Anwältin am Pranger

SCHÜLLER. Schwere Vorwürfe gegen Rechtsanwältin Marianne Mastiaux: Seit Jahren soll sie ihre Heimatgemeinde mit Klagen terrorisieren. Angeblich haben die meisten Bürger bisher aus Angst den Mund gehalten. Jetzt haben einige Mutige den Bann gebrochen und reden Tacheles. Dabei bekommt auch Ammenviehhalter Matthias Pfeil sein Fett weg.

"Das kann man als Psychoterror bezeichnen. Bei jeder Kleinigkeitkommen aus dem Umfeld Matthias Pfeil und speziell seiner AnwältinMarianne Mastiaux Strafanzeigen oder Dienstaufsichtsbeschwerden.Egal ob Orts- oder Verbandsgemeinde, jeder wird mit Verfahrenüberzogen", sagt Werner Arenz, Bürgermeister der VerbandsgemeindeObere Kyll. Mit Blick auf die Schüllerer Bürger beschreibt der Jünkerather Rathauschef die Furcht so: "Es gibt einige Bürger, die durchaus Angst haben, dass sie selbst Opfer von gezielten Terrormaßnahmen werden."

Jakob Kees, Erster Beigeordneter in Schüller, legt noch nach: "Sie stellt falsche Behauptungen auf, belügt Zuhörer, nur um den Ortsgemeinderat in ein schlechtes Licht zu stellen." Gemeinderätin Theresia Wettke schlägt in die gleiche Kerbe: "Sie versucht die Leute einzuschüchtern. Das habe ich schon am eigenen Leib erfahren, als ich Matthias Pfeil angezeigt hatte. Sie drohte mit rechtlichen Schritten."

Wettke nennt zwei Beispiele: Als unmittelbare Nachbarin des Betriebsgeländes von Ammenviehhalter Matthias Pfeil sei ihr Hund auch schon mal auf dessen Areal gewesen. Jetzt sei eine entsprechende Anzeige bei der Verwaltung eingegangen, die fremden Hunden den Zutritt verbieten soll. "Komisch, dass es dabei nur um Hunde von Ratsmitgliedern geht. Das ist doch eine klassische Retourkutsche", sagt Wettke.

Gemeinderäte erheben Schikane-Vorwurf

Außerdem wisse sie, dass ehemalige Ratsmitglieder von der Anwältin angezeigt wurden, weil sie alten Reisig im Wald deponiert hätten. Nach ihrer Meinung haben frühere Ratsmitglieder immer gekuscht, weil sie glaubten, die Anwältin säße am längeren Hebel. Deshalb sei "die Sache" immer weiter verschleppt worden. Die junge Gemeinderätin meint: "Jetzt gehen wir mal dagegen an und sind die Buhmänner."

Walter Esch war mehr als 30 Jahre lang im Gemeinderat und ist seit zwei Jahren nicht mehr dabei. Er nennt etliche Beispiele für den Druck, den die Juristin angeblich ausübt: Einmal sei es um die Verbreiterung eines Weges um einen Meter unterhalb des Kaiser-Lothar-Platzes im Ortskern gegangen. Anliegerin Mastiaux habe von der Gemeinde einen kompletten Erdaustausch gefordert, weil angeblich etwas Kies auf ihr Feld gerutscht sei. "Das hat die Gemeinde viel Geld gekostet, und anschließend hat sie dort Christbäume gepflanzt. Das ist doch alles nur Schikane", meint Esch.

Der 70-Jährige meint zudem, dass die Anwältin durch Verfahren den Ausbau des Neubaugebietes "Auf Rotheck" um mehr als zehn Jahre verzögert hat. "Bei einem der Normenkontrollverfahren ging es dabei lediglich um einen blöden Formfehler, weil eine Höhenlinie in der Zeichnung fehlte. In einem Jahr hat die Gemeinde alleine 33 000 Mark an Prozesskosten bezahlt", sagt Peter Pfeil, Zweiter Beigeordneter.

Die Juristin hat zu den Vorwürfen schriftlich Stellung bezogen. In ihrem Schreiben heißt es: "Letztendlich ist die Begründung für den Prozesserfolg eines Bürgers gegenüber der Verwaltung die Tatsache, dass die Verwaltung fehlerhaft das Gesetz anwendet. Bezogen aufs Baugebiet Rotheck endeten die Prozesse (...) mit einem in vollem Umfang obsiegenden Urteil zu Gunsten der klagenden Bürger."

Zu den Vorwürfen, sie übe Psychoterror aus und versetze Bürger in Angst, äußert sich die Anwältin nicht. Dafür verweist sie auf ihre 20-jährige Berufspraxis und die vielen jungen Menschen, die sie ausgebildet hat. Außerdem habe sie jungen Kollegen immer eine Karriere-Plattform geboten. Besonders Arbeitsplätze für Frauen habe sie geschaffen.

Zu den Hintergründen des Dorfstreits vermutet Esch: "Das ist schon seit Jahrzehnten so. Ihre Familie scheint besessen und will nur den Frieden zerstören." Mastiaux antwortet darauf schriftlich: "Richtig ist, dass mich bereits meine Erfahrung und die meiner Eltern mit der Kommunalverwaltung als Schülerin dazu motivierte, das Jurastudium aufzunehmen, so dass es deshalb nur folgerichtig ist, dass ich in der Regel nicht die Kommunen gegenüber dem Bürger, sondern die Bürger gegenüber der Verwaltung vertrete."

So ist es auch im Fall ihres Mandanten Matthias Pfeil. Bürgermeister Arenz meint: "Momentan muss man davon ausgehen, dass sie ihr Mandat Pfeil etwas sehr übertreibt und den Spieß umdreht, um von seinen Unzulänglichkeiten abzulenken und dafür unbescholtene Bürger vorführt, die angeblich dem Dorf Schaden zufügen."

Ein Familienmitglied aus der engeren Verwandtschaft von Matthias Pfeil kommentiert das Mandat Matthias Pfeil so: "Sie benutzt ihn, um gegen die Gemeinde zu klagen, weil das ihr größtes Hobby ist."

Mehr zum lauten Ärger der Schüllerer über die Ammenviehhaltung im gesonderten Artikel.

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