Überzeugungstäter mit Erfolg

BITBURG-PRÜM/DAUN. Vier junge Landwirte stellen ihre erfolgreich wirtschaftenden Ökohöfe vor. Die Umstellung auf "Bio" hat sich für sie in punkto Lebensqualität und Einkommen gelohnt. Das Berufsbild des Bauern ist anspruchsvoll und vielseitig.

 Keine Angst vor ökologisch gehaltenem Vieh: Öko-Bauernhöfe sind in der Eifel noch selten. Die Landwirte, die ihre Produktion umgestellt haben, ziehen jedoch durchweg eine positive Bilanz.Foto: Angelika Koch

Keine Angst vor ökologisch gehaltenem Vieh: Öko-Bauernhöfe sind in der Eifel noch selten. Die Landwirte, die ihre Produktion umgestellt haben, ziehen jedoch durchweg eine positive Bilanz.Foto: Angelika Koch

Das Künast-Ministerum peilt 20 Prozent Biolandbau an, die Skepsis bei den landwirtschaftlichen Verbänden in der Region jedoch ist groß (der TV berichtete). Nun sind vier seit Jahren erfolgreich am Markt tätige Ökobauern aus der Eifel angetreten, um "Chancen und Risiken" der biologisch-dynamischen Betriebsweise darzustellen. Ihr Fazit: "Wer schnell reich werden will, ist beim Ökolandbau an der falschen Adresse. Doch mit entsprechend hoher beruflicher Qualifikation auch in Sachen Marketing ist ein solides Einkommen zu erzielen. Die Lebensqualität und -philosophie ist entscheidend.""Man muss Überzeugungstäter sein", bestätigen Regino Esch vom Hof Steinrausch in Wascheid, Heidi Busch vom Burghof in Wawern, Josef Weber aus Sellerich-Herscheid und Hans von Hagenow vom Haus-Bollheim-Ableger in Kronenburg unisono. Doch wer diese Überzeugung mitbringt, trifft nach ihrer Erfahrung mit dem Ökolandbau eine stimmige Entscheidung. Die grassierende Perspektiv- und Mutlosigkeit vieler konventionell wirtschaftender Landwirte teilen sie nicht. Aber sie betonen auch, dass eine Umstellung auf Ökolandbau um jeden Preis nicht sinnvoll ist: "An Versuchen, die zum Scheitern verurteilt sind, hat niemand Interesse."Nach zwei Jahren ökologischer Milchziegenhaltung ist Regino Esch größter Lieferant für Bioziegenkäse in Rheinland-Pfalz und vertreibt 70 Prozent seiner Erzeugnisse über den Großhandel an Naturkostläden in Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und im Saarland. 30 Prozent des Käses gehen an Kunden in der Region. Für ihn ist die Einbindung in den offiziellen Bioland-Verband wichtig, um die Qualität zu dokumentieren: "Andere Ökosiegel reichen nicht aus." Mit dem Großhandel hat er gute Erfahrungen: "Der hat meine Preise akzeptiert und keinen Knebel angesetzt."Heidi Busch betreibt seit sieben Jahren ökologische Mutterkuhhaltung mit Nachzucht und hält Weideochsen für den Fleischverkauf in Verbindung mit Getreideanbau. Am Herzen liegen ihr Vermarktung und Logistik für Bioprodukte aus der Eifel und die Etablierung der Eifel als Marke. Hier ist Vernetzung das Zauberwort, denn mittlerweile sei die Nachfrage aus dem Kölner Raum so groß, dass mehr als die derzeit rund 25 zur Kooperation bereiten Biohöfe liefern müssten, um die gesamte Produktpalette abzudecken: "Vor allem im Bereich Geflügel und Eier fehlt ein ökologischer Anbieter." Wichtig für eine erfolgreiche Vermarktung sei die strikte Einhaltung von Lieferverträgen, was durch die Zusammenarbeit mehrerer Höfe gewährleistet wird: "Einzelne Anbieter schaffen das wegen Qualitäts- und Mengengarantien oft nicht." Umsteigewilligen Landwirten verspricht sie: "Die bekommen alle Hilfe mit Aufträgen und Know-how, die wir leisten können."Milchvieh auf der Eifel-Alm

"Ich habe noch nie chemischen Dünger benutzt", sagt Josef Weber. Seit 15 Jahren schon hat er einen Demeter-Betrieb mit Ackerbau. Vor allem baut er Getreide und Kartoffeln an. Sein Vater hält Milchvieh. "Die eigene Kundenakquise und betreuung ist zu zeitaufwendig, bei uns geht alles an den Großhandel." Vor allem im Milchsektor kritisiert er jedoch den Preisverfall, zudem gebe es zu viele, zu undurchsichtige Bio-Labels. Die Subventionen für die ökologische Produktionsweise würden längst durch Kontrollen und geringere Ertragsmengen aufgewogen. Dennoch: "Von der Methode her ist öko sehr ratsam."Dass das Anforderungsprofil des modernen Landwirts längst Professionalität in Sachen Medien und Marketing umfasst, beweist Hans von Hagenow, der zusammen mit drei Kollegen vor 20 Jahren den alle Sparten umfassenden Betrieb Haus Bollheim bei Zülpich gründete und für die Milchviehnachzucht eine "Eifel-Alm" bei Kronenburg eingerichtet hat. "Eine starke Öffentlichkeitsarbeit ist das A und O, der Endverbraucher muss auf den Hof kommen können." Hier könne er sich bei Hoffesten, Führungen oder Praktika von der Güte der geschlossenen Kreisläufe im Ökolandbau überzeugen und Vertrauen in die Produkte der Landwirtschaft gewinnen.

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