Volle Breitseite

Marzellus Boos hat in mehrfacher Hinsicht recht: Der Prümer Bürgermeister-Wahlkampf ist in der Tat zum Gähnen - so wie vor fünf Jahren, als die Kandidaten einen Nichtangriffspakt geschlossen hatten und nicht bereit waren, Profil zu zeigen.

Richtig ist auch, dass der Prümer Rat in den vergangenen rund 25 Jahren oft nicht in der Lage war, elementare Entscheidungen zu treffen. Um nur drei Punkte zu nennen: die katastrophale Verkehrsführung, jüngst das Geeiere um das Bahngelände und die geradezu Schwindel erregende Diskussion um die Vor- und Nachteile eines Kreisverkehrs auf dem Hahnplatz. Wenn FWG-Kandidat Boos nun die volle Breitseite abfeuert, geschieht dies weniger, um damit seine Konkurrenten wirklich zu diskreditieren. Zudem weiß er selbst, dass er höchste Gefahr läuft, im eigenen Lager tiefstes Stirnrunzeln auszulösen. Deshalb handelt es sich hier vielmehr um eine von erstaunlichem Selbstbewusstsein getragene, ja regelrecht abgehobene Attacke, mit deren Hilfe er bei den Wählern punkten möchte. Zwar hat er inhaltlich nicht in allen Punkten unrecht; ob indes die Verfahrensweise, die einer marketingpolitischen Verzweiflungstat gleich kommt, bei den vielen konservativ gestrickten Bürgern ankommt, bleibt abzuwarten. Sicher ist nur das eine: Marzellus Boos hat ordentlich Bewegung in den Prümer Wahlkampf gebracht. Für die Meinungsfindung der Wähler selbst kann dies nur von Vorteil sein - egal, wie sie sich entscheiden. m.reuter@volksfreund.de

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