Klare Signale für einen Silberstreif am Horizont

BITBURG-PRÜM/DAUN. Wie wird das kommende Jahr? Eine Umfrage des TV bei Unternehmern, Verbänden und Wirtschaftsförderern bringt verhaltene Zuversicht für 2004 an den Tag. Euphorie ist nicht angebracht, doch ein Umschwung des Wirtschaftsklimas heraus aus dem Pessimismus der vergangenen Jahre ist deutlich.

Der Aufschwung beginnt im Kopf: Vor allem mentale Blokkaden der Unternehmer selbst sind es, die nach einer aktuellen Studie von A. T. Kearney Wachstum verhindern. Deutschland liegt danach bei der Erfolgsverweigerung vorn und ist auf dem Weg zum "Underperformer". Nur 51 Prozent des Wachstumspotenzials seien in Deutschland ausgenutzt, dabei seien nur zehn bis maximal 15 Prozent der Hemmnisse in äußeren widrigen Umständen zu suchen. 90 Prozent des wirtschaftlichen Erfolgs gehe auf das Konto interner Maßnahmen, die oft noch nicht einmal eine völlig andere Unternehmensstrategie erforderten, sondern schlicht das "Einreißen von Mauern im Kopf", sagt Studienautor Fritz Kröger. Die acht schlimmsten Hindernisse für einen Aufschwung: die Betonung des Gewinnziels gegenüber dem Wachstumsziel, das Bevorzugen von Kostensenkungen gegenüber Wachstum, die Controller-Mentalität, zu starke Zurückhaltung gegenüber Akquisitionen, mangelnde oder fehlende Langzeitvisionen, mangelnde globale Perspektive in der Expansion und mangelnder Wille zur globalen Dominanz, mangelnde Kundenorientierung sowie das zu lange Festhalten am herkömmlichen Geschäft. Wenn der Aufschwung im Kopf beginnt, so zeigt die TV -Umfrage, dass sich in der Eifel das Einreißen mentaler Mauern in Form von verhaltener Zuversicht vielerorts abzeichnet. Vor allem Unternehmen mit internationaler Ausrichtung, mit intelligenten Nischenprodukten und mit professionellem Marketing erwarten eine Wende zum Positiven. Als Störfaktoren werden die politischen Rahmenbedingungen wahrgenommen. Klaus Schäfer , Geschäftsführer der Eifel Tourismus GmbH (ET) in Prüm: "Das Jahr 2004 zeichnet sich für den Eifeltourismus positiv ab. Wir bekommen gute Rückmeldungen aus der Hotellerie und verzeichnen allgemein eine leichte Verbesserung der Konsumnachfrage, so dass mehr Wertschöpfung durch die Gäste in der Region bleiben wird." Alfred Bauer, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderungsgesellschaft (WFG) Daun-Vulkaneifel: "Wir sind verhalten optimistisch, dass die schon angestoßenen Innovationen Wirkung zeigen werden. Nach wie vor wird für uns die Bestandspflege und die Beratung der Unternehmen höchste Priorität haben, unser Mittelstandsservice wird ausgebaut." Klaus Strasser , Vermögensberater in Prüm: "Der Silberstreif ist da, die Stimmung im Handel hat sich deutlich verbessert, und man erwartet den Aufschwung. Allerdings ist die Produktpalette Ausschlag gebend, für manche Branchen wird es schwierig bleiben." Dirk Kleis , Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Westeifel: "Vor allem für den Bausektor erwarten wir eine Konjunkturbelebung, auch durch Aufträge der öffentlichen Hand. Mit Sorge sehen wir jedoch manche Änderung im Handwerksrecht. Eine Atomisierung der Berufe muss auf jeden Fall verhindert werden." Stefan Halverkamps. Marketing- und Vertriebsberatung Marktfaktor in Bitburg: "Es geht bergauf, wir spüren eine deutlich bessere Stimmung. Die Auftragsbücher sind - anders als zu Beginn dieses Jahres - bei uns und unseren Kunden schon im Voraus gut gefüllt." Theresa Hoffman , Inhaberin des Personalvermittlungsbüros Job-x-change in Bitburg: "International ist der Umbruch ins Positive eindeutig. Jedoch hinken die hiesigen Arbeitgeber in punkto Bedarf an Führungskräften etwas hinterher. Die Entwicklung zeichnet sich in Richtung Expansion ins Ausland und in andere Regionen ab, wobei sich in der Vulkaneifel mehr tut als in der Südeifel." Roland Crump , Seat-Vertragshändler in Hillesheim: "Für unsere Branche und auch die Marke sehen die Prognosen wieder besser aus, so dass wir nicht mit Euphorie, aber mit solidem Optimismus ins neue Jahr gehen." Elmar Schmitz , Vorstand Volksbank RheinAhrEifel in Daun: "Generell ist eine emotionale Aufhellung eingetreten. Das Verbrauchervertrauen wächst wieder, unsere Kunden zeigen messbare Zuversicht. Ein Wermutstropfen ist jedoch die zu klein ausgefallene Steuerreform." Gerd Grebener , Regionalleiter der Rinder-Union West in Fließem: "Noch immer herrscht in der Landwirtschaft große Unsicherheit. Bis die Entscheidungen über das zukünftige Prämiensystem gefallen sind, wird es bei Investitionen weiter sehr restriktiv und zurückhaltend zugehen. Doch große Betriebe werden nach wie vor Gewinne erzielen." Stefan Scherf , Peugeot-Vertragshändler in Bitburg: "Wir blicken auf ein schweres, aber letztlich erfolgreiches Startjahr des Löwen-Zentrums zurück und haben die Weichen für 2004 gut gestellt. Durch das Segment Caravans werden weitere Kunden angezogen. Wir erwarten einen zusätzlichen Aufschwung, auch dank des sehr engagierten Teams." Monika Brümmer , Inhaberin der Buchhandlung "Lesezeichen" in Hillesheim: "Viele Kollegen hatten in 2003 Grund zur Klage, aber ich bin sehr zufrieden. Die Tendenz ist weiter steigend und wird im nächsten Jahr für alle besser werden. Dank der besonderen Präsentation von Krimis habe ich einen überregionalen Kundenkreis erschließen können. Das macht sich bezahlt." Christian Baur , Inhaber der EDV Hard- und Softwareberatung Baur Computer Systeme in Daun: "Es sieht so aus, als sei das Schlimmste überstanden. Die Firmen investieren wieder, so dass wir für 2004 durchaus Wachstum erwarten." Ingolf Bermes , Vorstandsvorsitzender der Kreissparkasse Bitburg-Prüm: "Die gesamte deutsche Wirtschaft ist geprägt von drei Jahren Stagnation. Den Mangel an konjunktureller Dynamik verspüren auch die Unternehmer unserer Region. Erste Signale des Aufwärtstrends - wie beispielsweise eine besser Auftragslage der Unternehmen - sind jedoch erkennbar. Auch die psychologische Wirkung der beschlossenen Reformen spielt für Konsumenten und Unternehmen eine wichtige Rolle. Daneben sprechen das niedrige Zinsniveau und stabile Preise für eine baldige Belebung des privaten Konsums. Die nach wie vor gute Nachfrage nach Konsum- und Investitionsgütern aus dem benachbarten Luxemburg wirkt sich ebenfalls positiv auf die Unternehmen des Landkreises Bitburg-Prüm aus. Insgesamt gehen wir davon aus, dass im Jahre 2004 eine Phase der wirtschaftlichen Erholung für die Unternehmen unserer Region einsetzt." Matthias Tix , Toyota- und Lexus-Vertragshändler in Bitburg, Prüm, Wittlich, Trier und Koblenz: "Wir erwarten generell wieder mehr Konsum. Die Größe und Zuverlässigkeit unserer Marken hat uns eine besondere Kundentreue eingebracht. Auch durch die intensive Kommunikationsinitiative des Herstellers in 2004 gehen wir von einer positiven Entwicklung aus. Die Umsetzung neuer Marketingerkenntnisse und die Identifikation der Mitarbeiter mit der Firmenphilosophie wird weitere Impulse nach vorn geben." Dieter Scholz , Herausgeber der Modefachzeitschrift "Fashion Today" und Inhaber des Seminarzentrums Beuerhof in Üxheim: "Es gilt auch im nächsten Jahr: Wenn wir etwas zum Guten verändern wollen, müssen wir unser Denken verändern. Das geht mit Achtsamkeit und Gleichmut - mit immer gleichem Mut." Rolf Klein , Vertriebsleiter von Stema/Pedax Maschinenbau in Bitburg: "In Deutschland ist die Marktlage durch Insolvenzen unserer Abnehmer im Bereich Stahl und Bau weiter eher negativ. Doch ein vernünftiger Start in 2004 ergibt sich durch die internationale und weltweite Aufstellung unseres Unternehmens. Besonders im Mittleren und Fernen Osten, in Australien und Osteuropa haben wir dadurch die besten Perspektiven und gehen mit insgesamt gebremstem Optimismus in das neue Jahr." Edgar Bujara , Geschäftsführer des BMW Autohauses Schaal in Bitburg und Schönecken: "Es ist eine große Wachstumsoffensive des Herstellers für 2004 geplant, deren Ausrichtung schon 2003 spürbar war. Da alle Planungen bislang realisiert werden konnten, schauen wir zuversichtlich zurück und nach vorn. Vor allem dank des Engagements unserer Mitarbeiter." Jutta Näckel , Inhaberin eines Friseursalons in Kelberg: "Bei vielen Gesprächen mit Kunden wird klar, dass sie mehr als früher auf Sparsamkeit achten - zwar nicht extrem, jedoch spürbar. Aber solche Phasen hat es immer gegeben, das wird sich auch wieder ändern. Außerdem ist es individuell sehr unterschiedlich, ob und woran gespart wird." Evelyne und Helge Wiertelarz , Inhaber des Gästehauses "Pondrom" in Ringhuscheid: "Wir können der allgemeinen positiven Erwartungshaltung eigentlich nicht zustimmen, sondern wir gehen vom selben Level wie in diesem Jahr aus. Und das lag unter den Zahlen von 2002. Da es keine Steuerreform, sondern nur ein Reförmchen war, ist der verbreitete Glaube an eine Besserung in 2004 wohl eher Zweckoptimismus." Holger Petry , Leiter der Hubertus-Apotheke in Gerolstein: "Wir Apotheker sehen eher mit Skepsis als mit Optimismus ins neue Jahr. Vor allem die nächsten zwei Monate werden vom Umsatz her wohl sehr ruhig, weil sich viele Patienten schon mit Medikamenten eingedeckt haben. Es ist noch nicht abzusehen, was uns die Gesundheitsreform genau bringt. Wir haben Planungsunsicherheit. Bislang war eine kalkulierbare kaufmännische Entlohnung unsere Basis, ab jetzt wird es eine serviceorientierte." Barbara Nau , Heilpraktikerin und Mitinhaberin des Seminarhauses Vulkaneifel für Unternehmer in Immerath: "Ich bin Optimistin. Nach schlechten Zeiten kommen gute. Aber wichtig ist es, in der Krise zu schauen, was man daraus machen kann. Es geht um das Lernen und die Bereitschaft zur Veränderung. Jetzt ist offenbar in der Wirtschaft die Zeit dafür da, immer mehr Selbstverantwortung zu üben und nicht nur zu jammern." Kurt Daun , Inhaber "Creativ-Druck" in Gerolstein: "Es mag sein, dass es Indikatoren für einen Aufschwung gibt, aber in der Regel sind wir in der Eifel die Letzten, die Auf- und Abschwünge zu spüren bekommen. Wir rechnen mit einer Verbesserung gegen Ende 2004. Im Bereich Marketing und Werbung sparen viele Unternehmen, obwohl gerade die langfristige Wirkung von guter Öffentlichkeitsarbeit gegen Krisen stabilisieren würde." Michael Dietzsch , Bitburger Getränkeverwaltungsgesellschaft: "Wir werden in 2004 antizyklisch investieren. 20 Millionen Euro in die Technik und 30 Millionen in den Bereich Verpackung, wobei die Aufträge in Rheinland-Pfalz bleiben. Von daher ist unser Standpunkt klar. Jedoch bleibt es allgemein bei Marktverdrängung, so lange sich die politisch gesetzten Rahmenbedingungen nicht ändern. Es greifen zu viele Hände in das Portemonnaie der Verbraucher." Heinz-Wilhelm Martin , Geschäftsführer Martin Networks, Gillenfeld: "Mit unseren Infrastrukturlösungen für Kommunikationsnetzwerke haben wir eine schmale Nische besetzt, die schon 2003 sehr gefragt war und für 2004 gute Auftragseingänge verzeichnet. Deshalb stellt sich unsere Situation sehr gut dar. Allerdings sind wir international und überregional am Markt und nicht von privaten Bauherren abhängig." Josef Utters , Inhaber einer Bäckerei in Dockweiler: "Die Eifel hängt immer ein wenig hinten dran. Für die meisten wird es auch 2004 wirtschaftlich schwer bleiben. Allerdings sehe ich für den eigenen Betrieb wegen der Spezialisierung und Konzentration auf Bioprodukte positiv in die Zukunft." Rolf Wagner , Geschäftsführer "WMK Maschinenbau" und der "rowa Automatisierungssysteme", Kelberg: "Für die WMK rechnen wir mit einer Steigerung von zehn Prozent, denn die Nutzfahrzeugbranche findet wieder stärkeren Absatz, vor allem unser Abnehmer DaimlerChrysler. Auch das Spezialgebiet Automatisierung für Apotheken wird weiter wachsen, weil der Drang nach Kostensenkung durch die Gesundheitsreform eine noch höhere Nachfrage verursacht." Rainer Wirtz , Geschäftsführer der Strukturfördergesellschaft Bitburg-Prüm: "Aus meiner Sicht ergeben sich für 2004 noch keine deutlichen Anzeichen für eine Trendwende in der wirtschaftlichen Entwicklung beziehungsweise für einen nachhaltigen Aufschwung. Es bleibt dennoch zu hoffen, dass die in Berlin beschlossenen Rahmenbedingungen erste positive Wirkungen entfalten."

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