Empfänger bringen fünf Mal mehr

GEROLSTEIN. Die Erfolgsbilanz der Westeifel-Werke reißt nicht ab: Im Geschäftsjahr 2003 erwirtschafteten sie einen Überschuss von 324 516 Euro und stockten ihr Stammkapital um 600 000 Euro auf. Vorteil für die Mitarbeiter: ein neues Lohnsystem und ein 13. Monatsgehalt für alle.

Vor allem bei den Lohnaufträgen haben die WEW im abgelaufenen Geschäftsjahr 2003 mit einem fast verfünffachten Umsatz kräftig zugelegt. Neben Montagearbeiten für die Autozuliefer-Industrie sorgte ein Großauftrag über Satelliten-Receiver für das gute Ergebnis. Von 141 000 Euro im Jahr 2002 kletterte dieser Bilanzposten auf 670 000 Euro. Dafür sanken jedoch die Umsätze bei den Parkmöbeln von 3,1 Millionen auf drei Millionen Euro. WEW-Chef Erwin Görgen macht dafür die "schlechte Finanzlage der Kommunen" als Hauptauftraggeber verantwortlich. "Ohne die Colani-Linie wären die Einbußen deutlich höher gewesen", sagt er. Zu den Edel-Parkbänken, die zwischen 1200 Euro und 3000 Euro kosten, wollen die WEW im Herbst eine günstigere Colani-Bank für 500 Euro bis 700 Euro auf den Markt bringen. Für den Absatz ihrer Produkte haben die WEW fest den Export im Auge: In den Niederlanden haben sie einen und in Frankreich vier Vertragspartner. Belgien und Luxemburg werden von der Gerolsteiner WEW-Zentrale betreut.Doppelter Absatz in Frankreich

"Im ersten Halbjahr 2004 haben wir in Frankreich unseren Absatz verdoppeln können", berichtet Görgen und freut sich. In den ursprünglichen WEW-Arbeits-Schwerpunkt - den Ballondruck - hat das Unternehmen kräftig investiert. Im Werk Hermesdorf wurde ein neues Siebdruckzentrum gebaut. "Die Kosten von 680 000 Euro haben wir aus eigenen Mitteln ohne jeglichen Zuschuss finanziert", macht Görgen die Rechnung auf. Die neue Anlage hat die Produktions-Kapazität um 40 Millionen auf bis zu 100 Millionen Ballons im Jahr erhöht. Damit haben sich die WEW in diesem Segment ihre Führungsposition in Europa gesichert. Auch auf ihrem Kapitalkonto hat sich einiges getan. Der Überschuss von 324 516 Euro (2002: 367 053 Euro) ging komplett in die Rücklagen, die damit auf mehr als zwei Millionen Euro stiegen. Anfang 2004 wurde das ursprüngliche Stammkapital aus diesem Topf von 600 000 Euro auf 1,2 Millionen Euro aufgestockt. "Damit steht das Unternehmen auf grundsoliden finanziellen Füßen", erklärt Görgen, der Ende September als WEW-Chef ausscheidet. 2003 wurde das Lohnsystem für die behinderten Mitarbeiter geändert. Der Werkstattrat - vergleichbar mit einem Betriebsrat - sei dabei permanent eingebunden gewesen, sagt Görgen: "Bei den neuen Löhnen orientieren wir uns an der Leistung. Es wurden Lohngruppen nach einem Punkteschlüssel vereinbart." Außerdem erhalte jeder Mitarbeiter ein 13. Monatsgehalt. Damit zahlen die WEW weiterhin den dreifachen Behindertenlohn im Bundesvergleich. Obwohl laut Gesetz nur mindestens 70 Prozent des Gesamtarbeitsergebnisses ausgezahlt werden müssen, liegt der WEW-Schlüssel bei 80 Prozent. Das restliche Fünftel wird ins Einrichten neuer und das Modernisieren alter Arbeitsplätze gesteckt. Neben den 512 behinderten Mitarbeitern sind an den drei Standorten der WEW 102 nicht behinderte Arbeitnehmer plus 65 Praktikanten und Zivildienstleistende beschäftigt. "Über den Fachpersonal-Schlüssel hinaus beschäftigen wir 44 Angestellte, die nicht unter die Werkstattförderung fallen", rechnet Görgen vor. Nur so seien "die bundesweit einzigartigen Angebote in einer Behindertenwerkstatt" wie Kunsttherapie, Physiotherapie ohne Rezept sowie Erwachsenenbildung möglich. Bei Letzterer werden die Behinderten in Alltagssituationen geschult. Dabei waren die Pflegesätze acht Jahre lang eingefroren stiegen erst 2003 um 1,99 Prozent. "Wir erreichen mit den Pflegesätzen noch lange keine Kostendeckung", erklärt der WEW-Chef: "Unsere Unterdeckung liegt bei etwa 600 000 Euro im Jahr."

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