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Geheimsprache Platt In einer denkwürdigen Episode des Kalten Kriegs hat das Moselfränkische eine entscheidende Rolle gespielt. In seinem Aufsatz "Mer schwätzen op Fränkesch. Zur Verbreitung und Pflege moselfränkischer Mundart" berichtet der Gerolsteiner Alois Mertes aus seiner Zeit in der deutschen Botschaft in Moskau.

Damals sprach er mit dem luxemburgischen Botschafter, mit einem französischen Kollegen aus der Gegend von Diedenhofen und einem belgischen Diplomaten aus der Gegend von Arlon immer Moselfränkisch, auch am Telefon. Der sowjetische Geheimdienst, der beim Abhören der Telefonate nur Bahnhof verstand, ging davon aus, dass sich die Herren in einer anti-sowjetischen Geheimsprache unterhielten. Konsequenz: Anfang 1966 wurde Mertes des Landes verwiesen. Erst zehn Jahre später erfuhren die Sowjets, was hinter der Geheimsprache gesteckt hatte, als Mertes bei einem Besuch in Moskau einem sprachgeschichtlich interessierten Tischnachbarn erklärte, wie groß das Verbreitungsgebiet des Moselfränkischen ist. (har)

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