Warum denn gleich ein Baum?

Zum Artikel "Letzte Ruhe unter Erdorfer Bäumen" (TV, 14. Juni)

Friedhöfe sind stumme Zeugen einer vergangenen Kultur. Sie sind aktuelle Orte der Trauer, des Austauschs, aber auch Zeichen der Hoffnung. Neben der traditionellen Erdbestattung kennen wir die Urnenbestattung, die anonyme Bestattung und die Streuwiese "Jardin de Souvenir". Unsere Gesellschaft hat sich verändert: Menschen bleiben nicht mehr über ein oder zwei Generationen an einem Ort wohnen. Zudem sind die Familien kleiner geworden. Aber muss es gleich ein eigener Baum sein?Ich habe mir den Ruheforst in Hümmel angesehen. Mir hat es dort nicht gefallen, aber das ist meine persönliche Meinung. Außer einem kleinen Schild am Straßenrand gibt es keinen Hinweis auf diesen "Friedhof". Die Bäume tragen zwar kleine Schilder - aber wenn man den Ort/Baum sucht, braucht man schon Geduld und feste Schuhe - denn vor lauter Bäumen findet man seinen Baum nicht so schnell in dem großen Wald. Viele Gemeinden sehen in der Anlage und Umwandlung ihrer Wälder eine gute Chance der Vermarktung. Aber sind wir in Bitburg schon am Ende des Denkprozesses?Ich glaube nein. Es gibt andere preisgünstige Regelungen. Anscheinend spielen die günstigen Eröffnungsangebote des Betreibers eine Rolle und der zu erwartende "Bestattungstourismus". Neben den Erd- und Urnenbestattungen sollten die Gemeinden neue Wege anbieten: Rasengräber für Sarg und Urnen mit Namensschild als Teil des Friedhofs. In Aachen wird eine Kirche als Urnenfriedhof (Urnen in Stelen) umgestaltet. In Saarbrücken gibt es "Hochgräber" als Mauer (in vielen südeuropäischen Ländern gibt es keine Erdbestattung).Natürlich spielt Geld überall eine Rolle - auch bei der letzten Ruhestätte. Aber leben wir wirklich in einem Land, wo der Satz gilt: "Und nach mir die Sintflut?" Ich denke, wir sollten in den Gremien und Gruppen emotionslos über diese Entwicklung diskutieren - aus der Not heraus suchen viele Menschen ihre letzte Ruhestätte heute bewusster aus. Ich denke, es sollte uns nicht nur um die Kosten gehen, sondern auch um die Würde des Verstorbenen und seiner Trauergemeinde, um unsere Kultur und um unseren Glauben. Wären wir noch in der Zeit der Jäger und Sammler, hätte ich keine Probleme mit einem Waldfriedhof. Aber … Jutta Steinlein, Bitburg Ruheforst

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