Sind noch alle Vögel da?

Bereits im Frühjahr hat die "Stunde der Gartenvögel" geschlagen. Wie bereits seit vier Jahren fragt der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) dann, wie es um die heimische Vogelwelt bestellt ist. Was Kinder über die gefiederten Sänger wissen, kam bei einem Gespräch mit zwölf- bis 14-jährigen Schülern der Klasse 6 der Wandalbertschule Prüm und ihrem Lehrer Clemens Hackenberg, promovierter Agrarier und Ornithologe, zur Sprache.

 Clemens Hackenberg diskutierte anlässlich der „Stunde der Gartenvögel“ mit seinen Schülern Conny Uhlir, Annika Kappes (obere Reihe von links), Jan Wingels, Marcel Morsch, Denise Göbel, Saskia Schmitt, und Sarah Kaufmann (untere Reihe von links). TV-Foto: Elmar Kanz

Clemens Hackenberg diskutierte anlässlich der „Stunde der Gartenvögel“ mit seinen Schülern Conny Uhlir, Annika Kappes (obere Reihe von links), Jan Wingels, Marcel Morsch, Denise Göbel, Saskia Schmitt, und Sarah Kaufmann (untere Reihe von links). TV-Foto: Elmar Kanz

Prüm. Grund zur Pisa-Panik besteht nicht, umso mehr aber zur Umwelt-Panik. Der Wissensstand der Schüler ist bemerkenswert. Die Quittung für jahrelangen sorglosen Umgang mit der Natur wird bitter sein - wenn nichts geschieht. Das wissen auch die Schüler. "Ganz schlimm" wäre es, wenn kein Vogel mehr singen würde. Wald und Flur wären verwaist, der Rhythmus der Natur gestört.Die meisten Singvögel sind den Schülern bekannt. Buchfink, Hausrotschwanz, Rotkehlchen, Blaumeise, Kohlmeise, Amsel, Drossel, Stieglitz, Zeisig, Sperling und wie sie alle heißen. "Bei uns nisten jedes Jahr die Mehlschwalben", weiß Marcel Morsch aus Prüm. Einen ganz seltenen Vogel kennt Annika Kappes aus Büdesheim: den Kolkraben. Laut Clemens Hackenberg ist er in der Eifel kaum vertreten, zählt aber zu den Singvögeln. Warum sie alle singen, weiß Saskia Schmitt aus Pronsfeld. "Die suchen unter anderem einen Partner." Sehr angetan vom Konzert der gefiederten Sänger ist Jan Wingels aus Olzheim, "außer wenn ich im Garten meine Hausaufgaben mache". Wer kann einige Vögel am Gesang erkennen? Schwierig. "Es würde uns aber sofort auffallen, wenn sie plötzlich nicht mehr zwitschern würden", sagen Sarah Kaufmann aus Schwirzheim und Conny Uhlir aus Weinsheim. Dem stimmen alle zu.Die Nachtigall - das unbekannte Wesen

Nachtigall und Kuckuck fallen den Schülern nicht spontan ein, aber sie sind bekannt. So auch die Unart des Kuckucks, seine Eier in fremde Nester zu legen. Vom romantischen Image der Nachtigall dagegen haben die Jungen und Mädchen noch nichts gehört. Nichts von ihrem betörenden Gesang in lauschiger Sommernacht, der bei Verliebten einmal ebenso "in" war wie heute dröhnender Sound in Diskos."Allerdings war die Nachtigall in der hoch gelegenen Eifel nie stark vertreten", sagt Clemens Hackenberg. Als Nabu-Vorsitzender der Gruppe Obere Kyll/Hillesheim weiß er, wie es um unsere Garten- und Feldvogelarten bestellt ist. Nicht zum Besten. Die negative Bestandsentwicklung mache selbst vor ehemals starken Populationen wie dem Haussperling und der Mehlschwalbe nicht halt. Im Wachsen begriffen sei dagegen sowohl die Zahl der gefährdeten Vogelarten als auch die auf der so genannten Vorwarnliste. Nur noch 113 Arten - knapp 44 Prozent der Brutvögel - würden als ungefährdet gelten. Mancherorts seien Wiesenbrüter wie Rebhuhn, Feldlerche, Kiebitz, Uferschnepfe, Bekassine und andere fast verschwunden. "Folgen eines sorglosen Umganges mit der Natur, insbesondere jahrzehntelanger Intensivierung und Technisierung der Landwirtschaft", konstatiert Clemens Hackenberg. Skeptisch klingt seine Prognose: "Sollte es unbegrenzt so weitergehen, könnte es schon in wenigen Jahren selbst Allerweltsarten nicht mehr geben."

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