Angespannt, aber nicht dramatisch

Wie künftig die Notarzt-Versorgung mittelfristig gesichert und verbessert werden kann, war eines der Themen beim Besuch des Staatssekretärs im rheinland-pfälzischen Sozialministerium, Christoph Habermann, im Krankenhaus (KH) Daun.

 Das Thema ist ein Dauerbrenner: Da der Ärztemangel sich auch auf die Notfallversorgung auswirkt, müssen verstärkt „externe“ Mediziner eingesetzt werden. TV-Foto: Archiv/Ilse Rosenschild

Das Thema ist ein Dauerbrenner: Da der Ärztemangel sich auch auf die Notfallversorgung auswirkt, müssen verstärkt „externe“ Mediziner eingesetzt werden. TV-Foto: Archiv/Ilse Rosenschild

Daun. Eins wird Christoph Habermann (SPD), Staatssekretär im rheinland-pfälzischen Sozialministerium, nach seinem Besuch in der Eifel wohl nicht mehr behaupten: zu wenig Informationen über das Krankenhaus Daun bekommen zu haben.

Krankenhaus-Geschäftsführer Franz-Josef Jax hatte die Stippvisite Habermanns, der von der Landtagsabgeordneten Astrid Schmitt begleitet wurde, genutzt, diesem einen umfassenden Überblick über Sorgen und Nöte, aber auch über Positives zu geben.

Verhandlungsposition ist "äußerst eingeschränkt"



Jax erläuterte, warum das KH Daun sich am bundesweiten Aktionsbündnis "Rettung der Krankenhäuser" beteilige. Vor allem höhere Personal- und Energiekosten führten in diesem Jahr zu Mehrkosten von 830 000 und im nächsten Jahr von 965 000 Euro.

"Bislang haben wir noch keine roten Zahlen geschrieben, aber ob uns das angesichts dieser Mehrbelastung auch künftig gelingt, ist eher fraglich", erklärte Jax.

Der KH-Geschäftsführer verwies auch auf den Ärztemangel, von dem Daun wie andere Einrichtungen auf dem Land besonders betroffen sei. Die Verhandlungsposition des Krankenhauses gegenüber potenziellen neuen Ärzten sei "äußerst eingeschränkt", denn die Mediziner hätten viele Alternativen, die auch finanziell lukrativer seien als eine Anstellung in Daun.

Der Ärztemangel habe auch Auswirkungen auf einem anderen Bereich: der Notarztversorgung. Laut Jax längst "ein Dauerbrenner", sei es doch immer schwerer geworden, die Versorgung aufrechtzuerhalten. Mit eigenen Leuten sei dies schon lange nicht mehr möglich, deshalb würden verstärkt Externe "eingekauft".

So komme mittlerweile ein Mediziner nach Daun, der eine Professur in Amsterdam habe. Grundsätzlich sei es "nur über Geld zu regeln", stellte Jax fest. Mittlerweile müsse das KH Daun einem auswärtigen Notarzt 480 Euro für einen Wochenend-Dienst zahlen, und an anderen Häusern sei diese Summe schon höher. Etwas Luft verschaffe dem KH, dass man nun auch Ärzte von der Uni Bonn für Notarzt-Einsätze gewinnen könne. "Angespannt, aber nicht dramatisch" sei derzeit die Versorgungssituation, erklärte Jax. Angestrebt werde, dass künftig an einem der beiden KH-Standorte Daun und Gerolstein ein Notarzt zur Verfügung stehe. Staatssekretär Habermann verwies auf die rechtliche Konstellation, nach der der Landkreis Trier-Saarburg für die Notarztversorgung in der Region Trier zuständig sei.

Das Land ziehe sich aber nicht auf diese Rechtslage zurück, sondern habe ein "außerordentlich großes Interesse daran, dass es besser wird."

Deshalb sei es unterstützend tätig, unter anderem durch eine beim Innenministerium angesiedelte Arbeitsgruppe, in der Möglichkeiten zur Verbesserung erörtert würden. Jax brachte es auf den Punkt: "Wenn wir es vor Ort nicht regeln, läuft nichts."

Meinung

Alle sind gefordert

Nicht auszudenken, wenn sich in der Notarztversorgungs-Diskussion alles nur an der Rechtslage orientieren würde: Dann wäre das System zumindest in vielen ländlichen Bereichen längst zusammengebrochen. Keiner kann es sich erlauben, darauf zu warten, dass die formal verantwortliche Kreisverwaltung Trier-Saarburg die Notarztversorgung hinkriegt. Ohne den Einsatz vor Ort, der mittlerweile oft genug unter dem Motto "Not macht erfinderisch" steht, geht wohl auch für die nahe Zukunft nichts. Bei diesem sensiblen Thema sind alle gefordert, da darf es nicht am Geld und auch nicht an Zuständigkeits-Geplänkel scheitern. s.sartoris@volksfreund.de

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