Auf den Spuren der Vorfahren

BROCKSCHEID. Bei einer Wanderung vom historischen Pfarrhaus zu den Überresten der ehemaligen Mühle ließ der Regional-Autor Klaus-Dieter Hammes (Aachen) die Erinnerung an das ausgehende 19. Jahrhundert lebendig werden. Mit dabei war Monika Esser (Burgbrohl), deren Vorfahren von der Brockscheider Mühle stammen.

"So könnte es 1872 hier gewesen sein", eröffnet Klaus-Dieter Hammes die Zeitreise. Seine Wandergruppe hat sich vor dem fast 200 Jahre alten Pfarrhaus in der Glockenstraße versammelt. Dieses hatte der aus Brockscheid stammende Ingenieur in den 90er Jahren als baufälliges Anwesen erworben, es restauriert und parallel dazu ein Buch geschrieben: "Das Haus des Pfarrers in der Vulkaneifel". Nun lenkt Klaus-Dieter Hammes von der Dorfbuche aus den Blick der Wanderer auf Gebäude in der Nachbarschaft des Pfarrhauses, die damals ebenfalls schon hier standen: die Kirche, das Backhaus, die Schule und das Krämer- und das Schomisch-Haus. Er nennt die Namen Jakob Römer und Nikolaus Hennen, damals 25 und 21 Jahre alt - sein Urgroßvater der eine, der Urgroßvater von Monika Esser der andere. Jakob Römer heiratete von Mückeln nach Brockscheid, Nikolaus Hennen stammte von der Brockscheider Mühle. Auf dem etwa fünf Kilometer langen Weg zu dem Gelände an der Lieser, auf dem sich die Brockscheider Mühle befand, erzählt Hammes Geschichte und Geschichten - vom Bau der Mühle 1805/06 aus dem Steingeröll der nahe gelegenen sagenumwobenen Geisenburg, von einem Brandschaden 1858, vom Umbau des Stalles in ein Wohnhaus, von Verarmung und schließlich von jener dunklen Herbstnacht im Jahre 1889, "als der rote Hahn das Mühlrad still setzte": Die Mühle brannte ab und wurde nie mehr aufgebaut. Keiner der vielen Müller und Mühlenpächter sei zu etwas gekommen, verschuldet hätten alle der Reihe nach aufgegeben. Klaus-Dieter Hammes zeigt Skizzen und Pläne. Er hat Beruf und Hobby miteinander verknüpft und das Wohnhaus auf der Brockscheider Mühle nach den Aufzeichnungen des Nikolaus Hennen rekonstruiert. Den handschriftlichen Nachlass des auf der Mühle geborenen späteren Volksschullehrers hatte seine Urenkelin Monika Esser der Redaktion des Heimatjahrbuchs Daun für die Ausgabe 2004 zur Verfügung gestellt. So war Hammes auf die Burgbrohlerin aufmerksam geworden. Deren Familienforschung wird nun auf der Wanderung auf sehr anschauliche Weise abgerundet. "Ich bin sehr froh, dass diese Reise in die Vergangenheit meiner Familie zustande gekommen ist", sagt sie. In den Aufzeichnungen ihres Urgroßvaters wird zunächst noch von den glänzenden Vermögensverhältnissen von dessen Großvater, des gleichnamigen Müllers berichtet. Durch eine unglücklich übernommene Bürgschaft verarmte er aber und musste die Mühle und die meisten und besten Wiesen verkaufen. Heute ist die Mühle ganz verschwunden; nur noch vom ehemaligen Wohnhaus steht ein Stück moosüberzogener Mauer, und der Mühlengraben ist seinem Verlauf nach zu erkennen.

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