Abstieg gerät ins Abseits

DAUN-RENGEN. Noch soll die Behelfsausfahrt vom künftigen A 1-Ende bei Rengen zur L 46 gebaut werden. Doch hinter den Kulissen wird um den "nahtlosen" Weiterbau gekämpft. Wenig Chancen hat offenbar die Idee, Gelder aus dem vorerst gestoppten Bau des zweiten Teilabschnitts der B 50 neu mit Hochmoselübergang bei Ürzig (Kreis Bernkastel-Wittlich) loszueisen.

Kommt sie, oder kommt sie nicht? Die Rede ist von einem Stück Straße, das bei keinem so recht beliebt ist. Damit der 2004 fertiggestellte Neubauabschnitt zwischen der Abfahrt Daun und Rengen von Autos und Lastern genutzt werden kann, muss eine Behelfsausfahrt zur L 46 gebaut werden.Die nächste offizielle Anschlussstelle (AS) ist erst bei Gerolstein, doch für den Bau dieser 3,3 Kilometer langen Strecke einschließlich der kostspieligen Liesertalbrücke fehlt das Geld. Noch.Gelder von der B 50 neu? Kaum vorstellbar!

Denn im Hintergrund laufen Verhandlungen, um den nahtlosen Weiterbau zu ermöglichen und somit die provisorische Ausfahrt zu vermeiden. Eine Idee im Konzert der Gedankenspiele: Gelder, die wegen des vorerst gestoppten Baus des zweiten Abschnitts der B 50 neu inklusive Hochmoselübergang nicht verwendet werden, sollen für die A 1 abgezweigt werden."Es kann nicht sein, dass Gelder auf Halde liegen und wir die A 1 nicht weiterbauen können, weil niemand bereit ist, umzuschichten", verlangt Herbert Schneiders, CDU-Landtagsabgeordneter, eine Entscheidung der rheinland-pfälzischen Landesregierung.Theoretisch kann mit den Geldern manches bewegt werden. Allein der Hochmoselübergang bei Ürzig und Zeltingen-Rachtig soll 122 Millionen Euro kosten, der 40-prozentige öffentliche Finanzierungsanteil macht 48,8 Millionen Euro aus. Zum Vergleich: Der A 1-Bau von Rengen bis zur AS Gerolstein inklusive Liesertalbrücke kostet etwa 57 Millionen Euro.Nach Informationen von Astrid Schmitt, SPD-Landtagsabgeordnete, gebe das jüngste Urteil des Koblenzer Oberverwaltungsgerichts zur B 50 neu solchen Planspielen aber kein Fundament: "Das dadurch notwendig gewordene ergänzende Planfeststellungsverfahren für den zweiten Bauabschnitt bringt eine maximale Verzögerung von fünf bis sechs Monaten." Auch Hans-Georg Huber-Balbach vom Bürgerbüro der Landesregierung sagt, dass sich "durch die Verzögerung beim Bau des Hochmoselübergangs kein neuer Finanzspielraum für andere Bundesfernstraßenprojekte ergibt".Deshalb gelte es laut Schmitt, bei den derzeitigen Abstimmungen zwischen Land und Bund zur Fortschreibung des Bundesverkehrswegeplans dem Weiterbau der A 1 bis zur AS Kelberg die höchste Priorität beizumessen. "Wenn das Land so verfährt, und darauf wollen wir hinarbeiten, bekommen wir Mittel aus dem Bundesverkehrswegeplan. Wieviel, ist aber unklar." Mitte des Jahres soll der Finanzplan laut Schmitt festgezurrt werden. Edmund Geisen, FDP-Landtagsabgeordneter, vertraut dabei auch einem zunehmenden Druck: "Nordrhein-Westfalen stellt fest, dass die A 61 immer mehr frequentiert wird. Dadurch steigt auch dort die Motivation, den Weiterbau der A 1 voranzutreiben."Auch Elke Leonhard, SPD-Bundestagsabgeordnete, spricht sich für eine konzertierte Aktion aus. "Wir sind dabei, ein neues Bündnis mit dem Saarland, Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen zu schmieden, um den Weiterbau voranzutreiben." Die Spekulationen über einen Transfer von für die B 50 neu bewilligten Mitteln für die A 1 seien hingegen "dummes Zeug". "Wenn Gelder für ein Projekt eingestellt sind, können sie nicht einfach umgeleitet werden."Rengens Ortsvorsteher vor der Resignation

Selbst wenn dieses Vorhaben scheitert, spricht sich Peter Rauen gegen die Ausfahrt aus. "Dann sollten wir lieber eine Spur durchbauen bis Kelberg und die zweite zu einem späteren Zeitpunkt." Denn der Bau der Behelfsausfahrt gehe "in die Millionen".Dauns Landrat Heinz Onnertz, der von 1,3 Millionen Euro Baukosten ausgeht, bezeichnet die Behelfsausfahrt als "suboptimale" Lösung. Wenn jetzt gesagt werden könne, die Finanzierung bis zur AS Gerolstein sei gesichert, würden für den Bau rund zwei Jahre ins Land ziehen - eine vertretbare Zeitspanne, um auf die provisorische Ausfahrt zu verzichten.In diesem Jahr soll dem Bundesverkehrsministerium die Planung für die Liesertalbrücke zur Genehmigung vorgelegt werden, sagt Karl-Josef Tölkes, A 1-Projektleiter beim Landesbetrieb Straßen und Verkehr Gerolstein. Für die Behelfsausfahrt Rengen soll in diesem Jahr parallel die Planfeststellung eingeleitet werden, um Baurecht zu schaffen. Würde rasch Geld für den Weiterbau bereit gestellt werden, müsste entschieden werden, ob die Behelfsausfahrt ad acta gelegt wird.Vielleicht wird die Ausfahrt aber auch aus rechtlichen Gründen gekippt. Nach Auskunft der Grünen-Bundestagsabgeordneten Ulrike Höfken werden bei den derzeit laufenden Verhandlungen zum Bundesverkehrswegeplan die einzelnen Projekte nicht nur auf ihr Kosten-Nutzen-Verhältnis hin überprüft, sondern auch auf ihr Umweltrisiko. "Es kann sein, dass das hohe Umweltrisiko des A 1-Projekts minimiert werden muss, indem zum Beispiel die Behelfsausfahrt gestrichen wird."Allen Gedankenspielen zum Trotz macht sich beim Rengener Ortsvorsteher Walter Müller langsam Resignation breit. "Es kann nicht sein, dass die durch den Bau der Autobahn bis Rengen erreichte Verkehrsentlastung von Daun auf unsere Kosten geht. Die Behelfsausfahrt stößt 50 Meter von den ersten Häusern entfernt auf die L 46." Bereits Ende 2001 hatte der Ortsbeirat seine Befürchtungen - Lärm, Einschnitte in die Landschaft und erhöhte Unfallgefahren - in einem offenen Brief formuliert (der TV berichtete).

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