An die Grenzen gehen

BITBURG. Umdenken und Einschenken: Innovationen und aktuelle Trends auf dem Getränkemarkt beschäftigten die Mitglieder des Brauerbund Hessen-Mittelrhein bei seiner jüngsten Tagung am vergangenen Freitag im Tagungszentrum der Bitburger Brauerei.

Die Schaumkrone wackelt, und wenn man den Bierbrauern Glauben schenken darf, dann sind daran zahlreiche Faktoren und in Deutschland vor allem ein Mann schuld, nämlich Jürgen Trittin. Dieser hat vor einigen Monaten in Deutschland das Dosenpfand einführen lassen und spätestens damit Konsumenten im Supermarkt und Firmenleitungen in Brauereien zum Umdenken veranlasst. Wenn man das Pfand dazu rechnet, ist damit das Einweggebinde im Preis gestiegen, und Trittin in der Gunst so mancher Brauer gesunken.Mehr Produkte, weniger Bierabsatz

Doch ändert dieser Zusammenhang nichts an der Tatsache, dass rückläufige Verkaufszahlen der einzelnen Getränkehersteller auch mit der ständig wachsenden Bandbreite an Produkten zusammenhängen. "Wir sehen, dass plötzlich Mars mit Eiscreme und Sprudel mit Milch zusammen wachsen", erklärte Alexander Smerz den Anwesenden des Brauerbundes Hessen-Mittelrhein während einer Tagung im Schulungszentrum der Bitburger Brauerei. Für Smerz könnte das durchaus eine erfreuliche Entwicklung sein, arbeitet er doch für die "Döhler-Gruppe", einem der in Deutschland führenden Anbieter von Geschmackszusatzstoffen für die Getränkeindustrie. Wäre da nicht die Unberechenbarkeit der gesellschaftlichen Entwicklung. Es sei vor allem die Getränkevielfalt, die in den vergangenen Jahren durch das Aufkommen von Energy-Drinks, Biermischgetränken, Alcopops und sonstigen Innovationen die bis dahin herrschenden Hauptsegmente wie Limonade oder sprudelndes Mineralwasser ins Abseits gedrängt hätten, sagte Smerz. Damit eng verbunden sei die gesellschaftliche Veränderung und Entstehung neuer Zielgruppen. "Ein Produkt muss am Ende des Tages vor allem gut schmecken", war der Zusatzstoff-Experte überzeugt, wobei auch Faktoren wie Gesundheit und Zweckmäßigkeit eine immer größere Rolle spielen. Für die Bierbrauer ist diese Entwicklung vor allem deshalb von Bedeutung, weil besonders die jüngeren Generationen neuere Biermischkonzepte wie Bier mit Cola oder sonstigem Zusatz den klassischen Bierprodukten vorziehen. Damit die Brauereien mit diesen Entwicklungen auf dem Getränkemarkt mithalten können, hält Smerz es für wichtig, Innovationsbereitschaft zu zeigen. Man müsse dabei nicht über Grenzen gehen, sagte er, "aber an Grenzen herangehen".

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