Kein Übergewicht

Diese Woche habe ich mich auf die Waage gestellt und mit Entsetzen abgelesen, dass mein Körpergewicht schon wieder größer geworden ist. Also habe ich den guten Vorsatz gefasst, in Zukunft zurückhaltender zu sein und abzunehmen - aber nicht: weniger zu feiern!

Wir feiern, weil jemand etwas erreicht hat, etwa das Abitur. Wir feiern, weil man sich lange nicht gesehen hat, etwa an Weihnachten. Wir feiern, weil eine Person von uns Abschied nimmt, die uns etwas bedeutet, und sei es für immer, wie beim Beerdigungskaffee. Zur Zeit Jesu hat man auch gern gefeiert. Eine Hochzeitsfeier dauerte auf dem Land eine Woche. Alle freuten sich über die junge Liebe, die auf die Zukunft baut. Alle aßen und tranken und waren guter Laune, denn wer wusste schon, wann es das nächste Fest zu feiern geben würde. Wenn dann der Wein ausging, war das das Ende der Feier. Aber auch andere Misstöne können die Laune am Feiern verderben. Etwa: Wenn ich anfange, dauernd zu vergleichen, wie es die anderen machen; wenn ich kein gutes Haar an den Einstellungen anderer lasse; wenn ich mit Schadenfreude über die ablästere, die sich dumm anstellen. Dagegen kann es für andere wie ein Wunder sein, wenn ich offen meine Meinung vertrete, wenn ich dankbar Kleinigkeiten registriere, wenn ich die tröste, die an ihren Misserfolgen leiden. Das ist für mich ein kleiner Vorgeschmack auf die himmlische Feier. Davon kann man kein Übergewicht bekommen. Ulrich Hotz, Religionslehrer, Prüm

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort