Brutal verprügelt oder eine Lüge?

Daun/Gerolstein · Plötzlich alles nicht mehr wahr? Vor dem Amtsgericht Daun muss sich heute ein 23-Jähriger wegen mehrfacher Körperverletzung verantworten. Seine Freundin hatte ihn angezeigt, weil er sie in sechs Fällen massiv geschlagen oder bedroht haben soll. Etwas später hat sie, obwohl nachweislich verletzt, ihre Anzeige zurückgezogen.

Daun/Gerolstein. In einer Wohnung in einem Dorf in der Verbandsgemeinde Gerolstein sollen sich dieses Frühjahr brutale Szenen abgespielt haben: Ein 23-Jähriger soll seine vier Jahre jüngere Freundin über drei Monate hinweg mehrfach geschlagen, mit dem Kopf auf ihre Nase gerammt, sie gewürgt, ins Gesicht geboxt sowie jeweils mit einer Machete und einem Baseballschläger bedroht haben. Das zumindest wirft ihm die Staatsanwaltschaft vor, nachdem die junge Frau ihren vermeintlichen Peiniger nach dem jüngsten Zwischenfall - er soll sie dabei am Hals gepackt, auf die Couch gedrückt und mit der Faust ins Gesicht geschlagen haben - bei der Polizei angezeigt hat. Dort hat sie dann auch von den beschriebenen weiteren Vorfällen berichtet, zu denen es in den drei Monaten zuvor gekommen sein soll. Der 23-Jährige wurde daraufhin wegen mehrfacher Körperverletzung angezeigt, nun wird ihm der Prozess gemacht. Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass die junge Frau inzwischen ihre Anzeige bei der Polizei zurückgezogen hat.
Denn: Polizei und Staatsanwaltschaft sind verpflichtet, einem solchen Vorwurf nachzugehen, wenn sie davon Kenntnis haben. Die 19-Jährige hat laut Gericht bei ihrem zweiten Besuch bei der Polizei plötzlich angegeben, dass alles doch nicht so gewesen sei und sie inzwischen wieder mit dem 23-Jährigen zusammen sei.
Aber: Nach dem jüngsten Vorfall, bei dem sie zunächst angegeben hatte, am Hals gepackt, niedergedrückt und ins Gesicht geschlagen worden zu sein, wurden von der Polizei Fotos von ihr gemacht. "Und darauf sieht sie gar nicht gut aus", sagt Richterin Julia Schmitz-Garde.

Extra

Die öffentliche Verhandlung vor dem Amtsgericht in Daun beginnt am heutigen Mittwoch um 12 Uhr. Zuvor, um 9 und um 11 Uhr, werden zwei weitere Fälle von Körperverletzung verhandelt. Im ersten Prozess soll ein Mann einem anderen mit dem Fuß mit einer Kampfsporttechnik in den Magen getreten haben. Und weil er dabei einen Schuh trug, wird dies als gefährliche Körperverletzung gewertet. Bei dem anderen Fall geht es um eine Schlägerei während der Veranstaltung Rabatz am Platz in Schönbach in diesem Jahr, als zwei junge Männer aneinandergeraten waren. mh

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