"Ich glaube, dass alles seinen Sinn hat"

BITBURG. Bekannt wurde sie als Moderatorin der WDR-Sendung "Zimmer frei", aber sie ist auch Autorin. Christine Westermann hat auf Einladung des Eifel Literatur Festivals aus ihren Büchern im Bitburger Haus Beda gelesen (der TV berichtete). Vor der Lesung stand sie dem TV im Interview Rede und Antwort.

Frau Westermann, Sie wohnen in Köln - die Stadt, die unter Spöttern als der größte Vorort der Eifel gilt. Was sagen Sie dazu? Westermann: Das traue ich mich kaum zu sagen, aber das ist heute mein erstes Mal in der Eifel. Ich bin in Köln losgefahren, und je tiefer ich in die Eifel kam, desto grauer wurde es und desto mehr hat es geregnet. Aber, was wunderbar war: Es war schon Herbst - das ist in Köln noch nicht so. Und die Blätter werden bunt, das ist schön.Sie arbeiten für verschiedene Hörfunk- und Fernsehsender, moderierten und moderieren so unterschiedliche Sendungen wie die ZDF-Drehscheibe und die WDR-Sendung "Zimmer frei". Warum lassen Sie sich ungern festlegen? Westermann: Dass ich mich nicht festlege, liegt daran, dass ich freie Mitarbeiterin bin. Das war eine bewusste Entscheidung, ein Lebensentschluss. Fest angestellt sein, das wollte ich nicht.Wächst die Lust auf etwas Neues mit der Berufserfahrung? Westermann: Die wächst insofern, dass man nun weiß, was man kann und was man nicht kann. Ich lehne nun mehr Angebote ab und sage: Mache ich nicht, weil ich andere Sachen besser kann. Das ist der Vorteil des Alters. Ich habe jetzt über 30 Jahre Berufserfahrung. Manchmal komme ich mir vor wie 104, wenn ich das sage. Aber 30 Jahre, das sind schon eine ganze Menge.Sie haben zwei Bücher veröffentlicht - 1999 "Baby, wann heiratest du mich", ein Roman, der Ihre turbulente Suche nach dem richtigen Gegenstück erzählt, und 2001 "Ich glaube, er hat Schluss gemacht", Untertitel: "Geschichten aus dem richtigen Leben". Diese Bücher haben sehr viel mit Ihnen selbst zu tun. Für eine Journalistin, die immer versucht, mehr über andere herauszufinden, ist das ungewöhnlich. Wie kam es dazu?Westermann: Ich schreibe gerne. Ein Verlag bat mich, das zu tun. Ich habe erst mal 20 Seiten abgeliefert, die ich in der Ich-Form geschrieben habe. Anfangs wusste ich nicht, was ich schreiben werde. Dann entwickelte sich das auf einmal so ein bisschen zu Aufräumarbeiten in der Seele. Das zweite Buch ist ähnlich entstanden, wobei es viel authentischer ist als das erste. Alle Sachen, die da drin stehen, sind mir wirklich so passiert. Im ersten Buch ist das nicht so.Aber manches ist darin eben doch authentisch. Und einige Männer - auch wenn Sie nur Namen verändert haben - kommen darin nicht so gut weg. Haben sie sich wiedererkannt und bei Ihnen beschwert? Westermann: Wiedererkannt schon. Aber die waren nicht böse, die haben darüber gelacht. Sie wussten ja, dass die Figuren bewusst überzeichnet sind, damit es komisch wirkt. Das zeichnet ja gute Unterhaltung aus.In einem Buch vergleichen Sie sich mit einer Kirschtorte, der noch einige Stücke fehlen, stellen aber dann fest, dass man die Torte nicht mit anderen Tortenstücken - zum Beispiel Streuselkuchen - ergänzen kann. Ihre Schlussfolgerung: Man muss seine Lücken selbst füllen, damit Beziehungen funktionieren. Sie haben mit 52 geheiratet. Sind Sie denn nun ein schöner runder Kirschkuchen? Westermann: Ja. Sonst hätte ich nicht geheiratet. Meine Theorie ist, dass man mit sich selbst eins sein muss, ehe man jemanden finden kann. Das war bei mir so, als ich meinen Mann gefunden habe. Ich hätte mit allem gerechnet - aber nicht, dass mir der Mann meines Lebens über den Weg läuft.Also ein Zufall? Westermann: Zufälle gibt es nicht. Ich glaube, dass alles seinen Sinn hat.Aber so trocken wie ein Streuselkuchen ist Ihr Mann nicht? Westermann: Nein, schon eher eine Schwarzwälder Kirschtorte, schön sahnig.Gibt es Menschen, die Sie nicht zur Sendung "Zimmer frei" einladen würden? Westermann: Nein, warum? Die Sendung hat bei mir bewirkt, dass man sich erst einmal von seinen Vorurteilen befreien muss, ehe man sich mit diesen Menschen an einen Tisch setzt. Ob die Chemie stimmt, kann man nicht vorhersagen. Es gibt Menschen, von denen man die sympathischsten Dinge gehört hat, mit denen die Sendung dann überhaupt nicht läuft. Und es gibt andere, bei denen es genau umgekehrt ist.Das Gespräch führte unsere Redakteurin Ulrike Löhnertz.

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