Zur Zeit hat er ein offenes Atelier in Bollendorf im Pavillon vor der Brücke eingerichtet. Im Rahmen des Kulturjahrs wird er am Mittwoch, 25. Januar, am Sauerstaden zusammen mit sechs weiteren Künstlern eine Land-Art-Installation fertigen. Zu den Künstlern zählen: Nikko (Luxemburg), Alvaro Dias Lenis (Madrid), Werner Bitzigeio (Deutschland), Schilz Mich (Luxemburg), Andreas van Cuyck und Hubert Kruft (Deutschland). Gegen 19 Uhr spielt der Bollendorfer Musikverein. Genauso wie Harry Fröhlich gerne regionale Produkte für seine Installationen verwendet (Hanfseil aus der Eifel), ist ihm auch wichtig, die bestehende Kultur vor Ort einzubinden. Fluxus-Künstler im Entgrenzungs-Fieber

Für das Projekt, das unter dem Motto "Entgrenzung" steht, hat sich Harry Fröhlich schon 2004 beworben. Er selbst versteht sich als Fluxus-Künstler, angelehnt an eine Kunstrichtung der 60er-Jahre. Geprägt wurde Fluxus unter anderem von Joseph Beuys. Mit seinen Land-Art-Installationen möchte er nicht nur auf die Region aufmerksam machen, sondern auch auf die Künstler, die in der Eifel leben. "Junge Leute müssen nicht nach Köln oder Düsseldorf ziehen, weil sie meinen, nur dort gibt es eine Kunst-Szene. Die gibt es auch hier." Bis Ende 2007 wird er verschiedene Aktionen für "Luxplus" anbieten. Im Gespräch ist beispielsweise ein deutsch-luxemburgisches Theaterstück, dass von Irreler und Echternacher Schülern auf die Bühne gebracht werden soll, Thema: Fred Feuerstein - war er ein Luxemburger oder ein Deutscher? In Echternach möchte der Künstler ein Brückenfest feiern. Auf einer Bühne spielen internationale Musiker, in der Mitte steht eine Schiffschaukel, auf der Kinder zwischen Deutschland und Luxemburg hin- und herschaukeln können. Der Echternacher Bürgermeister findet die Idee laut Fröhlich toll. "Ich möchte Kunst zum Spaß, zur Unterhaltung machen, bis die Schwarte kracht", sagt Fröhlich. Wenn nur das liebe Geld nicht wäre... Da hofft der umtriebige Künstler auf die Zusage privater Sponsoren und grünes Licht aus Mainz. Um Fördergelder für das Luxplus-Projekt zu beantragen, hat er jedenfalls eine Menge Formulare ausfüllen müssen. Aus denen entstand dann später eine mannshohe Skulptur (siehe Foto), die er farbig gestaltet hat. Nach der Aktion in Bollendorf wird der gebürtige Hamburger und Wahleifeler, der sich selbst als Kunst-Zigeuner bezeichnet, wahrscheinlich weiterziehen. Ganz im Sinne von Fluxus - das Fließende - wird er woanders seine Zelte aufschlagen und kunstvoll Grenzen zerfließen lassen.

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