Wenn Katholiken Angst haben

Für Aufsehen sorgen wird demnächst wieder Bruno Ix, katholischer Seelsorger im nordrhein-westfälischen Schleiden-Dreiborn. Der Theologe hat soeben sein viertes Buch veröffentlicht. Unter dem Titel "Was ich Dir sagen möchte" schreibt der Kirchenmann fiktive Briefe des ehemaligen Papstes Johannes Paul II. an den aktuellen Pontifex.

Dreiborn/NRW. Bruno Ix. Dieser Name ist kein Pseudonym, wohl aber Synonym, und zwar für schonungslose Offenheit in kirchlichen Belangen mit Blick auf eine Vielzahl anachronistischer Verkrustungen innerhalb der Amtskirche. In seinem neuen Buch "Was ich Dir sagen möchte" schreibt Bruno Ix als der verstorbene Papst Johannes Paul II. an den amtierenden Pontifex Benedikt XVI. Und er tut dies, wie Schleidens Bürgermeister Ralf Hergarten in seinem Vorwort treffend bemerkt, "aus der abgeklärten Sicht dessen, der das irdische Leben hinter sich gelassen hat und aus einer abgeklärten, ja zuweilen surrealen Sicht die Fragen des Glaubens interpretiert. In dem Buch nimmt sich Ix, von dem 1999 im Verlag Publik Forum "Ein Priester bricht das Tabu des Schweigens" erschien, auf die ihm eigene Weise hochkomplexe Themen der Kirche und des Glaubens vor.Genug von "kriecherischer Unterwürfigkeit"

Sprachlich einfühlsam und mit der Logik eines Menschen, der seinen Verstand Zeile für Zeile einsetzt, mahnt er in den Briefen an den Heiligen Vater die unsägliche "strukturelle Gewalt" im Vatikan und in den Bistümern an. Nicht nur von "kriecherischer Unterwürfigkeit" der Kirche gegenüber hat er genug, sondern unter anderem auch vom Zölibat und von der Einstellung der Amtskirche zu Frauen und Gleichgeschlechtlichen. "Was ich Dir sagen möchte" ist ein Bombardement an Logik, das im konservativen Lager katholischer Kircheschiffe als äußerst schmerzhaft empfunden werden könnte. So wird schließlich Seite für Seite deutlich, dass Ix einmal mehr sowohl heuchlerischem Konformismus als auch opportunistischem Spießertum eine deutliche Abfuhr erteilt. Ix schreibt (als Johannes Paul II.) in seinem zwölften Brief an den Pontifex: "Was ich Dir schreiben muss, das willst Du nicht hören. Ich kann Dich da sehr gut verstehen. Aber ich kann es Dir nicht ersparen; ich muss es Dir zumuten und ich wünsche mir nichts mehr, als dass Du meine Worte an Dein Herz heranlässt. Vielleicht bringt es Dich Gott viel näher. Du musst wissen, dass viele Katholiken diesen Schritt schon längst getan haben. Sie würden es aber nicht wagen, Dir das direkt zu sagen, aus Angst vor Deiner Reaktion. Ist es nicht sehr schlimm, wenn Katholiken Angst haben müssen vor Dir als Papst?" Missbrauch als Todsünde interpertiert

Pfarrer Bruno Ix nimmt in seinem Buch Stellung für alle Menschen, sowohl innerhalb als auch außerhalb der Kirche. Für Menschen, die als Geschlagene, Verlierer, Ausgestoßene, Verfolgte und Unterdrückte bewusst oder unbewusst leiden. Dabei weiß der Autor, wovon er spricht, leidet er doch selbst unter einem Trauma in Folge eines an ihm in seiner Kindheit vollzogenenen sexuellen Missbrauchs. Vertieft wurde dieser Schrecken durch die Reaktion seines Beichtvaters, der seinerzeit die am Kind vollzogene Untat als eine dem missbrauchten Kind selbst zuzuschreibende Todsünde dramatisch drohend ausgemalt hat, wie Bruno Ix berichtet. Den Vertrieb für "Was ich Dir sagen möchte" hat Wallraf Druck & Design in Schleiden-Gemünd übernommen. Das Buch hat die ISBN-Nummer 978-3-00-021077-8 und ist im Buchhandel erhältlich.

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