Künstler unter Rekordverdacht

SCHÜLLER. Christof Breidenich nimmt den Begriff "Großformat" wörtlich. Seine jüngste Aktion führte den Schüllerer Gestalter und Kunst-Kommunikator nach New York.

 Diesem Künstler darf jeder bei der Arbeit getrost über die Schulter schauen, ohne sich Ärger einzuhandeln. Allerdings geht das nur, wenn man eine Leiter dabei hat: Christof Breidenich bei einer Aktion vor der Trierer Porta Nigra.Foto: TV -Archiv/Fritz-Peter Linden

Diesem Künstler darf jeder bei der Arbeit getrost über die Schulter schauen, ohne sich Ärger einzuhandeln. Allerdings geht das nur, wenn man eine Leiter dabei hat: Christof Breidenich bei einer Aktion vor der Trierer Porta Nigra.Foto: TV -Archiv/Fritz-Peter Linden

Ein Pixel oder Rasterpunkt ist die Einheit, in der die Druckauflösung eines Bildes angegeben wird. "Pixel Paintings" nennt Christof Breidenich seine spektakulären Malereien, mit denen er eine Bild-Auflösung der ganz eigenen Art betreibt. Das Prinzip des promovierten Kunstwissenschaftlers, Hochschuldozenten und Waldläufers aus dem Eifeldorf Schüller: Erst wird ein Bild gemalt. Und dann wird es zerlegt.Hamburg, Paris, Monte Carlo, Wien, Zürich - und jetzt New York. In diesen und vielen anderen Städten hat Breidenich seine "Pixel Paintings" gemalt, immer live und vor großem Publikum. Seine Auftraggeber sind meistens Unternehmen und Institutionen, die ihren Mitarbeitern und Kunden ein außergewöhnliches Kunst- und Gemeinschaftserlebnis bieten wollen.Raus aus dem Betriebssystem

Breidenich malt dann vor Ort mit rasend schnellem Strich ein riesiges Motiv, das unmittelbar danach zerlegt und in hunderten von Einzelrahmen an die Teilnehmer ausgehändigt wird. Was dazu geführt hat, dass inzwischen mehr als 17 000 Menschen ein solches signiertes Breidenich-Fragment besitzen. Kurz: Kaum ein Künstler dürfte so viele Originale an den Mann gebracht haben.Zuletzt hat Breidenich in New York etwa 1200 "Pixel" verteilt, bei einer Messe für Veranstaltungs-Manager. Die Organisatoren hatten ihn auf ihre Kosten eingeladen, weil sie sich für seine Form von Kunst-Erlebnis (oder Erlebnis-Kunst) begeistert hatten. "Sonst hätte uns das eine fünfstellige Summe gekostet", sagt Breidenich. Zwei Bilder hat er in Manhattans größter Veranstaltungshalle, dem "Javits Convention Center", gemalt, jedes 16 Quadratmeter groß. Eines für die Pressevertreter, das zweite fürs "normale" Publikum. Begeistert waren sie alle.Kunst am Stück und für die Zimmerwand macht er zwar auch, aber seine Haupttätigkeit stellen inzwischen die Großwerke dar. Breidenichs Begründung: "Das Problem ist das Betriebssystem Kunst." Da spreche man nur die Spezialisten an, die sich in den Galerien und auf Ausstellungen umtun. "Die Wirkung nach außen ist null", so Breidenichs Urteil.Deshalb sehe er es als seine Aufgabe an, "irgendwo hin zu gehen und sozusagen einen Raum zu ,bespielen', mit Leuten, die das nicht erwarten" und dadurch eine viel größere Wirkung zu erzielen.Geplant werden die Aktionen in Schüller, wo Breidenich seit zehn Jahren lebt. Bevor der Künstler aber einen Raum "bespielt", geht er ins Freie. Beim Waldlauf kommen die Ideen - und die Fitness. Drei Mal hat er bereits den Köln-Marathon absolviert. Die Langstrecken-Kondition hilft zudem beim Sprint über die großformatige Bildfläche.Nebenher hat Breidenich zwei Lehraufträge an der Fachhochschule Düsseldorf und an der Universität Köln. Den Rest seiner Zeit verbringt er - samt Frau Brigitte und zwei Kindern - in der Eifel: "Das ist einfach kinderfreundlicher. Man hat Platz, und es ist ruhig. Genau das Richtige, wenn ich vier Tage Halligalli hatte."Vor zwei Wochen, beim Schüllerer Kunst-Jahrmarkt (der TV berichtete) hatte er auch daheim Halligalli: Endlich einmal konnten sich die Schüllerer ausführlich anschauen, was ihr Nachbar so treibt. "Die denken ja sonst vielleicht, ich bin bekloppt." Das sollten sie nicht tun - zumal er die Eifeler schätzt: "Die sind erst einmal distanziert. Aber das finde ich ja gerade gut. Und wenn man einmal was braucht, dann sind sie für einen da."

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