Mistkäfer entpuppen sich als Weibsbilder

HILLESHEIM. Sie haben so schöne Namen wie Klein-Tineke, Mandy, Christel Müller aus Kalenborn-Scheuern oder Britta Mies-Schnake. Dahinter verbergen sich aber nur zwei: Anke Brausch und Claudia Thiel, besser bekannt als die "Weibsbilder". Am 4. November ist Premiere ihres neuen Programms "Made in Germany" im Rondell in Gerolstein.

Anke Brausch kommt ins Café Fellini herein. "Ich habe so einen Hunger", sagt sie zur Wirtin, "kannst du mir noch was zu essen machen?" Es ist Donnerstag, 15 Uhr, und Minuten später hat die zierliche junge Frau mit den nicht enden wollenden pechschwarzen Haaren eine Folienkartoffel mit "viiiiiieel Zaziki" vor sich stehen. "Sprech' sie bloß nicht auf die Figur an"

Die quirlige Hillesheimerin ist die Hälfte des Kabarett-Duos "Weibsbilder". Ihre andere Hälfte - Claudia Thiel - hat den Interviewtermin total vergessen. "Die baut gerade, sonst ist sie immer superpünktlich", versichert Anke Brausch und flüstert: "Wenn Claudia gleich kommt, bloß nicht auf die Figur ansprechen." Doch der gut gemeinte Rat ist überflüssig. Die einst pummelige Eiflerin, mittlerweile mit eiligen Schritten eingetroffen und ebenfalls hungrig, da wir sie beim Blumenkohl-Essen gestört haben, hat 16 Kilo abgespeckt und fühlt sich großartig. Schlank sei sie ja noch lange nicht, plaudert sie. "Meine Maße sind 88-75-106." Worauf Anke Brausch fragt: "Und das andere Bein?" Beide lachen sich halb tot und verweisen auf ihren Auftritt als Stewardessen, wo dieser Wortwechsel herstammt. Kennen tun sie sich schon aus Schülerzeiten. Beide waren Mitglied in der Kabarett-AG "Mistkäfer" des Gymnasiums Gerolstein. "Ich wollte eigentlich nur die Maske machen", sagt Anke Brausch. "Ich war ja damals noch ein kleines Hühnchen." Claudia Thiel, ergänzt: "Ich war früher überhaupt nicht lustig." Im Gegenteil, sie sei total schüchtern, naiv, weltfremd und unsicher gewesen. Ihre Lehrerin sagte ihr später mal im Vertrauen: "Ich wollte es dir nie sagen, aber als du in die AG kamst, dachte ich, das wird nichts." Kaum zu glauben, wenn man die beiden heute auf der Bühne agieren sieht. Claudia Thiel: "Wenn ich meinen Sport und mein Kabarett nicht hätte, wäre ich in der Klapse. Ich brauche das als Ventil." Ihren ersten Auftritt nach der Schule hatten sie während Claudias Ausbildung in der Sparkasse Daun. Dort traten sie bei einer Weihnachtsfeier auf. Die Banker waren begeistert und garantierten den beiden, dass sie die Kosten für Plakate übernähmen, falls sie mal ein abendfüllendes Programm auf die Beine stellen würden. Das geschah 1996 - die Geburt der "Weibsbilder". Texten tun die Damen übrigens selbst. Spielten sie in der Schul-AG noch Auftritte bekannter Commediens nach, haben sie jetzt ihre eigenen Figuren kreiert. Obwohl die beiden privat nicht unzertrennliche Freundinnen sind, standen sie künftig als Weibsbilder gemeinsam auf den Bühnen Deutschlands. Sie kopierten die ersten Presseartikel und schickten sie an Kulturämter verschiedener Städte. Vor Erschöpfung auf der Bühne eingeschlafen

50 bis 60 Auftritte hatten sie im Jahr. Doch das war den Vollzeit-Lehrerinnen irgendwann zu stramm. "Wir standen auf irgendeiner Bühne, und wussten nicht mehr in welcher Stadt wir eigentlich waren", erinnert sich Anke Brausch. Einmal seien sie sogar vor Erschöpfung auf der Bühne eingeschlafen und erst wachgeworden, als die ersten Zuschauer auf ihre Plätze strömten. Seit zwei Jahren treten sie "nur noch" 30 mal im Jahr auf. DORT, WO ALLES BEGANN: Ihr Heimspiel haben die Weibsbilder am Freitag, 4. November, 20 Uhr, im Rondell in Gerolstein. Dort gibt es ein Wiedersehen mit Mandy, Klein-Tineke, Christel Müller aus Kalenborn-Scheuern und Britta Mies-Schnake.

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