Bahn frei für den Abriss: Dauner Kirche verschwindet (Fotos und Video)

Daun · Die Umwandlung des Geländes der Thomas-Morus-Kirche zu einem Wohnprojekt geht voran. Das Gebäude fällt, neu gebaut wird ab 2018.

Bahn frei für den Abriss: Dauner Kirche verschwindet (Fotos und Video)
Foto: Klaus Kimmling
Bahn frei für den Abriss: Dauner Kirche verschwindet (Fotos und Video)
Foto: Klaus Kimmling



"Es ist schon seltsam, mitanzusehen, wie die Kirche abgerissen wird, die schon so lange zum Stadtbild von Daun und damit auch irgendwie zu meinem Leben gehört hat. Ein komisches Gefühl", sagt eine Daunerin, die eigens gegenüber der Thomas-Morus-Kirche anhält, um ein Foto von den vor Kurzem begonnenen Abrissarbeiten zu machen.

Sie steht mit ihrem Gefühl sicher nicht allein da. Immer wieder sind in den vergangenen Tagen Schaulustige zu sehen, um das besondere Ereignis zu verfolgen. Nachvollziehbar, denn es ist ja auch alles andere als alltäglich, dass ein Gotteshaus nicht mal 50 Jahre nach der Weihe (siehe Info) dem Erdboden gleich gemacht wird.

Eine Entscheidung, mit der sich die Verantwortlichen der katholischen Kirchengemeinde auch nicht leicht getan haben. Aber nachdem klar war, dass das 1970 eröffnete Gotteshaus im Unterhalt zu teuer ist und größere Renovierungsarbeiten nötig wären - und das bei einer rückläufigen Zahl der Gottesdienstbesucher - wurde 2013 entschieden: Daun braucht keine zwei katholischen Kirchen mehr, die Thomas-Morus-Kirche wird aufgegeben und das fast 5000 Quadratmeter große Grundstück samt Gebäude verkauft.

Erworben hat es das Projektentwicklungs-Unternehmen Wohnkonzept aus Saarbrücken, Inhaber ist Claus Schlösser, der aus Hillesheim stammt.

Auf dem Gelände entsteht das sogenannte Thomas-Morus-Carré: vier Häuser mit zusammen 48 Zwei- und Drei-Zimmer-Wohnungen, zudem zieht eine Arztpraxis ein. In zwei Gebäuden wird ein betreutes Wohnen angeboten, in den beiden anderen Mehrfamilienhäusern sollen Eigentumswohnungen entstehen. Die Planungen dafür stammen vom Dauner Architekturbüro Pflüger/Gieseking. Claus Schlösser freut sich über die "schnelle Genehmigung" durch die Kreisverwaltung und dokumentiert mit der Aufstellung des Bauschilds, dass es vorangeht mit der Realisierung des Projekts.

Das Kircheninventar hat Abnehmer in unmittelbarer Nähe (so ist der Altar in die Rengener Kirche verlegt worden) oder im Ausland (die Orgel ist an eine Kirchengemeinde in Polen verkauft worden) gefunden. Und die Fenster der Kirche, die in einem gesonderten Verfahren (der TV berichtete) vermarktet wurden, sind mittlerweile ausgebaut.

Bahn frei also für den Abriss, mit vorbereitenden Arbeiten ist bereits vergangene Woche begonnen worden, in dieser Woche geht es nun richtig los. "Wir möchten die Lärmbelastung auf das Notwendigste reduzieren und haben bewusst den Beginn auf den Start der Sommerferien gelegt, wenn die benachbarten Kindertagesstätten nach und nach Ferien haben", sagt Matthias Brauns, früherer Bauamtsleiter der Verbandsgemeindeverwaltung (VGV) Daun, stellvertretender Vorsitzender des Verwaltungsrats der katholischen Kirchengemeinde Daun und mittlerweile Prokurist der Wohnkonzept GmbH.

Der Abriss und die damit verbundenen Arbeiten werden laut Brauns gut zwei Monate dauern. Einiges von der Kirche wird im Wohnprojekt "weiterleben, so wird durch den Abriss entstandenes Material für die Aufschüttung und Verdichtung des Geländes verwendet. Zudem werden der Grundstein der ehemaligen Kirche und ein Kirchenfenster integriert", erklärt Brauns.

Mit den Errichtung der neuen Gebäude wird im Frühjahr 2018 begonnen, Bauherr Schlösser geht von anderthalb Jahren Bauzeit aus, die ersten Wohnungen könnte Ende 2019 bezogen werden. Laut Susanne Jacob, Tochter von Claus Schlösser und für den Vertrieb verantwortlich, beginnt der Verkauf der Wohnungen in diesem Monat. Dafür wird ein Büro in Daun eingerichtet.

Die Geschichte der Kirche
Die ersten Überlegungen, zusätzlich zur Nikolauskirche ein zweites Gotteshaus in Daun inmitten eines Pfarrzentrums in der Freiherr-vom-Stein-Straße zu bauen, stammen vom Anfang der 1960er Jahre. 1967 wurde in Kooperation von Pfarrgemeinde, Stadt und Bundeswehr mit dem Bau der Thomas-Morus-Kirche im Bereich Berliner/Prümer Straße begonnen. Am 5. Juli 1970 weihte der Trierer Bischof Bernhard Stein das rund 820.000 Euro teure Gotteshaus. Seit 2011 war die Kirche wegen des schlechten baulichen Zustands und zur Einsparung von Heizkosten von Allerheiligen bis Ostern geschlossen. 2013 hatten die hauptamtlichen Seelsorger und die kirchlichen Gremien (Pfarrgemeinde- und Verwaltungsrat) beschlossen, sich endgültig von der Kirche zu trennen. Am 25. September 2015 fand dort der letzte Gottesdienst statt.

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